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Coaching für den Arbeitsmarkt

Sabine Ripperger1. September 2012

Eine "assistierte betriebliche Ausbildung" soll helfen, die Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern. Sie ist auf den Bedarf der Unternehmen abgestimmt.

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Immer weniger Schulabgänger, und immer mehr Jugendliche, die eine Ausbildung abbrechen - das ist dem Bundesinstitut für Berufsbildung zu viel. Es setzt sich dafür ein, gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund ausreichend Ausbildungsplätze zu schaffen.

In einem Modellversuch werden jetzt unter dem Titel "Assistierte berufliche Ausbildung" kleine und mittlere Betriebe dabei unterstützt. Bundesweit gibt es schon 17 dieser Modellversuche.

Projektleiterin Sabine Steinert sieht es pragmatisch: " Wir haben zu viele Bewerber, die nur ins Übergangssystem kommen und nicht direkt bei den Betrieben landen. Die Betriebe ihrerseits suchen dringend Auszubildende und finden keine."

Erst Vorurteile abbauen...

Bei Bosch werden von komplexe Maschinen gebaut. Foto: dpa
Betriebe suchen nach qualifizierten FachkräftenBild: picture-alliance/dpa

Die Anforderungen der Unternehmen und die Wünsche der Jugendlichen sollen durch das Projekt besser in Einklang gebracht werden. "Wir vermitteln zwischen Betrieb und Bewerber, versuchen, beide zuerst über ein Praktikum zusammenzuführen, damit sie dann einen betrieblichen Ausbildungsvertrag abschließen." Auch danach blieben die Koordinatoren Ansprechpartner für den Auszubildenden (kurz: Azubi), um Abbrüche zu verhindern und zu beobachten, wie es in der Berufsschule läuft.

In Berlin-Wedding befinden sich derzeit 15 Azubis in ganz unterschiedlichen Berufen in einer assistierten Ausbildung - vom Groß- und Außenhandelskaufmann bis hin zum Maler und Lackierer. Die Jugendlichen sind zwischen 17 und 25 Jahre alt. Manche von ihnen sind schon ein oder zwei Jahre aus der Schule ausgeschieden, haben in Oberstufenzentren unterschiedliche Kurse durchlaufen, berufsvorbereitende Kurse belegt - aber alle Bemühungen sind fast immer ohne konkretes Ergebnis geblieben. "Diese Schleifen zu durchbrechen, ist eigentlich unser Hauptanliegen. Wir wollen die Jugendlichen wirklich direkt in die Betriebe bringen, und da ist sehr viel Moderation und Coaching für beide Seiten notwendig", erklärt Steinert.

... dann Check-Listen abarbeiten

Der 18-jährige Bacheer will eine Ausbildung zum Maler und Lackierer machen. Besonders gut findet der junge Mann, wie strukturiert das Programm ist: "Von Anfang an hat man Aufgaben, eine Check-Liste, die man erfüllen muss. Mathe, Deutsch, Englisch lernt man zum Beispiel weiter in der Schule. Ich finde das richtig gut."

Für die 18-jährige Fehda mit arabischem Migrationshintergrund ist es bisher noch nicht so gut gelaufen, aber sie bleibt optimistisch. 2011 hatte sie die 10. Klasse mit einem mittleren Schulabschluss beendet. "Ich habe seit letztem Jahr versucht, einen Ausbildungsplatz als Gesundheits- und Krankenpflegerin zu finden, und habe mich fast überall beworben." Trotz guter Noten ist sie allerdings bisher in keinem Betrieb untergekommen.

Eine Jugendliche mit Kopftuch folgt dem Unterricht. Foto: dpa
Gute Noten, aber trotzdem keine Perspektive: Jugendliche mit Migrationshintergrund werden jetzt bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt.Bild: picture-alliance / dpa

Schließlich wurde sie vom Jobcenter in die assistierte betriebliche Ausbildung geschickt. "Inzwischen weiß ich besser, wo meine Stärken liegen. Ich habe außerdem gelernt, wie man sich in Bewerbungsgesprächen verhält", sagt Fehda.

Das Programm hat ihr geholfen, ihren Berufswunsch noch einmal zu überdenken. Jetzt sucht sie lieber nach einer Stelle als Sozialassistentin - und diesmal rechnet sie sich gute Chancen aus.