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Comeback der Eisenbahn?

19. Februar 2010

Ausgerechnet im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind Hochgeschwindigkeitszüge noch Zukunftsmusik. Jetzt stellt Barack Obama acht Milliarden Dollar für moderne Bahnstrecken bereit. Davon will auch Siemens profitieren.

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ICE von Siemens
ICE in Amerika - so will es zumindest SiemensBild: CC-BY-SA-2.0

Mit Schutzbrille und Ohrenstöpsel gegen den Lärm läuft Oliver Hauck durch seine Fabrik im kalifornischen Sacramento. "Bisher bauen wir an diesem Standort Stadtbahnen, das ist eine größere Form der Straßenbahnen", erklärt der Siemens-Manager. Siemens ist Marktführer in den USA für Stadtbahnen, über 1000 wurden schon ausgeführt.

Ein japanischer Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug verlässt den Bahnhof in Tokio (Foto: AP)
Einer der größten Konkurrenten für Siemens: der japanische "Shinkansen"Bild: AP

Trotzdem träumt Hauck von mehr: Er will den ICE nach Amerika bringen. Und jetzt gibt es Hoffnung: Von den acht Milliarden Dollar, die Präsident Barack Obama als Fördermittel bereit stellt, geht ein Viertel nach Kalifornien. Jetzt muss sich der deutsche Konzern gegen Konkurrenten aus der ganzen Welt durchsetzen. Die größten Rivalen sind der TGV aus Frankreich und der Shinkansen aus Japan.

Von der Stadtbahn zum Hochgeschwindigkeitszug

Das es bereits eine Fabrik gibt, könnte jedoch ein Vorteil sein. "Wir haben schon erste adäquate Technologie hier", meint Hauck. Aber man müsse zusätzlich dazu auch die Anforderungen des Landes berücksichtigen. "Kein Auftrag wird ohne lokale Wertschöpfung und ohne, dass man dadurch amerikanische Arbeitsplätze schafft, vergeben."

Auf neue Arbeitsplätze für Kalifornien hofft auch die Parlamentsabgeordnete Cathleen Galgiani, die gemeinsam mit Gouverneur Arnold Schwarzenegger die Pläne vorantreibt. "Kalifornien ist startklar", sagt Galgiani. Der Bundesstaat hat im Vergleich zu den anderen die Nase vorn: Bis ins Detail ist das 800 Meilen lange Streckennetz bereits festgelegt. Kalkulierte Kosten: 45 Milliarden Dollar - die zwei Milliarden vom Staat sind ein Anfang. "Außerdem kooperieren wir mit sechs Staaten, die bereits Hochgeschwindigkeitszüge herstellen", freut sich Galgiani.

Eisenbahn-Geschichte aus Sacramento

Zwei Rangierloks in Chicago, Illinois (Foto: dpa)
In Zeiten von Autos und Flugzeugen stand die Bahn lange auf dem AbstellgleisBild: picture-alliance/ dpa

Es ist nicht das erste Mal, dass in Sacramento Eisenbahn-Geschichte geschrieben wird. Die erste Strecke, die von Küste zu Küste lief, nahm hier ihren Anfang. Nachdem Gold in Kalifornien entdeckt wurde, wuchs plötzlich die Bevölkerung, und es entstand ein neuer Staat ohne Verkehrsanbindung zum Rest der USA. "Man musste das Segelschiff um Südamerika herum nehmen oder einen Pferdewagen", erzählt Paul Hammond, Direktor vom Eisenbahnmuseum Sacramento.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts hatte die Eisenbahn gegenüber Auto und Flugzeug ausgedient. Nun, in Zeiten von Verkehrskollaps und Klimaschutz, bekommt die Schiene eine neue Chance. Den ersten acht Milliarden von der Regierung sollen weitere folgen. Präsident Obama verkündete bereits: "Reisen soll schneller, billiger und umweltfreundlicher werden". Auch in den kommenden Jahren will er Geld bereit stellen.

Autorin: Miriam Braun
Redaktion: Julia Elvers-Guyot