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Confed-Cup als WM-Test

13. Juni 2009

Ein Jahr vor der WM in Südafrika beginnt dort an diesem Sonntag der Confederations Cup - ein Testlauf für das Großereignis 2010.

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Begrüßung für Fans und Offizielle am Flughafen in Johannesburg (Foto: DW/U. Reimann) Copyright: U. Reimann
Confederations Cup: Begrüßung für Fans und Offizielle am Flughafen in Johannesburg Copyright: U. ReimannBild: DW

Für Delia Fischer sind es die vierten Fußball-Weltmeisterschaften, die die 33jährige Österreicherin 2010 in Südafrika erleben wird. Seit knapp einem Jahr lebt Delia in Johannesburg und arbeitet für die FIFA in der Presseabteilung. Und das, was die Organisatoren des Confed-Cups seit Jahren beschäftigt – der Aufbau einer Verkehrsinfrastruktur für die reibungslose An- und Abreise zu den Stadien und Hotels – war für Delia Fischer vom ersten Tag an ein Thema: "Natürlich ist es hier anders. Also ich war immer öffentlichen Nahverkehr gewohnt, ich habe jahrelang kein Auto gehabt. Hier muss ich jetzt jeden Tag mit dem Auto fahren, weil Nahverkehr nicht verfügbar ist", sagt sie und spricht damit ein Problem an, dass eigentlich bis zum Anpfiff des Confederations Cups am 14. Juni vom Organisationskomitee gelöst werden sollte. Südafrikas neuer Präsident Jacob Zuma persönlich hatte nach seiner Wahl versprochen, den Widerstand tausender Taxifahrer gegen die Einführung eines neuen Bussystems in Verhandlungen zu brechen.

Südafrikanische Fußballfans im Ellis Park (Foto: U. Reimann)
Südafrikanische Fußballfans im Ellis ParkBild: DW

Mit dem Confederations Cup sollten 143 Schnellbusse auf Johannesburgs Straßen kommen, an Haltestellen die Fans einsammeln und nach einem geregelten Fahrplan aus Soweto über die Innenstadt in das Johannesburger Ellis Park Stadion bringen. Extra Busspuren sind auf die Straßen aufgemalt worden, die Bushaltebuchten fertiggestellt, doch die einflussreiche Taxifahrer-Industrie, die seit Monaten gegen den geregelten Nahverkehr wegen drohender Umsatzeinbußen protestiert, hat das Projekt zunächst einmal gekippt. Die Busse werden nicht fahren, stattdessen gibt es für die Fans in Johannesburg vier zentrale Parkplätze, hier kann man dann umsteigen in die bis zu zehnsitzigen Minibustaxis, die einen kostenlos in das Stadion fahren. FIFA und Organisationskomitee spielen diese Pleite herunter, beim Confederations Cup seien ohnehin mehrheitlich südafrikanische Zuschauer in den Stadien und die sind bislang auch ohne Nahverkehrssystem klar gekommen.

Vier generalüberholte Stadien für den Konföderationspokal

Loftus Versfeld in Pretoria (Foto: U. Reimann)
Loftus Versfeld in Pretoria, hier spielen am 21.06. Italien-Brasilien Copyright: U. ReimannBild: DW

Ganz anders hingegen die Situation bei den Stadien: die 16 Spiele werden in Johannesburg, Pretoria, Rustenburg und Bloemfontein ausgetragen. In Pretoria steht das älteste Stadion des Landes, 1906 erbaut finden im Loftus Versfeld 45.000 Zuschauer Platz, hier wird das bereits ausverkaufte Topspiel der Vorrunde zwischen Italien und Brasilien ausgetragen. Ellis Park in Johannesburg ist das größte Stadion: 1928 als Rugby-Stadion eingeweiht, bietet es 60.000 Zuschauern Platz, hier finden unter anderen das Eröffnungsspiel Südafrika-Irak und das Endspiel des Confederations Cups statt. Spektakuläre Endspiele hat dieses Stadion schon viele erlebt: Im Rugby-WM-Finale gewann Südafrika 1995 gegen Neuseeland in der Verlängerung 15:12 und der schwarze Präsident Nelson Mandela übergab dem weißen Kapitän François Pienaar den Pokal.

Alf Oschatz, Projektleiter Durban Stadion (Foto: U. Reimann)
Alf Oschatz, Projektleiter Durban StadionBild: DW

Alf Oschatz aus Berlin, Projektleiter der neuerbauten WM-Arena in Durban, die im Herbst der FIFA übergeben werden soll, verspricht: "Die Stadien werden in Südafrika nicht das Problem sein, sie werden alle rechtzeitig fertig und entsprechen den modernsten Standards. Die Stadien sind natürlich wichtig, hier findet das Turnier statt, von hier aus werden die TV-Bilder in die ganze Welt übertragen, hier müssen hohe Sicherheitstandards eingehalten werden", ist sich Oschatz sicher, dass die Gastgeber ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Die Sicherheit bereitet noch Kopfschmerzen

Die Sicherheitsstandards außerhalb der WM-Stadien stehen ab Sonntag besonders im Fokus der Weltöffentlichkeit: 8000 Polizisten sind für den Confederations Cup zusätzlich eingestellt worden, 3400 ausgebildete Stewards sollen den Fußball-Touristen aus aller Welt mit Rat und Tat zur Seite stehen und WM-Chef Danny Jordaan versprüht seit Monaten Optimismus: "Wir können sichere Veranstaltungen durchführen und das ist eine sehr, sehr wichtige Feststellung. Ich denke, mit dem Confederations Cup 2009 können wir diese Empfehlungen für Südafrika bestätigen", hat Jordaan unlängst noch einmal festgestellt. Die Sicherheit beim Confederations Cup als Empfehlung für die Weltmeisterschaft 2010: Dieses Versprechen von Danny Jordaan stand in diesen Tagen noch einmal im Mittelpunkt einer öffentlichen Diskussion. Eine schwedische Sicherheitsfirma brach die Verhandlungen mit dem südafrikanischen Organisationskomitee Ende Mai ab, weil die angebotenen Löhne für Sicherheitskräfte und Management viel zu niedrig waren. Über Nacht verpflichteten die Organisatoren eine kleine unbekannte Sicherheitsfirma aus Kapstadt, deren unvorbereitete Mitarbeiter jetzt Hotels, Stadien, Trainingsstätten und sogenannte VIPs beschützen sollen. Die kurzfristig eingesprungene Firma hatte in den letzten Tagen das große Problem zu lösen, neues Personal zu verpflichten um den Großauftrag zu stemmen. Keine guten Voraussetzungen für eine Veranstaltung, die gerade in puncto Sicherheit unter den Augen der Weltöffentlichkeit als Testlauf für die WM 2010 gilt.

Optimismus beim Ticketabsatz

FIFA-Berater Schmidt im DW-Interview mit Ulrich Reimann
Horst R. Schmidt, FIFA-Berater im DW-Interview mit Ulrich Reimann Copyright: U. ReimannBild: DW

Besser lief es in den letzten Wochen beim Kartenvorverkauf: Große Firmen haben Kartenpakete mit bis zu 50.000 Karten für ihre Mitarbeiter und Kunden gekauft. Bleibt zu hoffen, dass diese dann auch Spiele wie Irak gegen Neuseeland oder Ägypten gegen die USA besuchen werden. Horst R. Schmidt vom Deutschen Fußballbund berät FIFA und WM-Organisatoren seit drei Jahren, vor vier Jahren waren für ihn 85 Prozent verkaufte Karten beim Confederations Cup in Deutschland schon ein großer Erfolg. Für Schmidt sind stimmungsvolle Stadienkulissen eine wichtige Visitenkarte Südafrikas, aber er gibt gleichzeitig zu bedenken: "Ein vollständiger Ausverkauf der Stadien ist sehr schwer. Das wird es hier auch. Ich hoffe nur, dass dieser optische Eindruck, der ja ganz wichtig ist, weil das Fernsehbild überall hingeht, rüberkommt", drückt Schmidt den Organisatoren die Daumen.

Südafrikanische Fans sind zuversichtlich

Über 400.000 der 640.000 Tickets sind bislang verkauft und beim Eröffnungsspiel Südafrika gegen Irak im Johannesburger Ellis Park wollen die einheimischen Fußballfans mit einer stimmungsvollen Kulisse alle Kritiker überzeugen. Nach einem 1:0 Erfolg gegen Polen im letzten Testspiel vergangene Woche erwarten die Südafrikaner jetzt einiges von ihrem Team. Die Mannschaft hat sich mit ihrem brasilianischen Trainer Joel Santana seit Wochen auf das Turnier vorbereitet, die Vorrundengruppe mit Spanien, Neuseeland und dem Irak wird als leicht angesehen und viele Fans hoffen deshalb auf den Halbfinaleinzug Südafrikas. David, William und Thabopelo, die als Anhänger ihres Vereins kein Spiel der Kaizer Chiefs aus Soweto verpassen, sind sicher: Südafrika wird nicht nur guten Fußball erleben, die Gastgeber werden ihrer Rolle auf jeden Fall gewachsen sein: "Südafrika ist jetzt sehr stolz und fleißig. Alles ist vorbereitet und wir sind fertig. Auch in Sachen Infrastruktur sind wir bereit. Wir sind definitiv jetzt in der Lage, für dieses Großereignis als Gastgeber aufzutreten", verbreiten sie großen Optimismus.

Autor: Ulrich Reimann
Redaktion: Joachim Falkenhagen