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Conti organisiert sich neu

12. August 2009

Der Machtkampf zwischen dem Autozulieferer Continental und seinem Großaktionär Schaeffler ist mit einem Kompromiss beigelegt: Der Conti-Chef geht, der Vorsitzende des Aufsichtsrates zieht sich zurück.

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Neumann mit gesenktem Kopf (Foto: dpa)
Muss gehen: Conti-Chef Karl-Thomas NeumannBild: picture-alliance/ dpa

Wie nach einer Sitzung des Aufsichtsrates der Continental AG in Hannover am Mittwoch (12.08.2009) mitgeteilt wurde, verständigte sich das Kontrollgremium auf einen grundlegenden Umbau der Conti-Spitze. Unternehmenschef Karl-Thomas Neumann wird abberufen und durch den Schaeffler-Manager Elmar Degenhardt ersetzt.

Zudem wird der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer demnächst seinen Posten als Aufsichtsratschef von Continental abgeben. Außerdem vereinbarten die Aufsichtsräte, die vakanten Positionen im Conti-Vorstand vor allem mit Managern aus Hannover zu besetzen.

Gewerkschaften redeten mit

Conti-Chef Neumann und Firmenchefin Schaeffler vor Conti-Logo und dunklen Wolken (Fotomontage: DW)
Kann Schaeffler die dunklen Wolken vertreiben?Bild: picture-alliance/ dpa / Fotomontage: DW

Mit diesem Kompromiss wurden eine erneute Kampfabstimmung im Aufsichtsrat und ein Eklat wie bei der Sitzung Ende Juli verhindert. Die Vertreter von Schaeffler hatten versucht, Conti-Chef Neumann zu stürzen, waren aber am Widerstand der Arbeitnehmerseite gescheitert. Nach Medienberichten wurde das neue Personal-Tableau von Maria-Elisabeth Schaeffler und ihrem Sohn Georg mit führenden Vertretern der Metall- und der Chemie-Gewerkschaft ausgehandelt.

Das Familienunternehmen Schaeffler, das ebenfalls im Bereich Automobilzulieferung tätig ist, besitzt knapp 50 Prozent der Aktien der weit größeren Continental AG. Weitere 40 Prozent hat Schaeffler bei Banken geparkt. Durch die Übernahme ist die Firma aus Herzogenaurach in eine schwere finanzielle Schieflage geraten: Schaeffler drücken annähernd zwölf Milliarden Euro Schulden. Conti seinerseits ist mit rund zehn Milliarden Euro verschuldet, vor allem wegen der Übernahme der früheren Siemenstocher VDO im Jahre 2007. Beide Unternehmen leiden zudem schwer unter der Automobilkrise. Nicht zuletzt diese Finanznöte haben trotz monatelangen Verhandlungen eine Einigung über eine Zusammenarbeit der Unternehmen bislang verhindert.

Eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen hätten Commerzbank-Chef Martin Blessing - als Vertreter der Gläubiger-Banken - und Altkanzler Gerhard Schröder gespielt. Schröder ist Garant der Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler. Er hatte
rechtlich prüfen lassen, ob Schaeffler die Vereinbarung gebrochen hat und damit den Druck auf das Familienunternehmen aus Herzogenaurach erhöht. Schröder erklärte, er halte den Kompromiss für "vertretbar". Damit seien die Gründe für eventuelle gerichtliche Maßnahmen entfallen.

Führende Autozulieferer

Autoreifen-Produktion bei Continental (Foto: dpa)
Autoreifen-Produktion bei ContinentalBild: picture-alliance/ dpa

Conti ist einer der führenden Lieferanten für elektronische Bremssysteme sowie Einspritzsysteme bei Verbrennungsmotoren. Hinzu kommt eine führende Stellung des Unternehmens bei Winterreifen und als Erstausrüster bei fabrikneuen Wagen. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 130.000 Mitarbeiter an nahezu 190 Standorten in 35 Ländern und erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von mehr als 24 Milliarden Euro.

Schaeffler gehört nach eigenen Angaben zu den weltweit größten Anbietern in der Wälzlagerindustrie und ist Zulieferer nahezu aller Automobilhersteller. Das Untenehmen hat weltweit rund 66.000 Mitarbeiter - davon rund 28.000 in Deutschland - und erzielte 2008 einen Umsatz von rund 8,9 Milliarden Euro. (mbö/sam/wl/fw/mm/dpa/rtr/afp/ap)