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Contra: Es ist an der Zeit, die G8 zu erweitern

3. Juli 2009
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Themenbild Pro und Contra
Sind die G8-Treffen noch zeitgemäß?Bild: DW

Der Weltwirtschaftsgipfel im italienischen L'Aquila wird das letzte Treffen dieser Art sein. Ohne Zweifel wird der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi eine große Inszenierung und damit die von den Staats- und Regierungschefs für den jeweiligen Heimatmarkt gewünschten Fernsehbilder liefern. Die Show ist wichtiger als der Inhalt. Deswegen hat Berlusconi das G8-Treffen, das ursprünglich auf einem Kreuzfahrtschiff vor Sardinien stattfinden sollte, in die erdbebengefährdete Abruzzen-Hauptstadt verlegt.

Dabei gibt es an Themen keinen Mangel. Die auf dem Weltfinanzgipfel in London verabredeten Reformen für den Finanzsektor harren der Umsetzung. Für den Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen sind Verabredungen zu treffen. Schließlich ist die weltweite Rezession bestenfalls auf ihrem Tiefpunkt angelangt. Genau diese Themen sind jedoch von den traditionellen Industriestaaten der G8 nicht zu bewältigen. China spielt in der Weltwirtschaft eine sehr viel wichtigere Rolle als Italien, auch Indien und Brasilien haben mehr Gewicht und vor allem mehr Perspektive. Diese aufstrebenden Volkswirtschaften sind gefordert, wichtige Beiträge sowohl in der Weltwirtschaft und im Weltfinanzsystem als auch bei der Erhaltung des Weltklimas zu leisten.

Vernünftig war es schon lange nicht mehr, dass die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten plus Russland meinten, sie könnten die Probleme dieser Welt alleine lösen und die Repräsentanten der großen Schwellenländer mit einem Mittagessen abspeisen. Durch die Weltrezession sind die G8 gezwungen, ihrer alljährlichen Polit-Show ein Ende zu bereiten. Denn bei der Lösung der Wirtschafts- und Finanzkrise sind die traditionellen Industriestaaten auf wirtschaftliche und politische Schwergewichte wie China, Indien, Brasilien, Mexiko, Saudi-Arabien und Südafrika angewiesen.

Neue Zeiten akzeptieren

Die G8 waren gestern, die Zukunft gehört den G20. Der Weltwirtschaftsgipfel in seiner derzeitigen Form ist ein Auslaufmodell. Es ist eine Provokation, dass sich die Staats- und Regierungschefs der großen Schwellenländer mit einer Kurzeinlage begnügen müssen.

Die Schwellenländer pochen auf Gleichberechtigung bei der Diskussion und bei der Entscheidung. Die traditionellen Industriestaaten tun gut daran, Bundeskanzlerin Angela Merkel zu folgen und sich auf eine neue Machtverteilung einzustellen - und zwar nicht nur beim Weltwirtschaftsgipfel, sondern auch beim Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und anderen multilateralen Organisationen. Denn sonst gründen die Schwellenländer eines nicht mehr fernen Tages ihren eigenen Club und weisen den Staats- und Regierungschefs der alten Industriestaaten einen Platz am Katzentisch zu.

Autor: Karl Zawadzky

Redaktion: Kay-Alexander Scholz