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Cyberterror als neue Bedrohung

5. Februar 2012

Experten warnen vor einer neuen Form des Terrorismus. Das Internet könne zum "Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts" werden und die klassische Kriegsführung ersetzen. Computerviren als Waffen im Zeitalter des Internets?

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Kabel des Supercomputers JUROPA verbinden im Forschungszentrum Jülich einzelne Module des Rechners (Foto: Archiv/dpa)
Die nächsten Terrorangriffe über Server und Kabel?Bild: picture-alliance/dpa

Cyberterrorismus war eines der zentralen Themen zum Ende der Münchner Sicherheitskonferenz, die am Freitag begonnen hatte. Der russische Sicherheitsexperte und Computerviren-Spezialist Jewgeni Kaspersky rief die Politik auf, sich auf eine Ächtung der Cyberwaffen zu einigen. Nach seiner Einschätzung könnten Internetterroristen zur neuen Gefahr für Staaten werden. Diese Form des Terrorismus könne zu einer neuen Form der Kriegsführung werden, warnte Kaspersky. Das "Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts" – für ihn könnte das Internet sich dazu entwickeln. Erstmals könnten Angreifer, Cyberterroristen, jegliche Ziele aus allen Ecken der Welt attackieren. Das könne nicht nur Unternehmen betreffen, sondern ganze Staaten. Darauf müsse die internationale Politik staatenübergreifend reagieren. Das Beispiel des Computerwurms "Stuxnet" habe gezeigt, wie gefährlich solche Waffen sein könnten.

Cyberkriminalität gefährlicher als Drogenhandel

Auch die für Internetsicherheit zuständige EU-Kommissarin Neeli Kroes forderte in München ein international abgestimmtes Vorgehen gegen Verbrechen im Internet. Die Digitalisierung verändere die Welt grundlegend und beeinflusse sowohl die Politik als auch die Wirtschaft. Cyberkriminalität richte bereits heute Schäden von jährlich einer Billion US-Dollar weltweit an. Die Bedrohung sei damit größer als die des Drogenhandels. Daher müssten Staaten in diesem Bereich enger in der Verfolgung zusammenarbeiten. Die EU plane eine "schnelle Eingreiftruppe" für das Internet und ihre Strategie solle noch in diesem Jahr verabschiedet werden.

Sicherheitsexperte und Computerviren-Spezialist Jewgeni Kaspersky (Foto: rtr)
Computerviren-Spezialist Kaspersky fordert, Cyberwaffen zu ächtenBild: Reuters

Der frühere CIA- und NSA-Chef Michael Hayden fügte hinzu, im Cyberspace habe die traditionelle Politik der Abschreckung ihren Wert und ihre Wirkung verloren. Benötigt würden aus diesem Grund neue Wege in der Internetsicherheit. Cyberangriffe erfolgten in der Regel durch anonyme Feinde. Wegen der Anonymität könnten Staaten im Netz "nicht mehr auf Vergeltung zurückgreifen". Abwehr sei möglich, aber nicht mehr Vergeltung.

Dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zufolge werden täglich weltweit rund 60.000 neue Schadprogramme erstellt. Damit werden allein in Deutschland pro Tag mehr als 20.000 Webseiten infiziert und rund 1.000 Cyberattacken auf deutsche Regierungsnetze durchgeführt. Andere Experten schätzen die Schäden durch Internetkriminalität allein für Deutschland jährlich auf 50 Milliarden Euro.

nm/gmf (dapd, dpa)