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Daimler plant rigides Sparprogramm

8. April 2009

Der Autobauer Daimler stemmt sich mit Milliarden-Sparprogrammen gegen die erwartete Talfahrt im laufenden Jahr. Nur die Entwicklung umweltfreundlicher Fahrzeuge will der Konzern vom Rotstift verschonen.

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Ein Mann schaut sich in Dubai Autos der Marke Mercedes-Benz an (Fotos: AP)
Daimler und der Großaktionär aus Abu Dhabi wollen auf grüne Technologie setzenBild: AP

Der Autobauer Daimler stellt sich auf ein Krisenjahr ein und schließt auch Entlassungen nicht mehr aus. Daimler werde in drei Wochen "deutlich negative" Zahlen für das erste Quartal vorlegen, kündigte Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch (08.04.2009) auf der Hauptversammlung in Berlin an. "Nach unserer Einschätzung werden die Automobilmärkte die Talsohle frühestens in der zweiten Jahreshälfte durchschreiten", sagte Zetsche.

Zu Entlassungen könne es im äußersten Fall kommen, wenn die Krise weiter anhält. Bisher wurden betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2011 ausgeschlossen.

Zwei Milliarden Euro weniger für Personalkosten

Wegen der Nachfrageflaute herrscht in den deutschen Daimler-Werken fast flächendeckend Kurzarbeit, insgesamt sind rund 68.000 Mitarbeiter betroffen. Doch dies allein reicht nicht mehr - mit einem ganzen Maßnahmenbündel soll der neue Personalvorstand Wilfried Porth in diesem Jahr in Deutschland die Arbeitskosten um rund zwei Milliarden Euro drücken. "Klar ist: Ohne einen substanziellen Beitrag auch der Arbeitnehmerseite wird es nicht gehen", sagte Zetsche.

Über das Paket wird derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt, Ergebnisse werden Ende April erwartet. In Berlin demonstrierten Daimler-Mitarbeiter mit Masken, die das Gesicht von Zetsche darstellten, gegen die geforderten Lohneinbußen.

Zetsche gibt Fehler zu

Dieter Zetsche (Foto: AP)
Dieter Zetsche räumt Fehler einBild: AP

Der Daimler-Chef räumte eigene Fehler ein. "Ich habe grundsätzlich keine Probleme klar zu machen, dass wir mit dem Erreichten nicht zufrieden sind", sagte Zetsche. Zu Beginn der Krise im vergangenen Jahr hätte man die Produktion vielleicht schneller bremsen sollen, um nicht zu hohe Bestände aufzubauen.

Die verbliebene Beteiligung am angeschlagenen US-Autobauer Chrysler droht den Konzern weiter zu belasten. Im Falle einer Insolvenz des derzeit nur noch dank Staatshilfen überlebenden US-Herstellers könne man "Auswirkungen auf das Ergebnis 2009 nicht ausschließen", sagte Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber auf der Hauptversammlung in Berlin. Im vergangenen Jahr schlugen die Belastungen durch den knapp 20-prozentigen Chrysler- Anteil mit mehr als drei Milliarden Euro zu Buche.

"Letztlich wird niemand in unserer Branche von dieser Jahrhundertkrise verschont bleiben", sagte Zetsche. Anders als bei den US-Autobauern General Motors und Chrysler stellt sich bei Daimler aber nicht die Überlebensfrage. "Wir werden nicht zulassen, dass ein Unternehmen gefährdet wird, dessen Marken und Produkte weltweit als Aushängeschild der deutschen Industrie gelten", sagt Zetsche.

Kritik der Aktionäre an Spritfressern

Etliche der rund 6600 erschienenen Anteilseigner übten in der Hauptversammlung teils heftige Kritik am Krisenmanagement des Vorstands und an einer zu wenig umweltfreundlichen Fahrzeugflotte. Gerade im Vergleich zu BMW sei man ins Hintertreffen geraten. Mehrere kritische Aktionäre verlangten den Ausstieg von Daimler beim Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS.

Auf die Kritik an den verbrauchsstarken Modellen reagierte Zetsche mit dem Versprechen, den Klimagas-Ausstoß der Flotte deutlich zu senken. Von heute 176 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer soll er bis 2012 auf 140 Gramm sinken. Damit würde Daimler die EU-Vorgaben erfüllen. Der Konzernchef kündigte massive Investitionen in Forschung und Entwicklung an. "So sehr uns die Krise an allen Ecken und Enden zum Sparen zwingt: Unser Saatgut für die Ernte von morgen und übermorgen werden wir nicht aufzehren", sagte Zetsche. "Oberste Priorität haben dabei für uns neue Produkte und grüne Technologien." Auf die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien setzt auch der neue arabische Großaktionär Aabar aus Abu Dhabi. (je/gri/dpa/rtr/ap)