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Daimler will wieder auf die Überholspur

10. Februar 2012

Das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte: Der Autobauer präsentierte in der Bilanz 2011 Rekordwerte bei Absatz, Umsatz und Gewinn – doch der Kampf um die Führung in der Premiumklasse geht weiter.

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Dieter Zetsche, CEO of Germany's Daimler AG with its Mercedes Benz car group smiles as he poses for a picture prior to the company's annual news conference in Stuttgart, February 9, 2012. REUTERS/Kai Pfaffenbach (GERMANY - Tags: TRANSPORT BUSINESS EMPLOYMENT)
Vorstandschef Dieter ZetscheBild: Reuters

"Wir hatten uns für 2011 viel vorgenommen - und wir haben es mehr als erreicht", sagte ein stolzer Daimler-Konzernlenker Dieter Zetsche am Donnerstag (09.02.2012) bei der Bilanzvorlage seines Unternehmens in Stuttgart. Dank Auto-Rekordverkäufen hat Daimler 2011 den größten Gewinn aller Zeiten erzielt. Unterm Strich verdiente der Dax-Konzern 6,0 Milliarden Euro, nach 4,67 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz übersprang nach Unternehmensangaben mit 106,5 Milliarden Euro klar die von Vorstandschef Zetsche gesetzte Zielmarke von 100 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern belief sich auf 8,76 Milliarden Euro, ein Plus von 20 Prozent zum Vorjahr. Der Absatz im Konzern kletterte um elf Prozent auf 2,1 Millionen Fahrzeuge – so viele wie noch nie.

Die Mitarbeiter würden an dem Anstieg des operativen Ergebnisses aus dem laufenden Geschäft um 24 Prozent auf knapp neun Milliarden Euro beteiligt, teilte der Stuttgarter Autobauer zudem mit. Die rund 160.000 Beschäftigten in Deutschland erhielten 4100 (Vorjahr: 3150) Euro, nie zuvor war der Bonus höher ausgefallen. An die Anteilseigner will Daimler 2,20 Euro Dividende zahlen, nach 1,85 Euro im Vorjahr. Die bisher höchste Ausschüttung hatten die Aktionäre im Jahr 2007 mit zwei Euro erhalten.

Lob in eigener Sache

"Diese Leistung zeigt, dass unser Konzern mit seinem breiten Portfolio von Pkw, Trucks, Vans, Bussen und Finanzdienstleistungen strategisch sehr gut aufgestellt ist", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Vor allem der Bereich Mercedes-Benz Cars trug mit Bestwerten bei Absatz, Umsatz und Gewinn dazu bei. Aber auch die Geschäfte der Lastwagen-Sparte und der Finanzsparte liefen gut.

Rekorde können täuschen

Der Autoexperte Frank Schwope von der NordLB warnte im Gespräch mit der DW davor, die guten Ergebnisse zu überschätzen: "Rekordzahlen sind gegenwärtig nichts besonderes in der Automobilbranche" – zumal die meisten Hersteller für das Jahr 2011 Rekordergebnisse melden dürften, wie Schwope betont. Durch die stetig steigende Nachfrage gerade in den Schwellenländern werde es vielen Herstellern nicht schwer fallen, die Absatzzahlen Jahr für Jahr auf immer neue Rekordwerte zu treiben. Dagegen dürfe es den Unternehmen nicht so einfach gelingen, "auch den Gewinn immer weiter zu steigern".

Mercedes liegt nach einhelliger Meinung von Experten zurzeit deutlich hinter der direkten Konkurrenz. Danach hechelt Daimler in puncto Profitabilität im PKW-Bereich BMW und Audi hinterher. Dasselbe gelte für den schärfsten LKW-Wettbewerber Volvo.

Führungsanspruch untermauert

Dennoch untermauerte Dieter Zetsche in Stuttgart auch wieder den Führungsanspruch von Daimler in der Premiumklasse. Es gelte, bis 2020 die Krone im Oberklasse-Segment zu erobern. "Wir wollen in all unseren Geschäftsfeldern die Spitzenposition - und wir wollen sie auf Dauer", sagte Zetsche. "Wir wissen, dass uns das nicht in den Schoß fallen wird." Bis 2015 will der Konzern zehn neue Modelle in die Autohäuser bringen. "Wir wissen, dass wir sehr gute Voraussetzungen haben, und es liegt nun an uns, diese Voraussetzungen auch in Resultate zu überführen."

Solche Zielvorgaben sind in der Branche nicht ungewöhnlich. Der Autoexperten Frank Schwope sagte in diesem Zusammenhang gegenüber der DW, auch die aktuelle Nummer eins sei lediglich eine Momentaufnahme. Langfristig seien die Führungspositionen weder im Premium- noch im Massenmarkt sicher. Im Gegenteil: "Durch aufstrebende chinesische Unternehmen wird die Autowelt in Zukunft sicherlich durcheinander gewirbelt", so Schwope.

Wachstum hält an

Dieter Zetsche gab sich bei der Bilanzvorlage auch beim langfristigen Ausblick optimistisch: "Wir glauben, dass der Automobilmarkt weiter zweistellig wachsen wird und wir weiter Marktanteile gewinnen können", sagte Zetsche im Interview mit der DW.

Für das laufende Jahr geht der Konzernchef mit Ausnahme vom durch die Staatsschuldenkrise belasteten westeuropäischen Markt von einem etwas bescheidenerem weltweiten Wachstum aus. Global dürften die Auto-Zulassungen um rund vier Prozent zulegen, hieß es bei der Bilanzvorlage. Bei den Lastwagen erwartet Daimler eine Nachfrage, die mindestens auf dem Niveau von 2011 liegt. Insgesamt wollen die Stuttgarter den Absatz und den Umsatz weiter steigern. Sie streben zudem ein Ergebnis des Gewinns auf Vorjahresniveau an.

Weltweit beschäftigte Daimler zum Ende des vergangenen Jahres 271.370 Menschen, das waren 11.270 mehr als im Vorjahr. In Deutschland arbeiteten 167.684 Mitarbeiter für den Konzern (2010: 164.026). Im laufenden Jahr soll die Mitarbeiterzahl im Ausland weiter steigen. Die Produktion werde vor allem in Nordamerika, Asien und Ungarn ausgebaut. Die Werke im Ausland sicherten aber auch Arbeitsplätze in Deutschland, versicherte Zetsche.

Autor: Klaus Ulrich
Redaktion: Henrik Böhme