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DaimlerChrysler: US-Anwälte verlangen Schadenersatz für Hinterbliebene ehemaliger Mitarbeiter in Argentinien

13. Januar 2004

Klage wird am 14. Januar eingereicht – Juristen im Gespräch mit DW-WORLD.DE

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Mit einer Klage gegen den DaimlerChrysler-Konzern wollen US-amerikanische Anwälte Schadenersatz für die während der Militärdiktatur in Argentinien ermordeten bzw. entführten und gefolterten Mitarbeiter von Mercedes Benz fordern. Das bestätigte einer der beiden Anwälte, Daniel Kovalik (Washington), am Dienstag gegenüber DW-WORLD.DE, dem Internetangebot der Deutschen Welle. Die Klage werde am Mittwoch, 14. Januar 2004, beim zuständigen Bundesgericht in Nordkalifornien eingereicht. Die Juristen werfen der argentinischen Tochter von DaimlerChrysler, Mercedes Benz (MBA), vor, in die Verschleppung und Ermordung von Mitarbeitern des Mercedes Benz-Werkes Buenos Aires verwickelt gewesen zu sein.

Kovalik und sein Kanzleikollege Terry Collingsworth vertreten 22 Personen, darunter Angehörige von Verschwundenen und überlebende Entführungsopfer. Die Höhe der Schadenersatzforderung soll Kovalik zufolge erst im Prozess festgelegt werden. Die 30 Seiten umfassende Klageschrift liegt der DW vor.

Während der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 1983) waren zwischen 1976 und 1977 bis zu 15 Mitarbeiter von MBA verschleppt und ermordet worden. Ehemalige Beschäftigte hatten schwere Vorwürfe gegen führende Mitarbeiter des Unternehmens, darunter den damaligen Produktionschef Juan Tasselkraut, erhoben und ihnen Zusammenarbeit mit den Militärs vorgeworfen. Eine von DaimlerChrysler eingerichtete Kommission unter Leitung des Berliner Völkerrechtlers Christian Tomuschat hatte im Dezember 2003 einen Bericht vorgelegt, der das Unternehmen von den Vorwürfen freispricht. Tomuschat hatte aber eingeräumt, dass das Bild von MBA "nicht frei von Flecken" sei. So waren Passfotos von später verschleppten Arbeitern an die Sicherheitskräfte weitergegeben und "Unruhestifter des Werks angeschwärzt" worden. US-Anwalt Kovalik: "Das genügt, um MBA verantwortlich zu machen."

Die beiden Anwälte hatten DaimlerChrysler bereits im November über ihre Absicht informiert. Eine außergerichtliche Einigung, so Kovalik, habe das Unternehmen abgelehnt mit der Begründung, MBA sei nicht in das Verschwinden der Arbeiter verwickelt gewesen.

Der Dachverband der Kritischen Aktionäre unterstützt die Klage der US-Anwälte. "Wir hoffen, dass die Hinterbliebenen und überlebenden Opfer zu ihrem Recht kommen", sagte Verbandsgeschäftsführer Henry Mathews auf Anfrage von DW-WORLD.DE. Der Verband hatte zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat von DaimlerChrysler auf die Untersuchung der Vorgänge bei MBA gedrängt.

13. Januar 2004
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