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Damaskus unter Raketenbeschuss

12. August 2015

Syrische Rebellen haben Damaskus vor dem Besuch des iranischen Außenministers mit Raketen beschossen. Zahlreiche Menschen starben. Eine Waffenruhe wurde dagegen für den umkämpften Ort Sabadani ausgerufen.

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Nach dem Raketenbeschuss tragen Menschen einen Verletzten in ein Auto (Foto: Picture alliance)
Nach dem Raketenbeschuss tragen Menschen einen Verletzten in ein AutoBild: picture alliance/ZUMA Press/Z. Naijie

Syrische Rebellen haben die Hauptstadt vor einem Besuch des iranischen Außenministers Mohammed Dschawad Sarif mit Raketen beschossen. Dutzende Geschosse seien im Stadtzentrum eingeschlagen, berichteten staatliche Medien und die oppositionsnahe Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte. Dabei seien mindestens ein Mensch getötet und mehr als 20 verletzt worden, berichtete die Beobachterstelle.

Iranischen Medienberichten zufolge sollte an diesem Mittwoch Außenminister Sarif nach Damaskus reisen, um dort einen neuen Plan zur Beilegung des Bürgerkrieges zu beraten. Der Iran ist neben Russland der einzig verbliebene Verbündete von Präsident Baschar al-Assad in dem mittlerweile vierjährigen Krieg mit unterschiedlichen Rebellengruppen.

Karte Syrien, Sabadani, Ghuta, Idlib

Waffenruhe in Sabadani

Dagegen haben islamistische Aufständische und regierungstreue Truppen nach Angaben von Aktivisten für mehrere umkämpfte Städte im Nordwesten Syriens eine 48-stündige Waffenruhe vereinbart. Die Vereinbarung gelte seit Mittwochmorgen, 06.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) für die Stadt Sabadani und die Ortschaften Fuaa und Kafraja, erklärte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Ärzten und Aktivisten in Syrien – die Angaben sind von unabhängiger Stelle kaum überprüfbar. Ausgehandelt wurde die Feuerpause demnach zwischen der mächtigen Islamistengruppe Ahrar al-Scham und örtlichen Rebellen auf der einen Seite sowie der syrischen Armee und der Schiitenmiliz Hisbollah, die Assad unterstützt, auf der anderen Seite.

Sabadani unter Kontrolle der Rebellen

Sabadani liegt etwa 45 Kilometer nordwestlich von Damaskus und zehn Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt und ist in der Hand der Aufständischen. Die Hisbollah hatte im Juli mit Regierungstruppen eine erbitterte Offensive gestartet, um die Stadt zurückzuerobern. Luftangriffe der Regierungstruppen hatten dort nach UN-Angaben viele Menschen getötet und für massive Zerstörungen gesorgt. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind in Sabadani vermutlich auch Zivilisten durch die Gefechte eingeschlossen gewesen.

Angriffe auf Sabadani vor der vereinbarten Waffenruhe (Foto: Picture alliance-dpa)
Angriffe auf Sabadani vor der vereinbarten WaffenruheBild: picture-alliance/dpa/Sana

Fuaa und Kafraja werden von Regierungstruppen gehalten

Die schiitischen Dörfer Fuaa und Kafraja in der Provinz Idlib zählen zu den letzten Orten der Region unter der Kontrolle der syrischen Regierung. Als Reaktion auf die Offensive gegen Sabadani wurden sie von einem Rebellenbündnis namens "Armee der Eroberung" belagert.

Laut Beobachtungsstelle verhandeln die beiden Konfliktlager derzeit über einen Rückzug der Rebellen aus Sabadani und ein Ende der Belagerung von Fuaa und Kafraja.

Zunächst schien die Feuerpause zu halten. "Bis jetzt ist es ruhig", sagte Abdel Rahman von der Beobachtungsstelle der Nachrichtenagentur Reuters.

AI: Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Unterdessen warft die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) den egierungstreuen Truppen Kriegsverbrechen in Ost-Ghuta unweit von Damaskus vor. In der von ihnen belagerten Region kämpften 163.000 Menschen ums Überleben, erklärte Amnesty. Sie litten unter einem Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten - Hunger werde als "Kriegswaffe" eingesetzt.

Amnesty hat nach eigenen Angaben Beweise für Kriegsverbrechen der Regierung in der Region sowie für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Form von willkürlichen Hinrichtungen. Die Menschenrechtsgruppe warf aber auch der Rebellengruppe "Armee des Islam" Vergehen vor. Bewohner von Ost-Ghuta hätten berichtet, dass die Aufständischen Lebensmittel horteten und für Entführungen und willkürliche Festnahmen verantwortlich seien.

Ost-Ghuta wird bereits seit zwei Jahren von regierungstreuen Truppen belagert, in den vergangenen Monaten wurde die Blockade weiter verschärft. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im März 2011 wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle mehr als 240.000 Menschen getötet.

chr/sti (rtr, afp)