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Damit die Kasse klingelt

Jutta Wasserrab / Julia Elvers27. Juni 2003

Am Anfang war Walt Disney. Und sein Gefühl, dass ein Freizeitpark mehr sein muss als Zuckerwatte, Riesenrad und Karussell. Derzeit boomen die Parks - und gleichzeitig leiden sie.

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Nervenkitzel ... allerdings nicht kostenlosBild: AP

Walt Disney lässt Peter Pan, Cindarella und Käpten Hook Themenpate stehen und erfindet mit "Disneyland" den ersten wirklichen Themenpark der Welt. Sämtliche Geräte, Restaurants, ja selbst die Besucher-Toilette stellt er unter das Motto seiner Comicfiguren. "Disneyland" wird ein Riesenerfolg.

Vor allem aber wird "Disneyland" nach seiner Eröffnung im Jahr 1955 erfolgreich kopiert. Immer mehr Menschen sind von den Themenparks begeistert und ihre Begeisterung ist grenzenlos: 1968 eröffnet "Legoland" in Dänemark. Knapp 20 Jahre später folgen "Rainbows End" in Neuseeland und "Disneyland" in Tokio. Und Anfang der 1990er Jahre hat auch Südbrasilien seinen Themenpark.

Parkrausch in Europa

Heute setzen die Besitzer von 225 europäischen Themenparks jährlich mehr als 2 Mrd. Euro um. Rund 180 Mio. Besucher pilgern pro Jahr in ihre Parks. Für deren Wohl sorgen dann 72.000 Parkangestellte. Und sie alle sorgen dafür, dass sich das Themenpark-Karussell vorerst weiter dreht. Auch in Deutschland sind die Parks populär: 67 Freizeit- und Erlebnisparks gibt es in Deutschland. 440 Millionen Euro Umsatz, 22 Millionen Besucher jährlich, so lauten die aktuellen Zahlen.

Deutschland in der Steuerfalle

Gegenüber ihren Nachbarn im europäischen Ausland haben die deutschen Freizeitparks aber ein Problem: Sie zahlen den vollen Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent. In Spanien, den Niederlanden und Belgien führt die Konkurrenz nur sechs Prozent an den Fiskus ab, in Frankreich sogar nur 5,5 Prozent. Das bedeutet Wettbewerbsverzerrung. Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) will Chancengleichheit für die deutschen Parks.

Dr. Ulrich Müller-Oltay, Geschäftsführer des VDFU sieht die Bundesregierung in der Pflicht: "Die Regierung ist von Brüssel freigestellt zu entscheiden, ob sie von den Freizeitparks den vollen Mehrwertsteuersatz verlangt oder Vergünstigungen gewährt." Aber Berlin hält am Höchststeuersatz fest. Die Saison 2003 ist laut Müller-Oltay aufgrund des guten Wetters gut angelaufen, doch das Stimmungstief vom Vorjahr hält weiterhin an. Dennoch: Die Freizeitparks in Nordrhein-Westfalen profitieren von der gedämpften Reiselust der Bürger.

Kurztrips sind gefragt

Seit dem Sommer 2002 sei ein verstärkter Trend zu Kurztrips in die Freizeitparks festzustellen. So registriert der Hollywood- und Safaripark Stukenbrock eine "riesige Nachfrage" nach Zwei-Tages-Trips mit Hotelübernachtung. In Bottrop werden Kombi-Pakete mit Besuchen im Movie-Park und im benachbarten Alpin-Center verkauft. Die sauerländischen Freizeitparks verzeichneten jedoch trotz steigender Besucherzahlen einen sinkenden Umsatz.

Der Panoramapark Sauerland in Lennestadt wie auch das Abenteuerland Fort Fun bei Bestwig erwarten in diesem Jahr deutlich mehr Familien, die statt einer Fernreise ihren Urlaub mit Tagesausflügen verbringen. "Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass die Besucher im Park weniger Geld ausgeben", sagte eine Sprecherin von Fort Fun. Trotz eines Besucher-Plus von sieben Prozent seien die Gesamtumsätze gesunken. Die Parks setzen bei den Neuerungen für 2003 nicht auf neue, schnellere oder spektakuläre Fahrgeschäfte und Attraktionen. Stattdessen wird mehr Show und Entertainment geboten.