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Darfur-Krise weitet sich aus

15. November 2006

Der Darfur-Konflikt droht auf Nachbarländer überzugreifen. Die Regierung Tschads hat über den Osten ihres Landes bereits den Ausnahmezustand verhängt. Die UN fordert ein stärkeres internationales Engagement.

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Sudanesische Flüchtlingskinder laufen im Osten des Tschad an einem toten Esel vorbei (Archivbild)
Sudanesische Flüchtlinge sind auch im Tschad nicht mehr sicher (Archivbild)Bild: AP

Die Kämpfe der vergangenen Tage und Wochen könnten die zentralafrikanische Region destabilisieren, warnte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Dienstag (14.11.2006) in Genf. Die Situation dort ähnele zunehmend der in der benachbarten Krisenregion Darfur. Im Sudan wie im Tschad werde vor allem die schwarzafrikanische Bevölkerung Opfer arabischstämmiger Banden. Zuletzt seien mehr als 220 Menschen ermordet worden; täglich gebe es neue Überfälle. Der Tschad hatte am Montag den Ausnahmezustand über die Region verhängt.

Tausende Menschen versuchten sich derzeit vor den Überfällen in Sicherheit zu bringen, so das UNHCR. Die Lage sei auch für die Helfer höchst gefährlich. So sei in einigen Grenzregionen derzeit keine medizinische und humanitäre Versorgung möglich. In den vergangenen zehn Tagen wurden im Grenzgebiet zum Sudan nach UNHCR-Angaben mindestens 20 Dörfer überfallen. Um die Lage zu stabilisieren, sei ein größeres internationales Engagement nötig, fordert das Flüchtlingshilfswerk.

Kampf um Ressourcen

Beobachter befürchten ein Überspringen des Darfur-Konflikts vom Sudan auf den Tschad. Seit 2003 kämpfen in Darfur Regierung, arabische Dschandschawid-Milizen und verschiedene, auf Autonomie drängende Rebellengruppen. Ein Friedensvertrag wurde nur von einigen der Rebellen unterzeichnet. Bei den Kämpfen wurden seit 2003 nach UN-Schätzungen 400.000 Menschen getötet und drei Millionen vertrieben.

Viele von ihnen flohen in den Tschad, wo sie nun erneut von Rebellen aus dem Grenzgebiet zwischen beiden Ländern bedroht werden. Der Osten des Tschads grenzt an die sudanesische Krisenregion Darfur. An diesem Donnerstag will der Weltsicherheitsrat in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eine Sondersitzung zur Lage in Darfur abhalten. Im Hintergrund der ethnischen Konflikte steht auch der Kampf um die knappen Ressourcen, vor allem um Trinkwasser.

Annan plädiert für Entsendung von UN-Beobachtern

UN-Generalsekretär Kofi Annan spricht am Mittwoch (15.11.2006) vor dem Weltklimagipfel in Narobi.
UN-Generalsekretär Kofi Annan spricht sich für die Entsendung von UN-Beobachtern ausBild: AP

UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach sich am Mittwoch für die Entsendung von UN-Beobachtern und internationalen Truppen in den Osten des Tschads aus. "Die Konflikte in Darfur und im Osten Tschads hängen eng zusammen. Die Grenze zwischen Darfur und dem Tschad ist brüchig, und wir können die Menschen in Darfur nur schützen, wenn wir auf beiden Seiten der Grenze präsent sind", sagte Annan am Rande des Weltklimagipfels in Nairobi.

Der Präsident des Kongos und der Vollversammlung der Afrikanischen Union (AU), Denis Sassou-Nguesso, hat sich für die Stationierung von UN-Truppen an den Grenzen des von einem Bürgerkrieg erschütterten Westsudans ausgesprochen. "Wir sind mit jeder Idee einverstanden, die die Entsendung von UN-Truppen zur Garantie der Sicherheit der Grenzen des Tschads und der Zentralafrikanischen Republik mit dem Sudan vorsieht", sagte Sassou-Nguesso am Dienstagabend in Paris.

Auch in der Zentralafrikanischen Republik sind Aufständische im Grenzland zum Sudan auf dem Vormarsch. Sassou-Nguesso äußerte die Befürchtung, beide Länder könnten von Rebellen aus der sudanesischen Kriegsregion Darfur destabilisiert werden. Dies habe "schwere Folgen für das Gleichgewicht in Mittelafrika". Die AU werde vor Ort bleiben. Soldaten der AU sind in Darfur stationiert. (rri)