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Darwinismus der Musik-Portale

20. Dezember 2004

Erst kam der Boom, jetzt folgt die Marktsondierung. Unter den Download-Portalen für Musik im Internet sind einige zu Marktführern geworden. Gleichzeitig geben andere Anbieter von Musik auf Nachfrage auf.

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Töne in Bits und Bytes sorgen meist für hohe UmsätzeBild: AP

Die Auswahl ist groß, immer noch. Wer heutzutage einen oder mehrere Songs oder ein ganzes Album hören möchte, kann das auf legalem Wege tun, ohne den Weg in den Plattenladen machen zu müssen. Man braucht einen Computer, einen möglichst schnellen Internetzugang und ein Konto bei einer der zahlreichen Download-Plattformen im www. Das Geschäft damit boomt und doch mussten in den letzten Monaten einige Portale ihr Ende bekannt geben.

Am Freitag (17.12.2004) wurde bekannt, dass die Firma Universal Music ihr Internet-Musikportal Popfile zum Jahresende einstellen wird. Im September 2004 hatte bereits die deutsche Telekom-Tochter T-Com das Aus für die erste deutsche Vertriebsplattform Phonoline angekündigt, über die auch Popfile lief.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Die Idee zu den Plattformen stammt von Internet-Nutzern, die jahrelang illegal Musikdateien bei Tauschbörsen namens Napster oder Gnutella angeboten und herunter geladen haben. Möglich wurde das digitale Verschicken von Songs jedoch erst durch das "mp3"-Format. Das deutsche Fraunhofer Institut hat es entwickelt und der Musikindustrie angeboten. Doch die wiegelte ab.

Verluste von über 500 Millionen Dollar im Jahr brachten vor allem die amerikanische Musikindustrie dazu, eine Klagewelle gegen die Song-Piraten loszutreten. Doch bei allem Gejammer wollte kaum eine Plattenfirma zugeben, wie erfolgreich ihre eigenen, legalen Angebote waren.

ITMS iTunes Music Store Deutschland Apple
iTunes Music Store im Internet

In den USA bildete sich schnell ein Marktführer heraus: iTunes, die Plattform von Apple. Das Geheimrezept: Songs für 99 Cent und damit deutlich günstiger als die Konkurrenz. Damit alleine konnte Apple kein Geld verdienen: "iTunes wurde unter anderem eingeführt, um Apples mp3-Player, den iPod, populär zu machen", sagt Götz Gringmuth von der Multimedia-Redaktion des Potsdamer Radiosenders "Fritz". Die Dateien, die sich der geneigte Musikliebhaber herunter lädt, sind kopiergeschützt und lassen sich außerhalb des eigenen Computers nur auf dem iPod abspielen.

iTunes oder Musicload

Multimedia-Experte Gringmuth sagt, iTunes von Apple sei einfach charmant, "man meldet sich nur einmal an und kann über die iTunes-Software dann komfortabel Songs verwalten, das ist nicht bei allen Plattformen so simpel." In Deutschland gibt es iTunes seit Juni 2004. Nach Angaben des deutschen Phonoverbandes verkauft die Plattform alleine in der Bundesrepublik eine Million Downloads pro Monat. Geradezu folgerichtig boomt auch das dazugehörige Abspielgerät zum Mitnehmen. Zwischen Juli und September 2004 gingen laut Apple weltweit mehr als zwei Millionen iPods über die Ladentheke.

Frau Computer Download
Musicload wurde auf der Funkausstellung 2003 in Berlin vorstelltBild: dpa

Der größte Konkurrent von iTunes in Deutschland ist Musicload. Dahinter steckt T-Online und damit auch die Telekom, die die Online-Sparte jüngst wieder in den Mutterkonzern integrierte. So kompensierte der Konzern auch den Flop Phonoline. T-Online-Vorstand Graßmann rechnet derzeit mit dem Verkauf von 500.000 Titeln pro Monat. Musicload hat nach der Einschätzung von Götz Gringmuth das Zeug zum Marktführer neben iTunes. "Wenn man bei Musicload einen Titel herunter geladen hat, dann braucht man keinen eigenen Player dafür, sondern kann sich den Song ganz einfach im 'Windows Media Player' vorspielen lassen."

Musik interessiert und nicht das Label

Die Angebote einzelner Plattenfirmen haben kaum eine Überlebenschance gegenüber Portalen wie iTunes oder Musicload. "Als normaler Nutzer will ich doch einen Song haben und nicht lange vorher suchen, wo der erschienen ist", sagt Gringmuth.

Genau dies ist auch der wichtigste Grund für das Scheitern von Popfile, wo die Kunden fast ausschließlich Universal-Songs herunterladen konnten. Die Auswahl bei den Download-Portalen wird noch kleiner werden. (bde)