1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Das älteste Gewerbe der Welt"

26. Mai 2004

- Die Hälfte aller Prostituierten Tschechiens kommt aus dem Ausland

https://p.dw.com/p/56kV

Prag, 26.5.2004, PRAGER ZEITUNG, deutsch

Das Thema Prostitution beschäftigt immer wieder die tschechische Politik. So wird diskutiert, ob das "älteste Gewerbe der Welt" auch offiziell als solches vom Gesetzgeber anerkannt werden soll. Ausgeblendet wird dabei das häufig kriminelle Umfeld der Prostitution sowie die Notlage der betroffenen Frauen. Einige aktuelle Studien, die auf Initiative der UNO zustande kamen, bestätigen auch für Tschechien: Ohne die Hilfe des Staates kann der mit der Prostitution einhergehende Menschenhandel nicht tatsächlich wirksam bekämpft werden.

In Tschechien leben etwa 10 000 bis 15 000 Frauen von der Prostitution, so Schätzungen des Innenministeriums. Die Hälfte der Frauen kommt aus dem Ausland. Weitere 5000 bis 10 000 Personen, überwiegend Männer, leben von der Zuhälterei. Dass das Land eine wichtige Zwischenstation für den internationalen Frauenhandel ist, belegt eine Studie der Bürgerinitiative "Rozkoš bez rizika" (Lust ohne Risiko). 129 Frauen beantworteten Fragen von Sozialarbeitern, daraus entstand die bislang wohl umfangreichste Untersuchung in Tschechien. 119 der Frauen kommen aus dem Ausland, die Hälfte von ihnen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Etwa ein Drittel stammt aus der Slowakei und das restliche Fünftel hat seine Heimat in einem der Staaten auf dem Balkan. Drei Viertel der Frauen "arbeiten" in Nachtklubs.

Damit wird der Trend "Weg von der Straße" bestätigt. Die ausländischen Prostituierten verfügen in der Regel über eine abgeschlossene Ausbildung: 50 Prozent haben Abitur, zehn Prozent einen Hochschulabschluss – vor allem Frauen aus Weißrussland und der Ukraine.

Eine weitere Studie wirft ein Schlaglicht auf den Menschenhandel. Jeweils drei Tschechinnen, Slowakinnen und Ukrainerinnen sowie eine Vietnamesin schilderten ihr Schicksal. Übereinstimmend erklärten sie, dass man sie über die tatsächlichen Ziele des Engagements im Ausland betrogen habe. Allerdings hätten die Händler sie nur selten zur Prostitution gezwungen. Zielländer für tschechische Prostituierte sind Deutschland, Österreich sowie weiteren EU-Staaten. (fp)