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Das Auto neu erfinden

26. Januar 2011

Die Industrie steht vor großen Herausforderungen: Das Auto der Zukunft soll keine Abgase produzieren und unabhängig sein von fossilen Brennstoffen. Fragen an den Daimler-Chef Dieter Zetsche.

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Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG (Foto: DW)
Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AGBild: DW-TV

DW-WORLD.DE: In 125 Jahren Automobilgeschichte hat sich viel getan. Was treibt die Industrie voran, immer wieder Neues zu entwickeln?

Dieter Zetsche: Das Automobil hat als einziges Problem seinen unglaublichen Erfolg - dadurch wird es in so großen Stückzahlen verkauft. Und das führt dann zu einer Multiplikation der Emissionen und des Platzverbrauchs. Die größten Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind die Abhängigkeit vom Erdöl und die Erzeugung von Emissionen zu überwinden. Wir kommen da in ganz großen Schritten voran und werden mit Sicherheit das emissionsfreie Fahrzeug in naher Zukunft auch im Verkehr sehen.

Autofahren ist teuer. Wir hatten eine Krise, die Branche hatte es nicht so leicht. Jetzt ist alles wieder im Aufwind. Woran liegt das?

Nun, die Wirtschaft hat sich erholt, die Menschen wollen weiterhin sehr sehr gerne Auto fahren. Sie tun das auch in den Industrieländern zunehmend wieder. Zusätzlich ist aber in den Entwicklungsländern eine unglaubliche wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung da, mit der Konsequenz und dem Wunsch, Automobile zu fahren, und das ist der Hauptgrund für die schnelle Erholung der Automobilindustrie generell.

Sie suchen ja – wie andere Hersteller auch – nach Alternativen zum Verbrennungsmotor. Wo sind da die Schwerpunkte?

Es gibt nicht die eine Lösung, die alle Anforderungen erfüllt. Wir sind deshalb praktisch auf allen Gebieten vorne mit dabei. Im Mittelpunkt stehen elektrische Fahrzeuge. Entweder wird die Energie für diese Fahrzeuge in Batterien gespeichert. Oder sie werden über eine Brennstoffzelle elektrisch angetrieben - dabei ist die Energie im Wasserstoff, der getankt werden muss, gespeichert.

Also, da hat man sich noch nicht festgelegt, wo die Zukunft liegt. Jetzt gibt es kritische Stimmen, die sagen, gerade beim Alternativantrieb und beim Elektroantrieb hinken die deutschen Autobauer, auch Daimler, ein bisschen hinterher. Wie erklären Sie sich das?

Nun dadurch, dass Kritik ab und an unberechtigt ist - auch in diesem Fall. De facto haben wir bereits vor drei Jahren praktisch als erster Hersteller hundert Elektro-Smarts in Berlin im Einsatz gehabt. Sind heute wir mit der dritten Generation von Elektro-Smarts unterwegs. Wir haben 200 Brennstoffzellenfahrzeuge in Produktion. Das heißt, wir sind ganz vorne mit dabei, bei der Neuerfindung des Automobils.

Aber da ist man immer noch so irgendwie in der Testphase – durchgesetzt hat es sich noch nicht. Jetzt wollen ja auch andere Konkurrenten – zum Beispiel die Stromkonzerne da mitspielen. Glauben Sie, dass diese Entwicklung das Elektroauto vorantreiben wird?

Das ist sicherlich gut. Denn wir brauchen hier größere Allianzen, andere Allianzen als in der Vergangenheit. Wir müssen Infrastrukturen aufbauen, wir müssen uns unterhalten, wie wir Strom-Stecker standardisieren und Ähnliches mehr. Insofern ist es eine gute Sache, dass wir in diesen Kooperationen arbeiten können.

Das Interview führte Monika Jones

Redaktion: Klaus Ulrich