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Das Eis zwischen Orient und Okzident brechen

Nasim Saber20. März 2006

Ein israelischer Geschäftsmann versucht Vorurteile durch Extremtouren abzubauen. Heskel Nathaniel hat derzeit neun Männer und Frauen aus unterschiedlichen Ländern in die Wüste geschickt.

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Organisator Heskel NathanielBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

In der Sahara schmilzt das Eis am besten, dachte sich Heskel Nathaniel in seinem Büro in Berlin, als er das Projekt "Breaking the ice" zum bereits zweiten Mal plante. Bereits 2004 hatte er acht Personen, vier Israelis und vier Palästinenser auf eine Abenteuerreise geschickt, damals in die Antarktis. Doch die politische Lage im Nahen Osten hat sich seitdem weiter verschärft - deshalb soll nun die sengende Gluthitze in den trockenen Wüsten des Nahen Ostens und Nordafrikas nachhelfen.

Die Herausforderung verbindet

Neun Juden, Christen und Muslime aus Afghanistan, Irak, Iran, Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten, der Ukraine und den USA sollen auf einer beschwerlichen Reise über 5500 Km von Jerusalem bis Tripolis zu einem Team zusammengeschweißt werden. Das Team ist per Kamel, zu Fuß und die meiste Zeit auf einem alten Feuerwehrwagen unterwegs und wird von einem Kamerateam begleitet. Die Strapazen der Reise sind enorm - die Route führt quer durch die Sahara - mit knapp neun Millionen Quadratkilometern die größte Wüste der Welt.

Fortschreitende Wüstenbildung Tuaregs in der Wüste Sahara
Die beschwerliche Reise geht quer durch die Sahara - 5500 Km von Israel bis LibyenBild: dpa

Neben den natürlichen und körperlichen Herausforderungen in der unwirtlichen Landschaft, der Gluthitze und dem knappen Wasservorrat, ist die größte Herausforderung für die zwei Frauen und sieben Männer die zwischenmenschliche Dimension.

Konfliktpotential im Team hoch

Ein heikler Punkt des Unternehmens ist auch, dass zahlreiche potentielle Konfliktparteien im Team aufeinander treffen und die meisten Teilnehmer durch einschneidende persönliche Erlebnisse geprägt sind.

Einer der Teilnehmer, Daniel Patrick Sheridan, ist Feuerwehrmann und war am 11. September 2001 in New York. Er verlor 343 seiner Kollegen in den Trümmern des Welthandelszentrums. Deshalb war es nicht leicht, ihn mit an Board zu holen, erinnert sich der Organisator Nathaniel. Es sei nicht leicht für Sheridan gewesen die Unterstützung seiner Vorgesetzten zu bekommen. Es bestünden noch viele negative Gefühle, auch auf Seiten der Amerikaner. Doch Sheridan, ein gläubiger Katholik, habe schließlich

beschlossen mitzugehen und engagiere sich seitdem sehr stark.

Viel Aufwand war auch bei einem anderen Kandidaten nötig - Latif Yahia. Der 42 Jährige ist ein ehemaliges Double von Saddam Husseins Sohn Udai. In seinem Leben hat er bereits vier Mordanschläge mutmaßlicher irakischer Agenten überlebt. Yahia ist der Autor eines Buchs mit dem Titel "Ich war Saddams Sohn".

Friedensaktivist mit bewegter Vergangenheit

Auch beim Organisator, Heskel Nathaniel, selbst hat es Jahrzehnte gedauert, bis er sich für den Frieden engagierte. Als Fünfjähriger erlebte Nathaniel 1967 den Sechstagekrieg und im israelisch-libanesischen Krieg 1982 diente er in der israelischen Armee. Erst als er zum Studium nach London ging und nebenbei für Sicherheitsfirmen arbeitete, begann sich seine Meinung zu ändern. "Ich komme aus einem Hintergrund, wo es immer das Gute gegen das Böse gab", sagt Nathaniel. "Ironischerweise lernte ich bei meiner Arbeit für Sicherheitsfirmen außerhalb Israels jene Menschen, die unsere Feinde sein sollten, auf einem individuellen Level, auf neutralem Boden kennen und stellte fest, dass ich gut mit ihnen klar kam."

Diese privaten Erfahrungen sollen nun auch andere Menschen machen, die einen ähnlich bewegten Hintergrund wie Nathaniel haben. Die Philosophie dahinter ist, dass die Herausforderung Menschen verbindet. Neben den ideelen Zielen gibt es auch konkrete Vorhaben: ein Film soll entstehen und die Reise dokumentieren.

Ölzweig aus Jerusalem für Libyen

Ob das Team jemals sein Ziel in Tripolis Anfang April 2006 erreichen wird, um dort einen mitgebrachten Ölzweig aus Jerusalem symbolisch einpflanzen zu können, steht allerdings noch in den Sternen, die in den klaren, kalten Wüstennächten zahlreich am Himmel funkeln. Libyen hat keine diplomatischen Beziehungen zu Israel und lässt das Team eventuell nicht ins Land.