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Die Trennung der Wulffs

Karin Jäger8. Januar 2013

Die Ehe von Christian und Bettina Wulff war von Anfang an ein großes Thema in der Presse. Nun hat sich das Ex-Bundespräsidentenpaar getrennt. Welche Schuld haben die Medien am Scheitern der Ehe?

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Bundespräsident Christian Wulff und seine Ehefrau Bettina verlassen am 17.02.2012 im Schloss Bellevue in Berlin die Pressekonferenz, nachdem Wulff seinen Rücktritt erklärt hatte. Foto: Jörg Carstensen (dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Seit September 2012 wusste die Öffentlichkeit, dass die Wulffs Paar-Probleme haben. In dem damals erschienenen Buch "Jenseits des Protokolls" beklagte Bettina Wulff öffentlich die Differenzen, die durch die "Affäre Wulff" zutage getreten waren. Sie gestand ein, einen Paartherapeuten konsultiert zu haben.

"Das Image ihres Mannes hat sie durch die Äußerungen noch mehr beschädigt", gibt Alexander Stilcken, Redakteur des Promi-Magazins "Gala" zu bedenken. "Für Bettina Wulff sollte das Buch zum Befreiungsschlag werden - die sich, wie ihr Mann, von den Medien falsch verstanden und schlecht behandelt fühlte."

Alexander Stilcken, Promi-Experte bei der Zeitschrift "Gala". Foto: Norddeutsche Verlagsgesellschaft mbH
Alexander Stilcken: "Buch als Befreiungsschlag"Bild: Norddeutsche Verlagsgesellschaft mbH Redaktion Gala

Befremdlich findet auch Jo Groebel die Offenbarung. Er ist Professor für Medienwissenschaft an der Business School Berlin-Potsdam. "Sie wollte sich rehabilitieren, das ist ihr gutes Recht", aber die Öffentlichkeit habe nicht auf die intimen Bekenntnisse gewartet, die "nicht die feine Art waren", so Groebel im DW-Interview.

Aufstieg mit und Fall durch die Medien

Das Ehepaar Wulff hatte über Jahre den Medien und der Öffentlichkeit reichlich Stoff für Geschichten geliefert. "Sie haben sich als Traumpaar inszeniert und den Auftritt in den Medien genossen", sagt Promi-Experte Stilcken.

Geholfen hat den Wulffs, dass sie anders waren als andere Politiker-Paare: Sie war jung - erst 38, als ihr Mann Staatsoberhaupt wurde - groß blond, gut aussehend, selbstbewusst und bis zur Heirat mit dem 13 Jahre älteren Ministerpräsidenten Niedersachsens alleinerziehende Mutter. Mit ihm bildete sie dann die scheinbar perfekte Patchwork-Familie. Das Amt der "First Lady" füllte sie mit Eifer und Souveränität aus, scheute sich aber auch nicht, bei öffentlichen Anlässen ein Tattoo an der Schulter zu zeigen.

Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina auf einem Empfang in Mexiko-Stadt Foto: Wolfgang Kumm (dpa)
Mit Tattoo auf Staatsempfang: "First Lady" Bettina WulffBild: picture-alliance/dpa

Der Kontrast zwischen den beiden habe es ausgemacht, dass die Medien über das Paar auch privat berichteten, sagt Jo Groebel, was das Verhältnis der beiden in der Krise jedoch eher geschwächt als gestärkt habe.

Viele Medien hätten damals sicherlich in der Berichterstattung überzogen, am Scheitern der Ehe trügen sie jedoch keine Schuld, fügt Medienpsychologe Groebel hinzu, denn die "Krise Wulff" sei auch gekennzeichnet durch eine miserable Kommunikationspolitik im Hause Wulff.

Boulevardblätter und Hochglanzmagazine begleiteten das Leben der Wulffs, die sich offenbar nur allzu gerne der Medienöffentlichkeit präsentierten. Als jedoch Details um einen günstigen Hauskredit und Vorwürfe über gesponserte Urlaube bei befreundeten Unternehmen aufgedeckt wurden, zeigte sich Wulff zugeknöpft. Genervt von der Medienschelte trat der ehemalige CDU-Politiker nach nur 19 Monaten im höchsten Staatsamt am 17. Februar 2012 zurück. Während Wulff darauf den persönlichen Rückzug aus der Öffentlichkeit antrat, ergriff seine Frau die Initiative. Bettina Wulff machte sich mit einer PR-Agentur selbstständig und beriet ein deutsches Unternehmen bei den Paralympics im Sommer in London.

Der Medienexperte und Kommunikationswissenschaftler Joe Groebel Foto: Robert Schlesinger (dpa)
Jo Groebel: "Miserable Kommunikationspolitik"Bild: picture-alliance/dpa

Schon während der Zeit als "First Lady" bekundete sie, mit der ausschließlichen Rolle als Gattin des Bundespräsidenten nicht zufrieden zu sein. "Sie machte auch physisch immer deutlich, erst recht beim Abtritt ihres Mannes vom Amt, dass sie eine souveräne und eigenständige Persönlichkeit ist", sagt Jo Groebel.

Vom Nutzen und Schaden der Eigen-PR

Während früher Kanzler, Minister und Präsidenten ihr Privatleben abschirmten, würde die heutige Politiker-Generation auf die Medien zugehen, um auch mit Berichten jenseits von Partei und Parlament Interesse zu wecken. "Doch zu viele Politiker haben sich damit geschadet", meint der Medienwissenschaftler, "wie der frühere Verteidigungsminister zu Guttenberg oder Bayerns Ministerpräsident Seehofer, der eine außereheliche Affäre eingestanden hat." Es gebe rechtliche Möglichkeiten für Prominente, das Privatleben zu schützen. Doch wenn man dieses selbst öffentlich mache, könne man auch die Quittung erhalten, so Groebel.

Aus Sicht von Gala-Redakteur Alexander Stilcken fehlt bei den Wulffs der Wille, Fehler einzugestehen: "Das hat dazu geführt, dass beide in der Öffentlichkeit einen wahnsinnig miserablen Ruf haben."

Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina Foto: Hannibal (dpa)
Kein Glamour mehr: Das Glück ist den Wulffs abhandengekommenBild: picture alliance / dpa

Christian Wulff hat sich ganz zurückgezogen, nachdem die Justiz ein Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsannahme gegen ihn einleitete. Von Bettina Wulff erwartet Alexander Stilcken, dass sie auch künftig Stoff für die eine oder andere Geschichte liefert: "Die Person ist spannend, und die Öffentlichkeit hat ein Interesse daran, zu erfahren, wie es dieser Frau weiter ergehen wird."

Bis auf Weiteres bleibt Bettina Wulff mit ihren beiden Kindern in jenem Haus wohnen, um dessen Finanzierung es so viel Wirbel gegeben hatte und die die "Affäre Wulff" erst ausgelöst hatte.