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Das Ende einer Mammutveranstaltung

Norbert Ahrens (Monterrey)23. März 2002

Viele Spesen und ein neuer Umgangston - Die UN-Konferenz in Monterrey gibt zumindest Anlaß zur Hoffnung. Ein Kommentar von Norbert Ahrens, Monterrey.

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Am Ende einer solchen Mammutveranstaltung bleibt immer die Frage, ob sich der immense Aufwand gelohnt hat. Wenn es, wie in diesen Tagen in Monterrey, um die Finanzierung von Entwicklung geht, ist diese Frage doppelt berechtigt. Allein von den Reisekosten der gut 8.000 Teilnehmer, die es am Ende doch nur waren - man hatte mit 12.000 gerechnet - hätte man schließlich einige Dutzend Schulen bauen oder eine ganze Region in Afrika mit einem Trinkwassersystem versorgen können.

In Monterrey kam als Kritikpunkt hinzu, dass das Schlussdokument, der sogenannte "Konsens von Monterrey" - schon vor Beginn der Konferenz bekannt und von vielen Seiten als unzureichend charakterisiert worden war.

Und trotzdem könnte das Treffen in der nordmexikanischen Industriestadt in die Annalen der Vereinten Nationen eingehen: als Wendepunkt in der weltweiten und nachhaltigen Bekämpfung der Armut. Denn selbst die schärfsten Kritiker in den Reihen der Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) räumen ein, dass sich in Monterrey der Umgangston geändert habe - sowohl zwischen Regierungs- und NGO-Vertretern als auch zwischen reichen und armen Ländern. Dies könnte sich langfristig als überaus wichtig herausstellen. Unzählige kleine Schritte werden nötig sein, um das hehre Ziel der Armutsbekämpfung bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Dass man dazu auf allen Seiten zum ersten Mal ernsthaft bereit ist, hat sich in Monterrey deutlich angekündigt. Zumeist unausgesprochen stand dahinter die Überzeugung, dass die Koalition gegen Terror durch ein Bündnis gegen Armut abgelöst werden muss.

Selbst US-Präsident George W. Bush scheint sich allmählich in diese Richtung zu bewegen. Immerhin erwähnte er den Zusammenhang zwischen Armut und Terror. Ansonsten verkündete er sein liberales Credo von den Segnungen der Marktöffnungen: Der freie Handel schaffe Arbeitsplätze und bringe Erwartungen für Freiheit und Demokratie. Höhere Erwartungen an die Entwicklungshilfe der USA wurden dagegen enttäuscht.

Ein anderer Star unter den mehr als 50 in Monterrey anwesenden Staats- und Regierungschefs war ohne Zweifel Kubas Fidel Castro. Ihm genügte ein kurzer Auftritt, um sich viel Beifall vor allem von Seiten der Entwicklungsländer und bei den Vertretern der Nichtregierungsorganisationen abzuholen.

Der eigentliche Star im Hintergrund war in Monterrey jedoch Kofi Annan. Es ist vor allem der freundlichen Beharrlichkeit des UN-Generalsekretärs aus Afrika zu verdanken, dass vielleicht zum ersten Mal eine begründete Hoffnung besteht, zumindest die weitere Ausbreitung der Armut zu stoppen. Dazu wird es freilich des von vielen Rednern beschworenen "Geistes von Monterrey" noch reichlich bedürfen.