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Das erste afrikanische Tour-Team

Joscha Weber23. Juni 2015

Erstmals in 112 Jahren Tour de France geht ein afrikanisches Team an den Start: MTN-Qhubeka schickt unter anderen drei Südafrikaner und zwei Fahrer aus Eritrea ins Rennen - mit großen Hoffnungen.

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Das MTN-Qhubeka bei der Tour of Qatar (Foto: Getty)
Bild: Getty Images/AFP/L. Bonaventure

In den Langstrecken-Wettbewerben der Leichtathletik sind afrikanische Athleten seit langem das Maß aller Dinge – warum nicht auch in einer anderen Ausdauer-Disziplin, im Radsport? Die Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach. Offensichtlich ist, dass man zum Laufen wenig Eingangsvoraussetzungen benötigt, viele afrikanische Talente tragen nicht einmal Schuhe. Im Radsport ist das anders: Es braucht teure Rennräder, gute Straßen und nicht zuletzt Wettkämpfe. Hier haben es Sportler aus Afrika häufig schwerer und doch sagen Experten dem afrikanischen Radsport eine verheißungsvolle Entwicklung voraus.

Kann Teklehaimanot in den Bergen überraschen?

Und dazu soll vor allem ein Team maßgeblich beitragen: MTN-Qhubeka aus Südafrika. In den vergangenen Jahren behutsam aufgebaut und gezielt verstärkt, erhielt die Équipe vom Kap erstmals eine Einladung zur diesjährigen Tour de France. Nun gab der Rennstall sein Aufgebot bekannt: Unter den neun Fahrern finden sich fünf Athleten aus Afrika. Angeführt wird die Mannschaft von Afrika-Meister Louis Meintjes, der ebenso wie Jacques und Reinardt Janse van Rensburg aus Südafrika kommt. Beide tragen den gleichen Nachnamen, sind aber nicht miteinander verwandt. Aber auch vom Eritreer Daniel Teklehaimanot ist einiges zu erwarten: Er gewann kürzlich das Bergtrikot der schweren Rundfahrt Dauphiné Libéré und wird bei den Etappen im Hochgebirge zu beachten sein. Fünfter Afrikaner ist der 21-Jährige Merhawi Kudus (Eritrea), der der jüngste Starter der 102. Tour de France sein wird.

Daniel Teklehaimanot (r.) (Foto: Getty)
Hoffnung am Berg: Der Eritreer Daniel Teklehaimanot holte beim Criterium Dauphiné Libéré das BergtrikotBild: Eric Feferberg/AFP/Getty Images

Hinter Qhubeka (bedeutet auf Nguni so viel wie "weitergehen") steckt eine Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich zum Ziel gesetzt hat, bedürftigen Menschen in Afrika ein Fahrrad zu stellen. Seit 2005 hat die NGO dank Spendengeldern 220.000 Fahrräder verschenken können und so viele Menschen mobilisiert. Unter dem Hashtag #BicyclesChangeLives will Qhubeka während der Tour de France dazu aufrufen, 5000 afrikanische Kinder mit Fahrrädern auszustatten.

Mailand-San-Remo-Sieger Ciolek muss zu Hause bleiben

Erfahrung bringen in das Team von MTN-Qhubeka ein paar gestandene Profis, die bereits bei europäischen Teams erfolgreich waren: Der Norweger Edvald Boasson Hagen ist ein starker Allrounder und mit 28 Jahren im besten Rennfahreralter. Schon etwas über seinen Zenit hinaus scheint der US-Sprinter Tyler Farrar, der bereits bei allen großen Landesrundfahrten Etappen gewonnen hat. Zeitfahrer Steve Cummings (Großbritannien) und der Helfer Serge Pauwels (Belgien) runden das Team ab, das die deutschen Fahrer zu Hause lässt: Der Mailand-San-Remo-Sieger von 2013, Gerald Ciolek, schaffte es ebenso wenig ins Aufgebot wie Andreas Stauff.

Tour de France: Marcel Kittel gewinnt im Sprint in Paris (Foto: Getty)
Fortsetzung der Erfolgsgeschichte fraglich: Schafft es Marcel Kittel noch ins Tour-Team - und ist er wieder in Siegform?Bild: Getty Images/AFP/Kenzo Tribouillard

Dagegen stehen vier deutsche Fahrer beim bayerischen Bora-Argon 18-Team im Tour-Aufgebot. Angeführt von der deutschen Rundfahrt-Hoffnung Dominik Nerz sowie dem zuletzt erstarkten Paul Voss will das zweitklassige Team für Furore sorgen. Der erfahrene Andreas Schillinger sowie das 22-jährige Talent Emanuel Buchmann ergänzen das Team, das auf den Flachetappen einerseits auf den immer besser werdenden irischen Sprinter Sam Bennett sowie auf die erfahrenen Ausreißer Jan Barta (Tschechien) und Bartosz Huzarski (Polen) setzen will. "Wir haben uns für ein routiniertes Team entschieden, das unsere Doppelspitze Bennett/Nerz bestmöglich unterstützen kann", kommentierte Manager Ralph Denk seine Auswahl, bei der Björn Thurau, der Sohn des früheren Tourstars "Didi" Thurau, durchs Rost fiel.