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Das Haus des Manitou

Annelie Malun16. Dezember 2004

In Washington hat das Nationalmuseum der Indianer eröffnet. Es ist das größte indianische Museum der Welt. Die Sammlung umfasst rund 800.000 Gegenstände aus 10.000 Jahren Geschichte.

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Wie ein Fels überragt das Museum die Mall. Der riesige Bau ist aus beige-farbigem Natursandstein. Die Außenwände sind geschwungenen. Ecken und Kanten gibt es hier nicht. Das Geschwungene soll den Einklang mit der Natur unterstreichen. Um das Museum herum wurden mehrere zehntausend Bäume und Büsche, Wiesen, Maisfelder gepflanzt, Bäche und Teiche angelegt. Ein Zeichen für die Naturverbundenheit der Indianer. Der Eingang des Museums ist gen Osten gerichtet, in Richtung aufgehender Sonne. Nach der obligatorischen Sicherheitskontrolle steht man in einer riesigen Eingangshalle mit einer Glaskuppel. Ein tolles Entree.

Glanzleistung in Unübersichtlichkeit

Am besten ist es für den Besucher, sich den kurzen Einführungsfilm über das indianische Leben anzuschauen. Allerdings ist das nur ein ganz, ganz kleiner Einblick.Das wird spätestens bei den verschiedenen Ausstellungen klar. Zwar wurden sie thematisch aufgebaut, doch innerhalb kürzester Zeit verliert man den Überblick. Zum Beispiel in der Ausstellung “Our peoples” - unsere Völker. Dort werden die unterschiedlichen Indianerstämme vorgestellt.

Alles multimedial, so wie es sich für ein modernes Museum gehört. Ein Film, Schautafeln und für den Stamm typische Ritual- und Kunstgegenstände, Kleidung, Werkzeuge und Waffen sind zu sehen. Steht man allerdings in einem Teil der Ausstellung, hört man auch gleich den Film der benachbarten Sektion mit. Ähnlich ist es mit den anderen Ausstellungen “Our universes” und “Our lives”. Ebenfalls sehr verwirrend. Obwohl es ein so riesiges Gebäude ist, wirken die Ausstellungen doch sehr gedrungen.

Genozid als Fußnote

Auf die Vertreibung der Indianerstämme und die Ermordung der Indianer wird nicht besonders intensiv eingegangen. Lediglich eine Karte gibt einen sehr oberflächlichen Einblick. Man sucht vergeblich nach mehr Informationen. Schließlich wurden über die Jahrhunderte hinweg in Amerika 60 Millionen Indianer ermordet. Es wird der Anschein erweckt, als wäre der Genozid nur eine Fußnote der US-Geschichte. Sehr befremdlich wirken dann im Kontrast die zwei riesigen Souvenirläden. Aber für die meisten Amerikaner ist der Museumsshop ohnehin das Highlight jedes Museumsbesuchs. Und da macht sich ein wenig Indianerschmuck schon besser als ein schlechtes Gewissen.