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Das Klima lässt die Köpfe qualmen

3. November 2004

Eine Queen ist nicht nur zum Repräsentieren da. In Deutschland zeigt Ihre Majestät Einsatz für die Umwelt. Nur die Wissenschaft sieht in punkto Klimawandel Schwarz.

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Königin Elizabeth II. beim Festempfang in BerlinBild: AP

Ihr Staatsbesuch steht im Zeichen des Umweltschutzes. Am Dienstag (2.11.2004) diskutierte die Queen mit Kanzler Schröder und jungen Wissenschaftlern über den Klimawandel, am Mittwoch wird sie die deutsch-britische Klimakonferenz eröffnen.

Der Hintergrund: Tony Blair will den Klimaschutz zum Schwerpunktthema der britischen Doppelpräsidentschaft bei EU und G8 im Jahr 2005 machen. Dafür will er sich die Unterstützung Deutschlands sichern. Erst kürzlich hat der britische Premier betont, dass das Kyoto-Protokoll nur ein Anfang sein könne, wenn die weltweite Klimaerwärmung und ihre Folgen - Hurrikane, Dürren, Überschwemmungen - eingedämmt werden sollen.

Nordpolklima lässt Sorgenfalten treiben

Die Sorgen Blairs sind nicht aus der Luft gegriffen. Die Ergebnisse aus der Forschung werden immer alarmierender. Jüngstes Beispiel: eine Studie im Auftrag des renommierten Arctic Council, eines Forums der acht Anrainerstaaten der Arktis, darunter Norwegen, Russland und die USA. Den Forschern zufolge ist die globale Erwärmung nicht mehr aufzuhalten. Am Nordpol, einer Art "Frühwarnsystem" für das Weltklima, verschlechtert sich die Lage zusehends. Vor allem durch Treibhausgase bedingt steigen die Temperaturen hier demnach fast doppelt so stark wie in den meisten anderen Erdregionen. In Kanada und Alaska sei es heute im Schnitt drei bis vier Grad wärmer als noch 1950. Die Folge des Temperaturanstiegs: Schnee, Gletscher und Eis schmelzen immer schneller. Der Meeresspiegel steigt. In diesem Jahrhundert wird er, so schätzen die Forscher, um einen halben Meter anwachsen.

Arktis im Sommer bald eisfrei

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Der Erde drohen schlimme Klimaschwankungen, sagen WissenschaftlerBild: AP

Mehr als 250 Forscher haben vier Jahre lang die Ergebnisse gesammelt. Eigentlich sollten sie bereits im Oktober 2004 vorgestellt werden, jetzt ist Mitte November als Veröffentlichungstermin anvisiert. Die Erkenntnisse des Berichtes sickerten trotzdem durch. Wenn die Temperaturen weiter so schnell steigen, warnen die Forscher, könnte es im Sommer 2070 überhaupt kein Eis mehr am Nordpol geben. Bereits in den vergangenen 30 Jahren sei die Eisbildung auf dem Meer in den Sommermonaten um ein Fünftel zurückgegangen. Werde das Sonnenlicht nicht mehr wie bislang durch Schnee und Eis zurückgespiegelt, habe das fatale Folgen für das globale Klima.

Pessimismus in Peking

Die Experten auf der internationalen Klimakonferenz in Peking kamen Ende Oktober 2004 zu einem ähnlich beängstigenden Ergebnis. Die Erwärmung betreffe alle und sie sei nicht mehr zu verhindern. Nur bremsen lasse sie sich noch. Wie stark, dürften die nächsten zwei Jahrzehnte zeigen. Die Forderung der Wissenschaftler: Neben den USA, die sich bislang nicht am Kyoto-Prozess beteiligen, müsse auch China endlich den Ausstoß seiner Treibhausgase verringern. Die Volksrepublik ist nach den USA der zweitgrößte Kohlendioxidproduzent der Welt, als Entwicklungsland aber von den Beschränkungen bislang ausgenommen.

Nicht nur die Menschen haben Schuld

Perito Moreno Gletscher schmilzt
Studien haben ergeben: Durch die Erderwärmung droht Gletscher-SchmelzeBild: AP

Der deutsche Forscher Hans von Storch glaubt allerdings nicht, dass allein der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist. Die Nutzung fossiler Brennstoffe in den vergangenen 150 Jahren habe zwar auch zur Klimaänderung beigetragen. "Aber nicht dieser Fakt allein lässt unsere Temperaturen seit Jahren steigen. Da ist ein entscheidender natürlicher Einfluss mit drin", sagt der Experte, Professor am Meteorologischen Institut der Uni Hamburg. Für ihn sind vor allem Vulkanstaub in der Atmosphäre und die variable Sonnenleistung natürliche Ursachen. Von Storch verweist auf sein neues Klimamodell. Es zeige, dass es in den vergangenen 1000 Jahren beim Klima schon immer Schwankungen gegeben habe, auch sehr starke. (rj)