1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Das Kriegsgeschehen 2002

17. April 2003

"Das Kriegsgeschehen 2002” ist das aktuelle Handbuch der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung in Hamburg. 45 kriegerische Konflikte sind darin beschrieben, unter anderem auch der Irak-Krieg.

https://p.dw.com/p/3VBV

Schon seit vier Jahren führen die Wissenschaftler den Irak-Konflikt in ihrer Kriegsdatenbank. Der Herausgeber des Buchs, Wolfgang Schreiber, erklärt, warum:

"Der Krieg im Irak hat für die AKUF im Dezember 1998 begonnen, als die USA unterstützt von Großbritannien schwere Bombenangriffe auf Bagdad geflogen hat und danach relativ kontinuierlich, weniger heftig, aber zwei bis dreimal die Woche seitdem durchgehend. Und im letzten Jahr dann so langsam wieder intensivierend - in Vorbereitung auf den jetzigen großen Krieg, wenn man so will."

Kriege und Wahrnehmungsschwellen

Nach Angaben des Iraks waren durch diese Angriffe über 300 Tote und 1000 Verletzte zu beklagen, dennoch hat der Krieg für die breite Öffentlichkeit erst im März 2003 begonnen.

"Die Öffentlichkeit nimmt ja Krieg immer erst ab einer gewissen Schwelle wahr. Eine Schwelle ist meistens eine relativ hohe Zahl an Toten, eine andere Schwelle ist: wo findet ein Krieg statt? Selbst über einen Krieg mit relativ vielen Toten wie in der Republik Kongo wurde ja nie kontinuierlich in der Presse berichtet."

"Irak-Krieg war nicht zu verhindern"

Für die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung dienen Opferzahlen nicht als Kriegsdefinition. Für sie ist wichtig, daß an den Kampfhandlungen mindestens ein Staat als Kriegspartei beteiligt ist und die Kämpfe kontinuierlich stattfinden. Bei der Untersuchung der Kriegsursachen im Irak sind sich die Mitglieder der AKUF einig, die Eskalation des Irak-Konflikts war nicht zu verhindern ...

"... weil die USA diesen Krieg wollten. Es ging ja nicht um die Abrüstung des Irak, das hat nie eine Rolle gespielt, sondern es ging um den Wechsel des Regimes. Und kein Regime lässt sich so einfach von der Macht drängen, insbesondere wenn ihm überhaupt keine Lösung gelassen wird - also die Lösung Exil, die mal diskutiert wurde, war keine Lösung für Saddam Hussein. Ich glaube auch nicht, dass sich großartig jemand anderes darauf eingelassen hätte."

Sachliches und unparteiisches Handbuch

Solange die USA ernstzunehmende Verbündete finden, besteht die Gefahr, dass in Zukunft die Zahl der Präventivkriege steigt, glaubt Wolfgang Schreiber.

"Das hat der amerikanische Außenminister sehr deutlich gemacht mit Warnungen sowohl an Syrien, nämlich den Irak nicht weiter zu unterstützen, oder auch an den Iran, nicht weiter nach Atomwaffen zu streben. Dann könnte man das natürlich als ziemlich klare Drohung auslegen und damit das nicht zieht, ist es notwendig, die Unterstützung für die USA, das die weiter bröckelt, daß man versucht, Großbritannien innerhalb der EU klarzumachen, es gibt innerhalb der EU eine etwas andere Tradition und bindet euch doch bitte da ein."

Das Handbuch gibt einen sachlichen und unparteiischen Überblick zum aktuellen Kriegsgeschehen. Da derzeit der US-amerikanisch-britische Krieg im Irak im Mittelpunkt der Medien steht, erinnert dieses Buch daran, daß momentan 17 Kriege in Afrika, 16 in Asien, acht im Vorderen und Mittleren Osten und zwei Kriege in Lateinamerika herrschen. Nur die Nordamerikaner und Europäer leben zur Zeit auf Kontinenten, in denen es Frieden gibt.

Rezension: Nadine Dietrich

Bibliografische Angaben:
Wolfgang Schreiber
Das Kriegsgeschehen 2002
Leske + Budrich, Leverkusen 2003
ISBN 3-8100-3751-6
18.90 Euro