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Das langsame Ende von Yukos

Darius Cierpialkowski, Moskau5. April 2006

Da war doch was ... In Russland gab es doch diesen überaus erfolgreichen Ölgiganten, wie hieß der noch? Richtig: Yukos. Und was ist aus dem Unternehmen geworden? Nun, es steht kurz vor der Pleite.

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"Yukos wollte in der Heimat sterben" – so titelt eine russische Zeitung vergangene Woche. Das endgültige Ende des einst größten russischen Ölkonzerns haben westliche Banken eingeleitet, die mit einem Konkursverfahren ihre Schulden in Höhe von fast 500 Mill. Dollar gesichert haben wollten. Allerdings sieht es so aus, als wären sie lediglich vorgeschickt worden. Die eigentlichen Totengräber von Yukos sitzen wohl in Moskau.

Nebulös

Die westlichen Gläubiger hielten bis vor knapp drei Wochen still. Doch dann hielten sie es nicht mehr aus oder wurden dazu von jemandem animiert, endlich die Schulden bei Yukos einzutreiben. Von dem einst stolzen Ölmulti Yukos ist jedoch nicht mehr viel übrig geblieben. Die Filet-Stücke sind schon lange weg und die übrig gebliebenen Häppchen werden nun auch unter den Hammer kommen. Wer die Knochen von Yukos bekommt, ist noch ungewiss.

Nach wie vor ist es nicht bewiesen, dass Yukos aus politischen Gründen zerschlagen worden ist. Die Fakten sprechen jedoch dafür. Es bleibt auch nebulös, wer genau Yukos und seinem damaligen Chef Michail Chodorkowski derart schaden wollte. Viele Namen werden genannt, auch der des Russischen Präsidenten Putin. Fest steht: Steuernachforderungen in zweistelliger Milliardenhöhe haben das Unternehmen zuerst an den Rand des Ruins gebracht und nun, mit der Eröffnung des Konkursverfahrens droht dem einstigen Ölriesen der Genickbruch.

Schneider-Lehrling

Dem früheren Chef von Yukos, Michail Chodorkowski geht’s nicht besser. Er sitzt seit zweieinhalb Jahren im Gefängnis. Zuletzt in einer sibirischen Strafkolonie, rund 5500 Kilometer östlich von Moskau. Dort erlernt er den ehrbaren Beruf eines Schneiders und wandert regelmäßig in eine Einzelzelle für schwere Vergehen wie etwa Teetrinken außerhalb des dafür vorgesehenen Ortes oder Besitz verbotener Dokumente, genauer gesagt einer Rechtsbehelf-Broschüre. Der kurzsichtige Chodorkowski könnte auch für das Tragen einer Brille in die Isolationshaft wandern, denn „optische Geräte“

sind in der Strafkolonie ebenfalls verboten.

Übrigens, noch ist Yukos am Leben, aber wohl nicht mehr lange. Vom Kauf von Yukos-Aktien sei daher dringend abgeraten. Angesichts der hohen Risiken empfehlen Analysten von der Yukos-Aktie Abstand zu halten.