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Das neue literarische Zentrum am östlichen Mittelmeer

Daphne Antachopoulos27. Mai 2006

Vier Tage lang werden auf dem Messegelände in Thessaloniki Bücher vorgestellt, Kontakte zwischen Autoren und Verlagen geschmiedet und auch über brisante politische und kulturelle Themen diskutiert.

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Thessaloniki: Auf jeden Fall auch ein romantischer OrtBild: www.saloniki.org

Von den Teilnehmerzahlen bis zu den Quadratmetern hat sich in einem Jahr alles verdoppelt, freut sich Catherine Velissaris, die Direktorin des National Bookcentre of Greece, das die Messe maßgeblich organisiert hat. Mehr als 40 Länder sind in Thessaloniki vertreten. Ein Viertel der 400 Verleger und Aussteller kommen aus dem Ausland. Damit haben die Organisatoren das erreicht, was sie sich 2005 vorgenommen hatten - wirklich international zu werden, sagt Catherine Velissaris: "'Le Monde' hat letztes Jahr schon geschrieben, dass das 'Frankfurt des Balkans' beginnt."

Im östlichen Mittelmeer gelegen will die Buchmesse Thessaloniki alle Länder der Region literarisch verbinden. Serbien, Montenegro, Rumänien, Albanien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien - die Literaturszene dieser Länder trifft sich in diesen Tagen hier. "Der Standort der Messe ist einzigartig", sagt Velissaris. "Denn sie ist mitten in Europa, an der Grenze zum Balkan und am Mittelmeer." Und auch wenn es eigentlich um Bücher gehen soll - die politische Diskussion ergibt sich hier von ganz allein. Doch man will noch weitere Brücken schlagen. Viele Länder des Mittelmeerraumes sind vertreten, ebenso wie Japan, die USA und Südamerika.

Herzlicher Austausch

Die südosteuropäische Literaturszene sucht aber vor allem den Kontakt nach Westeuropa. Knapp 100 Autoren, ein Drittel davon aus dem Ausland, präsentieren sich in diesem Jahr auf der Messe. Susan Bindermann vom Wallstein-Verlag in Göttingen hat enge Kontakte zur griechischen Literaturszene und so manchen Autor schon für den deutschen Buchmarkt entdeckt. In diesem Jahr sucht sie auch nach Autoren aus anderen Ländern: "Mein Eindruck in den letzten Jahren war, dass die Messe immer mehr ein Angelpunkt werden kann für die Balkan-Länder, die in Frankfurt oder London einfach untergehen, weil da die Ausrichtung eher westlich ist." Zudem habe sie den Eindruck, dass in Thessaloniki auch angeblich verfeindete Nationalitäten zusammen kommen und sich "sehr pragmatisch und auch herzlich austauschen".

Das anspruchsvolle literarische Programm wird ergänzt durch Fachseminare, Ausstellungen und ein reiches und interaktives Programm über Kinderliteratur. Und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt - bei Weinproben, Verköstigungen und Veranstaltungen rund um lukullische Verführungen des Mittelmeers.

Wichtige Multiplikatoren

Ein ideales Ambiente für neue Kontakte, sagt Karl-Heinz Thalmann, der Direktor des Goethe-Instituts Thessaloniki. Am gemeinsamen Stand mit der Deutschen Welle stellt das Goethe-Institut deutsche Literatur aus und wirbt für seine Sprachkurse. In Griechenland ist die Nachfrage danach bereits enorm, sagt er. Diese Nachfrage würde er aber gern auch anderswo wecken: "Ich denke, dass wir mit der Messe auch Interesse an der deutschen Sprache und Literatur wecken können, das dann über die Multiplikatoren in die jeweiligen Länder getragen wird."

Direkter Kontakt

Peter Weidhaas, Direktor der Organisation Internationaler Buchmessen und früherer Direktor der Frankfurter Buchmesse, ist beeindruckt von der diesjährigen Buch-Ausstellung in Thessaloniki: "Hier sehen wir die Verbindung zu den anderen Kulturen und Literaturen. Da reicht eine E-Mail oder ein Fax nicht. Man muss in den direkten Kontakt kommen - deswegen braucht man solche Buchmessen." Inzwischen gebe es 25 ernst zu nehmende internationale Buchmessen. "Thessaloniki gehört jetzt auch dazu."