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Das organisierte Chaos

Jens Thurau28. August 2002

Immer schön ruhig bleiben, sich nicht verwirren lassen. Wir alle sind ahnungslos. Den Überblick hat hier keiner. So kommt man auf dem UN-Erdgipfel in Johannesburg am besten klar – findet DW-Korrespondent Jens Thurau.

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Eben waren wir noch bei den Kollegen eines befreundeten Senders in deren Produktionskabine zu Besuch. "Geht ihr hin?", so lautete die Frage. Wohin? Na, zum Briefing der deutschen Delegation auf diesem Mammutgipfel! Wo findet das denn statt? Aha, im "Office Tower" gleich um die Ecke. Beginnt aber schon in drei Minuten. Also los. An drei Sicherheitskontrollen vorbei, treppauf, treppab, durch ein komplettes Shopping–Center amerikanischen Ausmaßes hindurch. Unterwegs treffen wir drei Kollegen der schreibenden Zunft – ebenso ahnungslos wie wir. Alle zusammen erreichen wir das Briefing mit 25 Minuten Verspätung.

Immer schön ruhig bleiben. Nelson Mandela spricht irgendwo in der Stadt. Schaffen wir eh nicht. Noch unzählige Beiträge sind zu schreiben und zu produzieren. Bärbel Höhn – Umweltministerin aus Nordrhein-Westfalen - schaut zum Interview vorbei, da kann man in unserer Produktionskabine - drei mal drei Meter, fünf arbeitende Kollegen – nicht einfach so weitertippen. Irgendwann stürzt der Computer ab. Ungefähr alle zwei Minuten fliegt die Tür auf, und ein Vertreter einer Nicht-Regierungsorganisation reicht Einladungen zu Pressekonferenzen herein. Wir könnten die ganze Kabine zehnmal damit tapezieren.

Gaaaanz ruhig. Wie sind doch gleich die Themenfelder Wasser, Energie, Armutsbekämpfung miteinander verknüpft?! Warum ist der Sprecher der wichtigen Umweltgruppe gerade jetzt nicht auf dem Handy zu erreichen? Ach so, er hat ein lokales Handy angemietet, der Kosten wegen, die Nummer hat irgendwer, aber der ist gerade nicht da. Egal, einfach egal. Immer weitermachen. Die anderen kochen auch nur mit Wasser – und bloß nicht den Überblick verlieren. Morgen geht's weiter.