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"Das pralle Leben"

11. April 2004

"Genug, der Frühling/Er wirkt und lebt", dichtete einst Johann Wolfgang von Goethe. Und auch im 21. Jahrhundert lässt der Frühling die Menschen nicht kalt. Lesen Sie ausgewählte Gedichte von DW-WORLD-Usern.

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Bild: AP



Aus der Feder von Ingrid Coughlan:

Lebenswille

Das pralle Leben grinst mich an

Aus frechen gelben Krokustüten.

Wie ich mich heute freuen kann

An tausend Überlebensblüten!

Es kommt ein Ende, doch einstweilen

Ist mir dieses einerlei.

Wozu die Kraft und Schönheit teilen

Mit Finsternis und Quälerei?

Früh, ling ling, jetzt rufst du mich

Zum Hochamt der Gelassenheit.

Mit Osterglocken läute ich

Zur Wandlung aller Hässlichkeit!

Aus der Feder von Sofie Lehmann:

Ich stehe

Am Rande des Lebens

Höre ein Rauschen

Wie von Sturm

In Blättern

Will leben

Und

Verstehe

Nicht

Daß mein

Leben

Gerade vorbei-

Gerauscht

Kam

Dann drehe

Ich

Mich um

Sehe

Ganz fern

Ein leichtes

Glitzern

Und weiß

Es ist

Nichts

verloren

Aus der Feder von Hirtu Utrih:

Das alte Lied

Wesenslos mit wildem Schweif,

führst du mich zur Aue,

hältst verlegen meiner Hände Schweiß,

auf dein Verständnis ich noch baue.

Doch da kommt der Frühlingsdrang

und lässt dich blicken gar zur Seite,

steht ein Jüngling dort am Hang,

und ich such das Weite.

Aus der Feder von Katja Daskalou aus Kairo:

Die Glieder knacken

Die Frühlingsgefühle zwacken

Es leuchtet das Herz.

Und alle Welt macht viel Terz um Krokus und Co.

Und um die ersten warmen Sonnenstrahlen sowieso.

Wo waren all diese Gefühle verschüttet?

Haben so lange nicht an unser'm Herz gerüttelt,

Waren verborgen unter Mänteln dick und weich,

Unter einer Scheedecke kalt und weiß,

Im Zimmer verschollen dunkel und traurig

Oder bloß eingeschlafen und verdunkelt in tiefer Nacht?

Um dann hervorzubrechen mit aller Macht,

Wenn die Sonne das erste Mal richtig lacht.