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Das Recht des Stärkeren

Zusammenstellung: Nabil Chbib22. Februar 2003

In ihrer Berichterstattung befassen sich die arabischen Zeitungen mit Szenarien für die arabische Welt nach einem Krieg gegen den Irak.

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Allein die Überschriften der Berichte und der Kommentare in den arabischen Tageszeitungen vom Samstag (22.2003) zeigen einen dreifachen Konsens in der Irak-Krise: Erstens: Der Krieg ist kaum noch aufzuhalten. Zweitens: Es gibt keine keine einheitliche Position der arabischen Staaten. Drittens: Der Widerstand gegen einen Krieg wächst im Weltsicherheitsrat und in der Weltöffentlichkeit.

Die militärischen Vorbereitungen sind abgeschlossen und Washington spricht von einem "Militärgouverneur" nach Saddam. Diese Nachricht steht im Mittelpunkt vieler Berichte und Kommentare. Lediglich in Kuwait versucht man durch Berichterstattung und Kommentare, den erwarteten Krieg zu rechtfertigen oder zumindest als unvermeidbar darzustellen.

Historischer Vergleich

In den Kommentaren fast aller wichtigen Zeitungen der arabischen Welt wird das Vorgehen der USA als Aggression betrachtet, durch die die Region neu gestaltet werden wird und wodurch die amerikanische Herrschaft in der Welt gefestigt werden soll. Oft wird die US-Politik mit dem in der arabischen Welt verhassten englisch-französischen Sykes-Picot-Abkommen aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verglichen. Damals wurden die von den Osmanen befreiten arabischen Gebiete zwischen Frankreich und Großbritannien aufgeteilt und militärisch beherrscht. Der Krieg gegen den Irak wird als ein Kraftakt der USA verstanden, der das "Bush-Gesetz", mit anderen Worten: das Recht des Stärkeren, anwende.

Obwohl die Gespräche von Mubarak in Berlin und Paris, bei denen eine friedliche Lösung bekräftigt wurde, hoch eingeschätzt werden, ist es bemerkenswert, dass "Al-Ahram" aus Ägypten einen Rückzieher seitens Frankreichs und Deutschlands in letzter Minute nicht ausschließt, also wenn es im Sicherheitsrat um die Kriegsfrage geht. Die transatlantischen Streitigkeiten würden aber nach dem Ausbruch des Krieges fortgesetzt, wie es im Leitartikel weiter heißt.

"Strafe Gottes"

In "Ad-Dustur" aus Jordanien wird ein offener Brief an Bush veröffentlicht, in dem diesem mit der "Strafe Gottes" gedroht wird. Untermauert wird die Drohung mit Koran-Versen, laut denen "allen Machthungrigen" eine solche Strafe drohe. Bemerkenswert ist, dass der Verfasser des Artikels, Georg Lutfi As-Sayegh, kein Muslim ist.

"Ar-Riad" aus Saudi Arabien betont in seinem Leitartikel, dass das Ziel des Krieges nicht die Beseitigung Saddams, sondern der Besitz des irakischen Öls sei. Mit den Einnahmen daraus sollten die Türkei, Israel und Jordanien für ihre Unterstützung im Krieg bezahlt werden, schreibt das Blatt.

Wirtschaftslage als Motiv

"Al-Ittahd" aus den Vereinigten Arabischen Emiraten spricht von den "schlechten Bush-Wegen zur Hölle". In dem in den USA verfassten Artikel wird die schlechte wirtschaftliche Lage der USA als eigentliches Motiv für den Krieg dargestellt.

An dem kommenden arabischen Gipfeltreffen wird angesichts vielerlei Spekulationen über die laufenden Vorbereitungen harte Kritik geübt.

"Zünder für den Krieg"

"Al-Khaleeg" aus den Vereinigten Arabischen Emiraten fragt, ob das Treffen nicht eher ein Gipfel für den Krieg anstatt für die Araber wird. Gleichzeitig hebt der Leitartikel der Zeitung die Position Frankreichs und Deutschlands hervor.

"Ad-Dustur" aus Jordanien sieht in der arabischen Haltung keine Hilfe, um den Krieg zu verhindern, sie sei vielmehr "der Zünder für diesen Krieg."

Neue arabische Ordnung

"Al-Bayan" aus den Vereinigten Arabischen Emiraten geht ebenfalls mit der arabischen Haltung ins Gericht und schreibt: "Eine neue arabische Ordnung wird nicht dadurch entstehen, indem man die Irak-Krise auf die Person Saddam und das Palästinaproblem auf die Person Arafat einengt. Das Verschwinden beider Personen wird kein Ende der Aggressionen und Pläne der USA bringen, die die Region neu gestalten wollen, wie sie offen sagen".

"Al-Ahram" aus Ägypten äußert unter der Überschrift "Die Überflutung kommt - Wenn wir keine Solidarität zeigen, dann ist die Gefahr sehr gross" die Hoffnung, dass Saddam freiwillig von der Macht zurücktreten möge. Im übrigen wird die schlechte Lage in der arabischen Welt in dem Artikel mit dem Egoismus ihrer Führer begründet.