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Ultraschneller Hafenbau

Peter Philipp10. Mai 2007

Sohar liegt am Eingang zum Persischen Golf. Hier soll einst Sindbad der Seefahrer gelebt haben. Nach Jahrhunderten der Bedeutungslosigkeit ist Sohar in Oman in den letzten Jahren zu neuer Aktivität erwacht.

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Pferdeparade in der Hafenstadt Sohar
Früher wurde Handel mit Kamelen getrieben, jetzt werden Container die Rolle übernehmenBild: picture-alliance/ dpa

Der Industriehafen von Sohar ist ein Projekt, das Oman in Kooperation mit dem Hafen von Rotterdam betreibt, dem weltgrößten Hafen. Die Niederländer bringen deswegen auch jede nur denkbare Expertise ein, und dennoch sind sie vom bisherigen Verlauf des Projekts überrascht. "Was an diesem Projekt so besonders ist, das ist die Geschwindigkeit der Entwicklung", sagt Dirk-Jan de Vink von der Sohar Industrial Port Company. "Sie müssen sich vorstellen, dass diese ganze Gegend noch vor drei Jahren ein Gelände für Kamele war. Ein wenig Landwirtschaft, sonst aber unbewohnte Wüste auf einer Fläche von 20 Quadratkilometern."

Besondere Strukturmaßnahmen

Das Konzept des Hafens ist ebenso einfach wie beeindruckend: Hier wird nicht nur ein Waren-Umschlagplatz und ein Container-Hafen angelegt, sondern auch Industrie angesiedelt. Jetzt schon gibt es eine - von Deutschen gebaute - Methanolfabrik, ein Kraftwerk, ein Aluminiumwerk, eine immense Düngemittel-Fabrik und Anlagen zur Umwandlung von Erdgas in Flüssiggas - um nur einige zu nennen. Weitere Firmen haben ihr Interesse bekundet: Sie wollen sich hier auch niederlassen. Etwa der US-Konzern Dow Chemicals, für den ein Teil des Hafenareals reserviert ist, und der allein zum Aufbau der dort geplanten Anlagen 15.000 Bauarbeiter aus Indien nach Sohar holen will.

Fast schon ein wenig neidisch räsoniert De Vink, die Omanis hätten in Sohar innerhalb von nur fünf Jahren Dinge erreicht, wozu man in Rotterdam hundert Jahre gebraucht habe. Wobei ihm natürlich klar ist, dass Rotterdam sich langsam und natürlich entwickelt hat, und dass Oman auch wegen seiner Öl- und Gasvorkommen einen Vorteil hat. Das allein sei es aber nicht. "Die Regierung von Oman ist bekannt für ihre Stabilität und Zuverlässigkeit. Deswegen konnten wir als Hafen-Management weltweit führende Gesellschaften anziehen", sagt De Vink und nennt stolz die Zahl von zwölf Milliarden US-Dollar, die hier zwischen 2004 bis 2008 investiert wurden.

Bis nach Indien und Afrika

Sohar ist nicht der einzige Hafen Omans. Da gibt es noch den in den letzten Jahren ausgebauten Hafen von Salalah, nahe der Grenze zum Jemen, und eine Reihe anderer kleinerer Häfen, natürlich auch den der Hauptstadt Muscat selbst. Für ein Land mit knapp über drei Millionen Einwohnern wäre das natürlich viel zu viel.

Der Hafen von Sohar ist aber Teil der Diversifikationsbemühungen des Landes und sein Einzugsgebiet reicht weit über die Grenzen Omans hinaus, wie De Vink betont: "Wenn Sie zum Beispiel an Container denken, dann ist unser Hinterland natürlich die Vereinigten Arabischen Emirate, mit Dubai und Abu Dhabi. Wenn man aber das weitere Umfeld ansieht, dann erwarten wir, dass Sohar sich rasch zu einem internationalen Handelsknotenpunkt entwickelt." Bedient werden könnten nicht nur der Iran und Pakistan, sondern auch Indien und die afrikanische Ostküste.

Ganz besonders wichtig ist hierbei natürlich die Lage Sohars an der Küste des Indischen Ozeans, nicht weit vom Persischen Golf entfernt. Große Frachtschiffe brauchen nicht mehr durch die Meerenge von Hormuz in den immer wieder von Krisen heimgesuchten Golf zu fahren: Sie können ihre Ladung in Sohar löschen und von dort aus mit kleineren Frachtschiffen oder über ein gut ausgebautes Straßennetz weiter in die Golfstaaten transportieren.