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Das schrullige Tischfußballspiel Tipp-Kick wird global

Jochen Bruche13. Juni 2006

Mehr als 80 Jahre lang war das Tipp-Kick-Spiel eine deutsche Schrulle: Doch langsam erobern die kleinen Metallfußballer mit dem Knopf auf dem Kopf auch internationale Märkte.

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Tipp-Kick-SpielfigurenBild: tipp-kick

Mathias Mieg läßt seinen Spieler schießen. Mathias spielt gegen seinen Cousin Jochen. Tipp-Kick heißt das Spiel, bei dem kleinen Männchen aus Metall auf den Kopf gehauen wird, damit sie gegen den Ball treten. Richtig populär ist das Spiel nur im deutschsprachigen Raum. Die beiden Mittvierziger sind Geschäftsführer der Firma Mieg und haben meist irgendwo in einer Büroecke ein Tipp-Kick-Spiel aufgebaut. Entspannung zwischendurch muss sein, auch in heißen Zeiten wie der Weltmeisterschaft. "Ein normales WM-Jahr ist bei uns ein Jahr, in dem wir 20 bis 30 Prozent mehr Umsatz machen als in Zwischenjahren. Bei dem Jahr der WM in Deutschland ist es so, dass unser Umsatzzuwachs sogar deutlich über 100 Prozent beträgt", sagt Jochen Mieg.

Das Geheimnis des Schussbeinchens

Die Stückzahlen der verkauften Tipp-Kick-Spiele sind von 100.000 im Jahr 2004 auf mittlerweile über 200.000 in diesem Jahr gestiegen. Ein Kraftakt für das kleine Familienunternehmen. "Wir sind vor dem Confed-Coup letzten Jahres mit 12 Mitarbeitern gestartet", erzählt Mathias Mieg. "Das ging dann hoch auf deutlich über 20 Mitarbeiter in der Spitze."

In der kleinen Produktionshalle nebenan werden fleißig Spieler, Torwarte, Ball und Spielfeld bearbeitet und versandfertig verpackt. Uwe Rosentreter steht am Fließband und montiert die Einzelteile eines Zink-Kickers zusammen. Täglich bis zu 2000 Stück. "Erst wird der Kicker gebohrt, in das Loch kommt der Stift. Dann wird der Fuß angepasst, dann kommt der Fuß rein", sagt er.

Das Geheimnis des perfekten Tipp-Kick-Spielers und seines Schussbeins macht Jochen Mieg an zwei Faktoren fest: "Zum einen ist es so, dass das Spiel des Schussbeinchens, in dem mechanischen Schacht nicht allzu groß ist und dass das Bein nicht rumschlackert", erklärt er. "Und zum anderen ist es so, dass die Mechanik im inneren der Spielfigur sauber laufen muss, damit ein leichter Druck aufs Knöpfchen schon genügt, das er den entsprechenden Schwung in den Ball hineinbekommt."

Alle WM-Mannschaften im Angebot

Die Rohmaterialien für die Spieler aus Zink liefert ein Unternehmen am Ort. "Von dem, was wir montieren und zusammenbauen - das sind 10.000 Stück pro Woche - gehen 70 bis 80 Prozent nach Tunesien zum Bemalen. 20 bis 30 Prozent bleiben hier und werden in Heimarbeit bemalt", sagt Jochen Mieg.

Die fertigen Spieler kommen in Trikots zahlreicher nationaler und internationaler Mannschaften daher. Darunter auch die aktuellen 32 WM-Mannschaften. Tipp-Kick gibt es heute in sechs verschiedenen Ausführungen von der Einsteigerpackung für 30 Euro bis hin zur Edelvariante mit 100 Euro. Das Prinzip jedoch ist immer gleich: Vier Feldspieler, zwei Torwarte, ein Spielfeld, ein Ball. Doch der ist nicht rund, er ist achteckig. "Er ist eckig, damit er nicht so schnell wegrollt. Und ist zweifarbig, weil die oben liegende Farbe bestimmt, wer dran ist, wer kicken darf", erläutert Mathias Mieg.

Export nach Asien

Das ist seit 1923 so, als das Spiel erfunden wurde. 1924 hatte der Großvater der Miegs, Edwin Mieg, das Patent erworben und seither die Tipp-Kick-Figuren hergestellt und vertrieben. Seit der WM 1954 gibt es einen Torwart, der auf Knopfdruck zur Seite hechten kann, seit ein paar Jahren auch nach vorn. Die klassischen Verbreitungsländer für Tipp-Kick waren in der Vergangenheit Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Seit kurzem bekommt Tipp-Kick auch Anerkennung auf internationalen Märkten. "Als einen neuen Kunden konnten wir für Asien die Spielwarenkette Toys'r'us" gewinnen, die von einer Zentrale aus vier Märkte mit Tipp-Kick bestücken", sagt Jochen Mieg. In Spanien habe man einen Kunden mit 270 Niederlassungen gewonnen." Das sind natürlich für uns schon mittelschwere Durchbrüche auf solch einem Markt."

Mit der WM 2006 in Deutschland interessieren sich nun auch Fernsehteams aus aller Welt für Tipp-Kick und berichten darüber. Tipp-Kick-Spiele wurden von 75 europäischen Künstlern umgestaltet und sind nun als Kunstobjekte am Firmensitz im süddeutschen Villingen-Schwenningen in einer Verkaufsausstellung zugunsten der Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer zu sehen. Die Marke Tipp-Kick ist in der Zeit der WM präsenter denn je.