1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Das Segelspektakel der Superlative

21. Juni 2010

Die Kieler Woche zieht seit dem Wochenende Hunderttausende in ihren Bann. Unzählige Segelboote, 2000 Veranstaltungen, Gäste aus 70 Staaten und ein besonderes Schiff gibt es auf dem weltgrößten Seglertreffen zu erleben.

https://p.dw.com/p/NwVp
Boote auf der Kieler Woche (Foto: DPA)
Bild: picture alliance/dpa

Einmal im Jahr richten sich alle Seefahreraugen auf eine Stadt im Norden Deutschlands - Kiel, Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Zum mittlerweile 116. Mal findet dort die Kieler Woche, die größte Segelveranstaltung der Welt statt. Ein Event der Superlative: 5000 Segler aus 50 Ländern und drei Millionen Besucher stellen Kiel neun Tage lang komplett auf den Kopf.

Vom Edelevent zum Massenspektakel

Bei der ersten Kieler Woche am 23. Juli 1882 nahmen gerade einmal 20 Yachten aus den elitären Yachtklubs teil. Der Name "Kieler Woche" entstand durch einen Journalisten, der diese Veranstaltung 1894 erstmals in der Presse so benannte.

Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges fiel die Kieler Woche für mehrere Jahre aus, findet aber seit 1949 wieder ununterbrochen jedes Jahr statt und das mit wachsender Begeisterung.

In diesem Jahr schippern 2000 Boote, darunter auch das schnellste Segelboot der Welt, in mehr als 40 Regatten gegeneinander. Einen der vielen Höhepunkte der Kieler Woche bildet die große Windjammerparade, oft angeführt von der Gorch Fock, mit rund 100 Windjammern und Traditionsseglern sowie Hunderten von Segelyachten auf der Kieler Förde.

Aus dem Sportevent wurde über die Jahrzehnte ein Sportevent mit Volksfestcharakter. Heute finden rund um die Kieler Woche 2000 Konzerte, Partys und Kleinkunstveranstaltungen statt, darunter auch der internationale Markt in dem sich 33 Länder präsentieren. Die Kieler Woche ist deshalb nicht nur das größte Segelevent der Welt, sondern hat sich seit langem auch als das größte Sommerfest im Norden Europas etabliert.

Das älteste Schiff Kiels lässt Dampf ab

Die Bussard - Kiels ältestes Schiff auf der Kieler Woche (Foto: DW)
Die Bussard - Kiels ältestes Schiff auf der Kieler WocheBild: DW/Torsten Creutzburg

Seit den frühen Jahren der Kieler Woche ist ein Schiff immer mit dabei - die Bussard. Sie ist mit 105 Jahren Kiels ältestes Schiff und bietet noch eine zweite Besonderheit, denn sie ist nicht etwa ein Segel- sondern ein Dampfschiff. Das älteste noch fahrende Dampfschiff der Reederei Papenburg wurde bei den Regatten als Start- und Zielschiff genutzt, wobei der Rauch der alten Lady den Seglern oft als Indikator diente, um zu sehen woher der Wind blies, erklärt Franz Baumann, 74-jähriger Kieler Seebär und passionierter Bussard-Liebhaber.

Die Bussard war zunächst in Sonderburg stationiert und wurde ab 1919 als Tonnenleger-Schiff nach Kiel verlegt, wo sie seitdem zuhause ist. Zu ihrer Hauptaufgabe als Tonnenleger zählte das Auslegen, Einholen und Bergen von Markierungstonnen. Die Tonnen wurden dann kontrolliert und wenn nötig auch an Bord instand gesetzt. Die hohen Betriebskosten für die Bussard waren der Hauptgrund für die Außerdienststellung im Jahre 1979. Neue, modernere Schiffe übernahmen die Aufgaben des Bussards.

Seebär und Bussard-Liebhaber Franz Baumann (Foto: DW)
Seebär und Bussard-Liebhaber Franz BaumannBild: Torsten Creutzburg

Nachdem die Dampfschiffdame 20 Jahre im Kieler Hafen als Museumsschiff vor sich hin rostete, hauchten Franz Baumann und viele Freiwillige des Dampfer Bussard e.V. der eisernen Schiffslady 1999 wieder Leben ein. Es dauerte allerdings sechs Jahre und 45.000 Arbeitsstunden, bis Kiels ältestes Schiff wieder aus eigener Kraft Fahrt aufnehmen konnte.

Mittlerweile nimmt die Bussard als Ausflugsdampfer wieder an Großevents wie den Laboer Hafentagen, dem Hamburger Hafengeburtstag oder der Bremer Hafensail teil. Und bei der Kieler Woche fährt die "Bussard" auch in diesem Jahr wieder fast täglich begeisterte Besucher durch den Hafen und die Kieler Bucht, beim größten Segelevent der Welt.

Boote auf der Kieler Woche (Foto: AP)
Bild: AP

Autor: Torsten Creutzburg
Redaktion: Kay-Alexander Scholz