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"Das sind einfach Statuen"

Berit Hempel16. Juni 2003

Georg Baselitz' Sammlung afrikanischer Kunstwerke gehört zu den markanten Künstler-Kollektionen in Europa. Sie sind jetzt in Düsseldorf zu bewundern. Die Deutsche Welle sprach mit dem Künstler.

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"Figur mit Gewehr" aus NigeriaBild: AP

Georg Baselitz, Jahrgang 1938, hat vor mehr als 20 Jahren mit dem Sammeln angefangen. Es waren von Anfang an Bateke-Figuren, wie er sagt. "Bateke, das ist ein großer Stamm in der Republik Kongo. Sie haben eine alte Kultur und machen ihre Fetisch-Figuren noch selber. Mit denen habe ich angefangen und bei denen bin ich auch noch."

Rund 140 afrikanische Skulpturen werden in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K20 in Düsseldorf hervorragend und wunderbar ausgeleuchtet präsentiert. In zentraler Position steht ein Nagelfetisch in einer Vitrine. Auf zwei starken kurzen Beinen ruht die männliche Figur. Die linke Hand stützt sie auf die Hüfte, die rechte ist in Kopfhöhe gestreckt. Die Augen des kahlen, eiförmigen Kopfes bestehen aus zwei matten Spiegelstücken. Der Körper selbst ist über und über mit rostigen Nägeln bestückt. Jeder Nagel steht für den Wunsch, eine Kraft gegen das Böse zu mobilisieren.

Georg Baselitz
Georg BaselitzBild: AP

Baselitz findet die Figuren deshalb so interessant, wie er sagt, weil mehrere Personen daran gearbeitet haben: "Einmal der, der das geschnitzt hat. Dann derjenige, der den Fetisch angebracht hat - Medizinmann oder Priester - und derjenige, der dann damit umgeht. Und alle haben Spuren daran hinterlassen und das macht es zumindest geheimnisvoller."

Magie und Geheimnisse

Die meisten Objekte, die der Bilderhauer und Maler Baselitz sammelt, stammen aus Zentral- und Ostafrika. Einen Großteil machen Stoffpuppen aus, die Verstorbene darstellen. Ihre Arme sind ausgestreckt, ihre Körper tragen Reliquien in sich.

Besitzen solche Figuren noch eine Kraft, eine Magie für den Sammler? "In dem Fetisch-Sinne, in dem Zaubersinne überhaupt nicht. Das kann ich nicht nachvollziehen, gar nicht. Auf mich wirkt das als Skulptur", sagt Baselitz.

Und doch wirken manche Ausstellungsstücke geradezu unheimlich - zum Beispiel die Wahrsageschalen. Manche sind groß wie Teller und gefüllt mit fingergroßen Gegenständen, Nüssen, Puppen oder Kieferknochen von Tieren. Doch den Künstler stört das nicht. "Wieso, was ist hier unheimlich? Das ist ein Gefangener, der hat eine Schlinge um den Hals. Das ist ein Liebespaar, fast abstrakt, diese drei weiß ich nicht, offensichtlich eine Familie oder ein Mann mit zwei Frauen, das ist ein Phallus und das ist ein Denker."

Vergleich Europa-Afrika

So unterschiedlich all die Objekte sind, Georg Baselitz hat sie nicht nach geografischen oder ästhetischen Gesichtspunkten
zusammengetragen, sondern nach rein subjektiven. Allerdings haben sich im Laufe der 30-jährigen Sammeltätigkeit Schwerpunkte aufgetan. Dazu gehören Fetisch-Figuren, Ahnen-Figuren, Wahrsage- und Grabskulpturen, die Baselitz besonders interessieren: "Und weil sie lange halten sollen, sind sie aus ganz hartem Holz gemacht und das ist, was mich enorm interessiert, weil hier der Vergleich mit der europäischen Figur am besten gelingt, schon auf Grund ihrer Dimensionen und ihrer Größe. Das sind einfach Statuen."