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Niederlande - Russland

21. Juni 2008

Die Niederlande gelten im EM-Viertelfinale gegen Russland als Favorit. Das Team hat allerdings einen schweren Schlag zu verkraften. Und Russlands Trainer Hiddink glaubt an die Qualitäten seines Stars Arschawin.

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Kann er auch gegen sein Heimatland jubeln? Für Russlands niederländischen Trainer Guus Hiddink geht es um allesBild: AP

Für Trainer Guus Hiddink ist es das erhoffte Traum-Duell, für die Fans der verheißungsvolle Gipfel des Hochgeschwindigkeits-Fußballs und für die kickenden Himmelsstürmer beider Teams die erste echte Nervenprobe des Turniers: Im Viertelfinale zwischen den Niederlanden und Russland am Samstag (21.6.2008) in Basel (20.45 Uhr/ZDF) steht ein weiterer EM-Höhepunkt bevor.

"Das wird ein tolles Spektakel", versprach der russische Teamkapitän Sergej Semak vor der Neuauflage des EM-Finales von 1988 in Deutschland. Besonders groß ist die Vorfreude beim ehemaligen holländischen und derzeitigen russischen Nationalcoach Hiddink: "Ich empfinde diese Konstellation als Glück. Das wird ein ganz spezielles Match für mich."

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Gelten mittlerweile als Titelfavorit: Die Oranjes, hier Robin van Persie (re.) und Arjen RobbenBild: AP

Der 61 Jahre alte Fußball-Lehrer, der von 1995 bis 1998 Bondscoach war, sieht sein Team in der Partie gegen sein Heimatland in der Außenseiter-Rolle. Wohlweislich erinnerte er an das deutliche 1:4 der "Sbornaja" im Februar 2007 bei einem Test in Amsterdam. Doch der Schnellkurs in offensiver Spielkultur, mit dem Hiddink der zuvor biederen Mannschaft neues Leben einhauchte, zeigt Wirkung. Die nicht ganz ernst gemeinte Frage eines Journalisten, ob er einen Sieg über seine Landsleute nicht als Verrat empfinden würde, konterte er auf seine Art: "Wenn das so ist, dann möchte ich am Samstag gern ein Verräter sein. Vielleicht lassen sie mich dann nicht mehr in mein Land. Aber wenn schon, möchte ich ein richtiger Verräter sein."

Hiddink-Hype

Den Hiddink-Hype in den heimischen Medien hält Marco van Basten bei aller Wertschätzung für seinen Kollegen für übertrieben. "In erster Linie geht um es um Niederlande gegen Russland", sagte er. Dass sein Team nach den imposanten Siegen gegen Weltmeister Italien (3:0), Vize-Weltmeister Frankreich (4:1) und Rumänien (2:0) als EM-Favorit gilt, empfindet van Basten nicht als zusätzliche Last: "Ich bin mir sicher, dass wir auch mit diesem Druck umgehen können."

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Gewohnt selbstbewusst: der niederländische Trainer Marco van BastenBild: AP

Durch die Familientragödie von Verteidiger Khalid Boulahrouz ist die Mannschaft noch näher zusammengerückt. Nach dem Tod der am Mittwoch zu früh zur Welt gekommenen Tochter des 26 Jahre alten Abwehrspielers im Krankenhaus von Lausanne wollen die Profis in Basel mit Trauerflor auflaufen. "Als Khalid die Mannschaft informiert hat, war das schon ein sehr spezieller Moment. Einige Spieler stehen ihm sehr nahe. Vielleicht werden sie dadurch noch stärker", meinte der Bondscoach.

Er habe den Eindruck, dass Boulahrouz "die Sache hinter sich gelassen hat. Und er hat mir versichert, dass ich auf ihn zählen kann." Auch Rafael van der Vaart ist ganz auf den Halbfinaleinzug programmiert: "Wenn wir im Viertelfinale ausscheiden, werden wieder alle sagen, dass wir nur schön gespielt haben."

Niederländer ausgeruhter als Russen

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Hoffnungsträger: Russlands Andrej ArschawinBild: picture-alliance/dpa

Anders als die Russen gehen die Holländer, die seit ihrem EM-Sieg 1988 schon dreimal wieder das Halbfinale erreichten, ausgeruht in die Partie im ausverkauften St. Jakob-Park. Immerhin neun Profis wurden im bedeutungslosen Gruppenfinale gegen Rumänien geschont. Dagegen

bleiben den Russen nicht einmal 72 Stunden, um sich von den Strapazen des sehenswerten 2:0 über Schweden zu erholen. "Das ist ein bisschen ein Problem für uns", bekannte Hiddink.

Dennoch plant er keine große Umstellungen: "Dazu fehlt uns einfach die Qualität im Kader. Wir haben leider nicht so ein Luxusproblem wie die Niederländer, die auf allen Positionen gleichwertigen Ersatz haben." Wie schon gegen Schweden setzt Hiddink vor allem auf Andrej Arschawins Geniestreiche. Der Spielmacher will sich für den Teamchef mächtig ins Zeug legen: "Ich würde mich freuen, wenn wir seinen größten Wunsch erfüllen können - einen Sieg über die Niederlande." (tos)