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Das spricht für Deutschland…

Joscha Weber, z. Zt. Rio de Janeiro13. Juli 2014

Nicht nur aufgrund des 7:1-Sieges gegen Gastgeber Brasilien geht die deutsche Elf als Favorit ins WM-Finale. Löws Ensemble beeindruckt auch mit Fitness, Torgefahr, Passsicherheit und einem unüberwindbaren Torhüter.

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Thomas Müller, Philipp Lahm und Toni Kroos
Bild: AFP/Getty Images

Die Physis

Die Grundlagen wurden schon vor dem Trainingslager in Südtirol gelegt: Die Bundesliga gilt nicht ganz ohne Grund als eine der laufstärksten Ligen der Welt. Wer hier bestehen will, muss an seiner Fitness arbeiten. 16 von 23 Nationalspielern spielen in Deutschland. Doch auch beim DFB legten sie vor diesem Turnier mit seinen besonderen klimatischen Herausforderungen großen Wert auf eine gute Kondition, die sich im bisherigen Turnier stets als überlegen gegenüber dem Gegner erwies. Das dürfte sich auch im Finale nicht ändern, wie ein Vergleich der Spielmacher zeigt. Lief Lionel Messi bei dieser WM im Schnitt 5,4 Kilometer pro Stunde, legte Toni Kroos fast zwei Kilometer mehr zurück. Das sind Welten. Hinzukommt der Vorteil, dass die DFB-Elf einen Tag mehr Zeit zur Regeneration hatte und im Halbfinale nicht über 120 Minuten gehen musste, wie es die Argentinier taten. "Das ist sicher ein Faktor zu Gunsten Deutschlands", glaubt Argentiniens Coach Sabella.

Torgefahr aus allen Lagen

Vielleich ist der Hartnäckigkeit des deutschen Co-Trainers Hansi Flick zu verdanken, dass "Schöngeist" Löw wieder den Wert des ruhenden Balls erkennt. Die berühmte Wette der beiden um einen guten Wein, ob die deutsche Elf per Standard ein Tor erzielt, verlor Löw krachend. Denn schon nach 32 Turnierminuten traf Mats Hummels per Kopf nach einer Ecke. Bereits sechs Treffer erzielte die DFB-Auswahl in diesem Turnier nach einer Standardsituation. Spielerisch kommen Löws begnadete Offensivkräfte ohnehin immer wieder nahezu unaufhaltsam zum Torschuss und dann ist da auch noch ein drittes Mittel: Distanzschüsse. Toni Kroos, Samit Khedira, aber auch Thomas Müller schießen gerne und gut aus dem Rückraum. Ein Mittel, das bei der dicht stehenden argentinischen Abwehrreihe und dem nicht immer sicheren Schlussmann Sergio Romero durchaus probat sein kann - und vielleicht auch deshalb im Abschlusstraining noch einmal einstudiert wurde. Insgesamt 17 mal trafen die DFB-Kicker schon in diesem Turnier, Argentinien erst acht mal.

Das Passspiel

Gegner des hochfrequenten Passspiels monieren, dass ein Pass eben noch kein Torschuss sei und somit letztlich ineffizient im Sinne des Ergebnisses. Aber im modernen Fußball hat sich schnelles Passspiel längst als effektive Waffe durchgesetzt. Erstens lässt es den Gegner, der dem Ball hinterherrennen muss, schneller ermüden als einen selbst. Zweitens sichert es Ballbesitz, Grundvoraussetzung für eine aktive Spielgestaltung. Und Drittens kann es Räume öffnen, weil sich die gegnerische Mannschaft verschieben muss und dabei auch mal ihre Ordnung aufgibt. Deutschland pflegt dieses Spiel seit einer Weile. Es trägt die Handschrift von Joachim Löw, aber auch die von Bayern-Coach Pep Guardiola. Die DFB-Elf ist sicherer im Passspiel als die argentinische Mannschaft: 82,1 Prozent der deutschen Pässe kommen an, Argentinien bringt es nur auf 78,5 Prozent.

Die Wand Neuer

Der beste Torwart dieser WM und zugleich auch weltweit hat nochmal einen Schritt nach vorne gemacht, so scheint es. Fehler unterliefen ihm keine während dieses Turniers, stattdessen rettete er mehrfach sensationell auf der Linie, im Strafraum und sogar außerhalb. 25 Bälle hielt Neuer bisher, zehn mehr als sein Gegenüber Sergio Romero. Und was das Mitspielen als verkappter Libero betrifft, ist Neuer ohnehin unübertroffen.

Die "Spezialkräfte"

Von der Bank konnte Argentinien bisher wenig Impulse ins Spiel bringen, Deutschland hingegen schon. Bundestrainer Joachim Löw hatte seine Ersatzspieler zu Beginn des Turniers martialisch zu "Spezialkräften" ernannt, die angesichts der fordernden klimatischen Bedingungen mit ihrer Frische den Gegner überrennen sollten. Auch wenn Löw die eine oder andere "Spezialkraft" auf der Bank schmoren ließ (Lukas Podolski, Julian Draxler), ging der Plan bislang auf. Schon vier Jokertore erzielte die deutsche Elf in diesem Turnier, Argentinien noch kein einziges. Maßgeblich verantwortlich auf deutscher Seite ist dafür ein Mann: André Schürrle. Eigentlich viel zu schade für die Bank, hebt ihn sich Löw dennoch für die Schlussphase auf, in der er dann nach Herzenslust wirbeln darf und schon drei Mal traf. Er könnte mit seiner Treffsicherheit gegen Argentinien am Ende den Unterschied machen.