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Das Walkie-Talkie kehrt zurück

Andreas Ebel20. August 2003

Noch gibt es sie nur in Amerika: Handys mit Walkie-Talkie-Funktion. Nach Nextel und Verizon möchten nun weitere Mobilfunkunternehmen den neuen Dienst anbieten. Anfang 2004 plant Nokia die Markteinführung für Europa.

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In Europa wird das erste Handy mit Walkie-Talkie-Funktion erst für Anfang 2004 erwartetBild: AP

Während T-Mobile in Deutschland die ersten UMTS-fähigen Handys zum Testen an interessierte Kunden und Mitarbeiter verteilt, um den Marktstart für den Herbst 2003 vorzubereiten, ist in Amerika ein anderer Trend auf dem Mobilfunk-Markt bereits in vollem Gange: Handys mit Walkie-Talkie-Funktion. Anfangs noch von der Konkurrenz belächelt, bescherte die so genannte "Push-to-talk" Funktion dem US-Mobilfunkunternehmen Nextel einen deutlichen Umsatzwachstum.

Alte Idee, neue Anwendung

Die eigentliche Idee ist alt: Rauschen-Knopf drücken-Sprechen-Knopf loslassen-Rauschen. Im Jahre 1943 entwickelte Dan Noble bei Motorola das erste tragbare Zwei-Wege-Funkgerät, besser bekannt als das Walkie-Talkie. 43 Jahre später griff Nextel die Idee neu auf und bot als einziges Mobilfunkunternehmen Handys mit der so genannten "Push-to-talk"-Funktion an. Ähnlich wie bei einem klassischen Walkie-Talkie kann über eine Sondertaste eine Stand-by-Verbindung aktiviert werden. Der Transfer der eigentlichen Sprachsignale verläuft jedoch nicht analog über Kurz- oder Langwelle sondern digital. Die Sprachsignale werden erst digitalisiert und können dann als Datenpakete über das Mobilfunknetz übertragen werden. Um zusätzliche Gebühren zu vermeiden, können sich auch mehr als zwei Anwender zu geschlossenen Benutzergruppen zusammenschalten und sich so über eine Art Konferenzschaltung unterhalten.

Konkurrenz belebt den Markt

Das Gespräch selbst verläuft ebenfalls nach dem altbewährten Schema. Dieses bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Zwar muss der Anwender nur die Zeit bezahlen, die er gesprochen hat, jedoch kann immer nur einer der Gesprächspartner reden. Ein weiterer Nachteil ist die Zeitverzögerung. Diese entsteht dadurch, dass die analogen Sprachsignale erst in eine digitale Form umgewandelt werden müssen, um über das Mobilfunknetz den Gesprächspartner zu erreichen.

Nach dem großen Erfolg von Nextel haben nun auch andere Netzanbieter das Potential dieser Idee erkannt und bringen Konkurrenzprodukte auf den Markt, allen voran Amerikas größter Mobilfunkdienstleister Verizon Wireless. Das Gemeinschaftsunternehmen zwischen Verizon Communications und Vodafon will Nextel dank eines attraktiven Gebührenmodells Marktanteile streitig machen. Derzeit führt Nextel mit fast zwölf Millionen Kunden, von denen 95 Prozent den neuen Dienst nutzen, den Markt der Walkie-Talkie-fähigen Handys an.

2004 auch in Europa?

Während der neue Trend in Amerika immer größere Wellen schlägt, bleibt abzuwarten, ob er sich in Europa ebenfalls mit Erfolg durchsetzen kann. Nokia glaubt fest daran und will Anfang 2004 das erste Mobilfunkgerät mit der Walkie-Talkie-Funktion auf den europäischen Markt bringen. Die für den neuen Mobilfunkdienst erforderlichen Standardisierungsarbeiten sollen bis Ende 2003 abgeschlossen sein. Dabei gibt es aus technischer Sicht erste Bedenken, was die Funktionsfähigkeit der Walkie-Talkie-Handys über die europäischen Mobilfunknetze angeht. Denn je nach Tageszeit sind die Netze in Ballungsgebieten stark belelastet, so dass nur noch wenige Kapazitäten für einen zusätzlichen Mobilfunkdienst zur Verfügung stehen könnten.