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Das Weltfest des Pferdesports

Andreas Sten-Ziemons24. Juni 2013

Alljährlich versammelt sich die Crème de la Crème der Reiterwelt zum CHIO in Aachen. Es ist das größte Pferdesportereignis der Welt, bei dem nicht nur die sportlichen, sondern auch die logistischen Leistungen stimmen.

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Der britische Springreiter Michael Whitaker springt beim CHIO in Aachen mit seinem Pferd über ein Hindernis (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Über 350 Reiter aus 30 Ländern, mehr als 550 Pferde, und fast 400.000 Zuschauer an zehn Turniertagen (21.6. - 30.6.2013) – der CHIO in Aachen ist ein Megaevent. Alljährlich zieht das größte Pferdesportereignis der Welt die Massen in die Soers. So heißt das Wiesengelände im Aachener Norden, auf dem der Aachen-Laurensberger Rennverein den CHIO ausrichtet – ein großes Turnier, aber nicht nur deshalb ein besonderes: "Die Zuschauer sind eigentlich das ganz Besondere", sagt Turnierdirektor Frank Kemperman. "Die Atmosphäre in Aachen mit der riesigen Zahl begeisterter Zuschauer, die jeden Reiter unterstützen, ob er Deutscher ist oder egal wo er herkommt. Die Leute sind begeistert, die lieben den Sport. Das ist wirklich einmalig."

Einmalig – zumindest in Deutschland – ist auch der Status des Turniers: CHIO, das steht für Concours Hippique International Officiél. Pro Mitgliedsland des Weltreiterverbands FEI wird nur ein solches Turnier veranstaltet. Mit anderen Worten: Das Reitturnier in Aachen ist das offizielle deutsche Turnier in den fünf Disziplinen Springreiten, Dressur, Vielseitigkeit, Gespannfahren und Voltigieren. Höhepunkte sind der Nationenpreis im Springen und der Dressur, sowie der Große Preis von Aachen im Springreiten.

Reitstadion in der Aachener Soers bei Flutlicht (Foto: Rolf Vennenbernd dpa/lnw)
Eine ganz besondere Atmosphäre - das Reitstadion in der Aachener Soers bei FlutlichtBild: picture-alliance/dpa

Das Reitstadion fasst rund 40.000 Zuschauer, in über 140 Ländern werden die Wettbewerbe im Fernsehen übertragen. Schon 1924 gab es das erste große Reit- und Fahrturnier in Aachen - 1929 wurde erstmals ein Nationenpreis ausgeritten. Auch diese lange Tradition macht das Turnier so attraktiv. "Die Reiter behaupten immer: In Aachen muss man mal gewonnen haben", sagt Kemperman. "Im Tennis ist es Wimbledon, im Pferdesport eben Aachen."

Aachener Entwicklungshilfe

Der 55-jährige Niederländer kümmert sich zusammen mit Marketing-Chef Michael Mronz und einem festen Team von 24 Mitarbeitern das gesamte Jahr hindurch um die Organisation des Turniers. "Die Leute denken immer, ich hätte 50 Wochen im Jahr Urlaub, aber so ist es nicht", schmunzelt der Aachener Turnierdirektor, der "nebenbei" noch im Vorstand der FEI sitzt und dort den Fachausschuss Dressur leitet. "Wir planen immer schon in die Zukunft. Nicht nur 2014, sondern auch 2015, wenn wir die Europameisterschaft ausrichten. Man kann immer gucken, wo man etwas verbessern kann."

Die Akribie der Aachener hat sich herumgesprochen. Immer wieder gibt es Anfragen von Turnierdirektoren, die sich erkundigen, wie bestimmte Dinge in Aachen gehandhabt werden. "Gestern kam zum Beispiel eine Mail von einem Kollegen aus der Schweiz", erzählt Kemperman. "Er fragte: Kann unser Stallmeister mal bei euch zuschauen und lernen, wie es geht?" Darüber hinaus tragen Kemperman und der CHIO ihr Know-how auch ins Ausland. "Wir haben ein Projekt in China, im Olympia-Stadion, dem so genannten Bird's Nest. Die Chinesen wollen gerne den Sport voranbringen. Da haben wir eine Zusammenarbeit mit Springreiter Ludger Beerbaum und unserem chinesischen Partner. Und das ist wirkliche Entwicklungshilfe, kann man sagen."

Turnierdirektor Frank KEMPERMAN beim CHIO in Aachen 2009 (Foto: dpa)
Turnierdirektor Frank KempermanBild: picture-alliance/Sven Simon

Preisgeld, Promis und dicke Pilze

Wie in jedem der vergangenen Jahre gibt es wieder ein offizielles Partnerland beim CHIO: in diesem Jahr Dänemark. Die Skandinavier werden von ihrer Kronprinzessin Mary Elizabeth vertreten. Außerdem haben sich Unicef-Botschafter und Ex-James-Bond-Darsteller Roger Moore, sowie die deutschen Minister Guido Westerwelle und Ursula von der Leyen angekündigt.

Ähnlich hochklassig wie die Namen auf der Gästeliste sind die Preisgelder. Nachdem die Siegprämien beim Aachener Reitturnier bereits in den vergangenen Jahren üppig ausgefallen sind, lockt der CHIO in diesem Jahr mit noch mehr Geld. "Die Gesamtdotierung des CHIO steigt von 1,8 Millionen Euro im Vorjahr auf 2,67 Millionen Euro in diesem Jahr“, sagt CHIO-Marketingchef Mronz. "Das Preisgeld unterstreicht die Bedeutung von Aachen." Allein der Große Preis der Springreiter ist in diesem Jahr mit einer Millionen Euro dotiert, das entspricht fast einer Verdreifachung des Preisgeldes aus dem Vorjahr (350.000 Euro).

Profitabel ist das Turnier aber nicht nur für die siegreichen Reiter und die Besitzer der erfolgreichen Pferde. Auch die Champignon-Bauern aus der Umgebung schlagen Kapital aus dem Aachener Reitturnier. Wenn nämlich über 500 Pferde mehr als eine Woche lang an einem Platz stehen, fällt jede Menge Mist an. Den holen die Landwirte täglich in den Stallungen des CHIO ab und verteilen ihn auf ihren Champignons. Und das sorgt schon seit Jahrzehnten für besonders dicke Pilze.