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Auf Tournee durch Deutschland

5. Dezember 2009

Heute ist Philippe Jaroussky einer der populärsten Countertenöre. Auslöser für die rasante Karriere des Franzosen war ein Konzerterlebnis mit seinem Kollegen Fabrice di Falco.

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Philippe Jaroussky erhält den Echo-Klassik (Foto: Ursula Düren dpa/lby)
Philippe Jaroussky erhält den Echo-KlassikBild: picture-alliance/ dpa

"Er sang in einer Kirche nur von der Orgel begleitet Farinellis Arien und ich war verzaubert," erzählt Philippe Jaroussky. Zu diesem Zeitpunkt war er 18 Jahre alt, spielte Geige und Klavier und studierte Komposition in Paris. Er wandte sich an die Gesangslehrerin seines Vorbildes di Falco.

Das Zeug zum Countertenor?

Philippe Jaroussky (Foto: dpa)
Countertenor Philippe Jaroussky fühlt sich berufenBild: picture-alliance/ dpa

Sie zweifelt zunächst an seinen Fähigkeiten, er spricht von Berufung - und stürzt sich in die faszinierende Geschichte der Kastraten und in das Barockrepertorie. Seine klangschöne, makellose Stimme wirkt allerdings etwas kindlich. Kritiker bezeichnen sie als "engelhaft", "androgyn" oder auch "weiblich". Seit ein paar Jahren wehrt er sich nicht mehr vehement gegen diese Bezeichnungen. Und, er versucht auch nicht mehr krampfhaft, tiefer zu singen. Das Angebot, die Rolle des Julius Cäsar von Händel zu singen, lehnt er souverän ab - er habe im Moment nicht die physischen Voraussetzungen für diese Rolle.

Einfach ein Profi

Mit 32 Jahren ist er gelassener geworden. Das kann er auch: Seine Interpretation des Barockrepertoires und auch neuerer Musik wird hoch gelobt. Bei jedem Konzert feiern die Zuschauer ihn und seine Bühnenpräsenz mit standing ovations. Geduldig, fast brav unterschreibt er dann nach dem Auftritt eine Stunde lang seine CDs, lässt sich beschenken, fotografieren, ja auch einen Kuss geben. In seinem perfekt sitzenden Anzug ist er fotogen: groß, schlank, hellgrüne Augen, die dunklen Haare akkurat geschnitten. Vielleicht etwas zu perfekt.

Trinken wie die anderen

Philippe Jaroussky und Maria Cristina Kiehr in einer Szene aus der Monteverdi-Oper "Il ritorno d'Ulisse in patria" (Foto: Claudia Esch-Kenkel/dpa)
Philippe Jaroussky in der Monteverdi-Oper "Il ritorno d'Ulisse in patria"Bild: picture-alliance/ dpa

Inzwischen wurde er mit dem Echo-Klassik ausgezeichnet, hat eine Monteverdi-Produktion an der Berliner Staatsoper abgeschlossen und erschließt sich wenig bekannte Werke der Barockzeit. Derzeit ist er auf Tournee durch Deutschland. Bei allem Erfolg gönnt er sich auch mal kleine Pausen: "Manchmal versuche ich zu vergessen, dass ich diese Stimme habe." Dann geht er in Paris mit Freunden aus, in die Disko, trinkt wie die anderen. Und er hat festgestellt, dass er - nach einer kleinen Auszeit - nicht unbedingt schlechter singt.

Autorin: Guylaine Tappaz

Redaktion: Gudrun Stegen