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Dave Brubeck: Mit Jazz zu Weltruhm

6. Dezember 2005

Mit dem Hit "Take Five" ist der Jazzmusiker Dave Brubeck weltberühmt geworden. Angefangen hat der Pianist allerdings mit schräger Polytonie. Am 6. Dezember wird Brubeck 85 Jahre alt. Ein Porträt des Jazzmusikers.

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Dave Brubeck - lebende LegendeBild: dpa - Report

Begonnen hatte Brubecks musikalische Laufbahn schon im Elternhaus im kalifonischen Concord. Die Mutter war Pianistin und Musiklehrerin. Sie machte ihn von klein auf mit der Musik vertraut und brachte ihm schon früh Klavierspielen bei. Mit 13 Jahren trat er in Profi-Bands auf, und mit 18 glaubte er, musikalisch nicht mehr viel hinzulernen zu müssen. Er studierte zunächst Tiermedizin, änderte aber schnell seine Richtung und widmete sich dann ganz der Musik. Zu seinen Professoren gehörte der französische Komponist Darius Milhaud, der die strikte Trennung musikalischer Gattungen ablehnte. Milhaud ermunterte Brubeck, den damals bei vielen Weißen verpönten Jazz auszuprobieren.

Aus der "Schmuddelecke" in Konzertsäle

Noch während des Studiums gründete Brubeck seine erste eigene Band. Mit dem bald als "West Coast Cool" bekannten Sound eroberte sie als erste Jazz-Gruppe die Konzertsäle der Universitäten und Hochschulen in den USA - der Jazz hatte die "Schmuddelecke" verlassen. In führenden amerikanischen Clubs trat das "Dave Brubeck Quartet" mit Stars wie Stan Getz, Charlie Parker und Dizzy Gillespie auf. Später tourte die Band, deren Besetzung öfter wechselte, um die ganze Welt.

Aufführung in der Carnegie Hall

Jazz-Musiker Dave Brubeck in concert
Immer wieder spielte Brubeck mit klassischen OrchesternBild: dpa - Fotoreport

Aus rauchigen kleinen Untergrund-Bars hatte Dave Brubeck die mitreißende Improvisationsmusik 1959 in den Tempel der Klassik geholt: Damals brachte Leonard Bernstein in der New Yorker Carnegie Hall Brubecks berühmte "Dialogues For Jazz Combo And Orchestra" mit den New Yorker Philharmonikern zur Uraufführung.

Sprung ins große Plattengeschäft

Er habe die "eigensinnigste und schönste Musik geschaffen, die je gespielt wurde, seit der Jazz zur Welt kam", schrieb schon 1954 das US-Magazin "Time". Kurz nach dem legendären Konzert mit den New Yorker Philharmonikern schaffte er mit dem "Dave Brubeck Quartet" 1960 auch den Sprung in das ganz große Plattengeschäft. Der Musikstil der Band war geprägt von Brubecks massiven Blockakkorden und den melodischen Improvisationen des Saxophonisten Paul Desmond, der auch Stücke für die Band komponierte. Darunter "Take Five", den Millionen-Hit mit dem ungewöhnlichen 5/4-Rhythmus. "Take Five" wurde 1959 mit Stücken wie "Blue Rondo à la Turk" und "Kathy's Waltz" auf der erfolgreichen Platte "Time Out" veröffentlicht. Die Platte gilt heute noch als Klassiker des Jazz. "Time Out" war die erste Jazz-Platte, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte.

Allerdings sahen Musikkritiker einen Grund dafür in der Annäherung Brubecks an den allgemeinen Publikumsgeschmack. Seine Piano-Klänge waren gefälliger als in den Anfangsjahren, eingängige Rhythmen durchzogen die Titel, und Brubecks Saxofonist Paul Desmond achtete bei aller Freude an der Improvisation darauf, dass die Melodien nicht zu kurz kamen. Trotzdem: Brubeck experimentierte während seiner Karriere immer wieder mit Taktarten und Metrik. So verwendete er für den Song "Pick Up Sticks" einen 6/4-Takt, für "Unsquare Dance" einen 7/4-Takt und für "Blue Rondo A La Turk", einer Variation von Mozarts "Türkischem Marsch", einen 9/8-Takt.

Familien-Musik

Das "Dave Brubeck Quartet" löste sich 1967 auf und kam 1976 noch einmal zusammen, um das 25jährige Jubiläum zu feiern. Brubeck spielte mit Desmond weiter und ging anschließend mit Gerry Mulligan ins Studio. Anschließend gründete er mit Mulligan eine neue Band, in der auch drei seiner Söhne mitspielten. In diesem Jahr spielte das "Dave Brubeck Quartet" zum Jahrestag der Nürnberger Prozesse noch einmal. Nach mehreren Herzoperationen hat Brubeck schon vor Jahren seine öffentlichen Auftritte reduziert. Zu Hause aber sitzt er noch jeden Tag am Klavier. Der Pianist wurde unter anderem mit sechs Ehrendoktortiteln ausgezeichnet. (chr)