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Erneuter Siege gegen Schweden

17. Dezember 2009

1988 hatten Boris Becker und Co. zum ersten Mal den Davis Cup nach Deutschland geholt. Am 17. Dezember 1989 veredelten sie diesen Erfolg und triumphierten zum zweiten Mal. Erneut war Schweden der unterlegene Finalgegner.

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Das deutsche und das schwedische Davis-Cuup-Team nach dem Finale 1989 Foto: Rolf Kosecki
Deutschland und Schweden nach dem zweiten deutschen Triumph 1989Bild: picture-alliance / Rolf Kosecki

Der Jubel über den Fall der Berliner Mauer im November 1989 war in Deutschland noch nicht verklungen, da sorgten vier Tennis-Freunde einige hundert Kilometer weiter südlich schon für die nächsten Hurra-Schreie. Am vierten Adventwochenende machten Boris Becker, Carl-Uwe Steeb, Eric Jelen und Patrik Kühnen in Stuttgart den zweiten deutschen Triumph im Davis Cup perfekt. Wie schon im Jahr zuvor in Göteborg besiegte das Team des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) erneut die Mannschaft aus Schweden.

Über Karlsruhe, Prag und München ins Finale

Boris Becker nach seinem Wimbledonsieg 1989
Nach seinem Erfolg in Wimbledon war Boris Becker auch im Davis Cup der SieggarantBild: picture-alliance / ASA

Boris Becker und Co. hatten auf dem Weg ins Finale drei Stationen erfolgreich bewältigt. Den Auftakt machte im Februar 1989 ein 5:0-Erfolg in Karlsruhe gegen Indonesien, danach folgte ein 3:2-Sieg in Prag gegen die damalige Tschechoslowakei. Im Halbfinale traf man im Juli in München auf die starken US-Amerikaner mit den Superstars Andre Agassi und Brad Gilbert.

Um die Chancen auf den Finaleinzug zu erhöhen, ließ der DTB in der Olympiahalle als Untergrund schnellen Teppichboden verlegen. "Wir wussten, wenn wir den Belag so wählen können, dass es für Boris am besten passt, dann schlägt den im Davis Cup so schnell keiner. Das sind schon mal zwei Punkte. Wir mussten dann irgendwie noch einen dritten Punkt holen", erinnert sich Carl-Uwe Steeb an die damalige deutsche Taktik.

Und die Rechnung ging auf. Deutschland führte nach dem zweiten Tag mit 2:1. Carl-Uwe Steeb hatte zum Auftakt gegen Brad Gilbert knapp in fünf Sätzen verloren. Danach gewann Boris Becker gegen Andre Agassi ebenfalls in fünf engen Sätzen, bevor er an der Seite von Eric Jelen auch das Doppel erfolgreich beendete. Den umjubelten dritten Punkt steuerte am dritten Tag schließlich Carl-Uwe Steeb bei, der Andre Agassi mit 3:1-Sätzen besiegte.

Zum dritten Mal gegen Schweden

Die Wiederauflage des Vorjahresfinales gegen Schweden war also perfekt. 1988 hatte Deutschland die Skandinavier in Göteborg besiegt, drei Jahre zuvor hatten die Nordlichter dagegen Deutschland einen früheren Triumph vor der Nase weggeschnappt und das damalige Finale in München gewonnen. Als Austragungsort für das dritte Finale gegen eine der damals stärksten Tennisnationen der Welt innerhalb von nur vier Jahren wählte der DTB schließlich Stuttgart aus.

Selbstverständlich war die dortige Schleyerhalle an den drei Finaltagen restlos ausverkauft. Und Patrik Kühnen erinnert sich an eine tolle Stimmung auf den Rängen und im deutschen Team: "Die Besonderheit am zweiten Davis-Cup-Sieg war sicherlich die, dass wir in Deutschland gewonnen haben. Vor heimischem Publikum haben wir unheimliche Begeisterung erlebt. Insofern war das für uns Spieler phantastisch und ich denke auch, dass das Erlebnis für die Zuschauer unglaublich war."

Perfekter Auftritt von Boris Becker

Der schwedische Tennisprofi Stefan Edberg (AP Photo/Gill Allen)
Stefan Edberg wurde von Becker regelrecht verprügeltBild: AP

Die Dramaturgie passte perfekt in den Rahmen. Mats Wilander hatte Schweden mit einem Fünf-Satz-Sieg gegen Carl-Uwe Steeb in Führung gebracht. Doch auf den damaligen Weltranglisten-Zweiten Boris Becker war Verlass. Er erteilte Stefan Edberg wie schon im Wimbledon-Finale fünf Monate zuvor eine Lehrstunde, gewann mit 3:0. Nachdem er auch im Doppel mit Eric Jelen gepunktet hatte, konnte der Leimener am Sonntag gegen Mats Wilander alles klar machen.

Ohne eine Spur von Nervosität fertigte der damals 22-jährige Rotschopf die ehemalige Nummer eins der Welt mit 6:2, 6:0, 6:2 ab. Nach dem verwandelten Matchball riss Boris Becker die Arme in die Höhe und schleuderte schließlich seinen Schläger in die begeisterte Menge. Minuten später antwortete er auf die Frage eines Reporters, ob dies das perfekteste Match seiner bisherigen Karriere gewesen sei: "Das überlege ich auch gerade. Und ich glaube, ich komme zu diesem Standpunkt." Boris Becker hatte 1989 neben Wimbledon vier weitere Turniere gewonnen, unter anderem das Grand-Slam-Turnier US Open in New York. Mit dem Triumph im Davis Cup krönte er ein überragendes Jahr.

Triumph ein Sieg des gesamten Teams

Das Kapitän des Davis-Cup-Teams, Niki Pilic +++(c) dpa - Bildfunk+++
Niki Pilic formte aus vier Einzelkämpfern ein TeamBild: picture alliance/dpa

Doch auch wenn alle immer nur von den grandiosen Leistungen von Boris Becker sprechen: Patrik Kühnen stellt im Rückblick klar, dass der Erfolg im Davis Cup immer auch ein Sieg des gesamten Teams war: "Natürlich hat Boris bei uns als Nummer-Eins-Spieler unglaublich gut gespielt. Das wussten wir und er hat sich da voll reingekniet. Trotzdem muss die Mannschaft was dazu beitragen. Ich denke, wir haben insgesamt als Mannschaft sehr, sehr gut harmoniert. Und ich denke auch, dass Boris sich mit uns als Teammitgliedern sehr wohl gefühlt hat."

Boris Becker gab das Kompliment schon damals, direkt nach dem Sieg gegen Schweden, an seine drei Freunde zurück. "Es spielt eine sehr große Rolle, dass man sich in den acht Tagen, in denen man praktisch Tag und Nacht zusammen ist, gut versteht. Dass keine Probleme aufkommen und dass man Spaß an der Sache hat. Und das ist auch ein Hauptgrund, warum es mir so gut geht im Davis-Cup-Team, weil wir alle vier gute Kameraden sind", sagte der damals wohl beste Spieler der Welt, nachdem der 18 Kilogramm schwere Pokal zum zweiten Mal in der 90-jährigen Geschichte des Wettbewerbs in die Vitrine des DTB gewandert war.

Patrik Kühnen: Erst Spieler, jetzt Teamchef

Zwar kannten alle vier das Gefühl des Triumphs im Davis Cup noch gut aus dem Vorjahr, trotzdem war die Freude nach dem Sieg in Stuttgart wieder riesengroß.

Zusammen mit Teamchef Niki Pilic wurde gefeiert, was das Zeug hielt. "Zweimal zu gewinnen war halt noch unglaublicher. Sicherlich war der erste Erfolg für uns alle viel emotionaler, aber die Freude war auch riesig groß 1989. Dann ging die Euphorie letztendlich weiter", sagt Carl-Uwe Steeb heute beim Blick zurück auf die Boomjahre im deutschen Profitennis vor 20 Jahren.

Carl-Uwe Steeb und Patrik Kühnen gewannen den Davis-Cup sogar noch ein drittes Mal. 1993 standen sie zusammen mit Michael Stich und Marc-Kevin Göllner im DTB-Team, das in Düsseldorf im Endspiel Australien 4:1 besiegte. Es ist bis heute der letzte Titelgewinn für die deutsche Davis-Cup-Mannschaft geblieben. Das deutsche Team wird seit 2003 von Patrik Kühnen als Teamchef geführt. Zuvor versuchten sich auch schon Boris Becker, Carl-Uwe Steeb und auch Michael Stich an dieser Aufgabe.

Autor: Uli Petersen
Redaktion: Wolfgang van Kann