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Kapitalismus-Kritik auf dem Kapitalisten-Treffen

26. Januar 2012

Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist nicht nur Treffpunkt von Politikern und Unternehmenslenkern. Auch Organisationen wie Amnesty International melden sich zu Wort. Und zwar mit teils heftiger Kritik.

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Visitors are reflected in window of the congress center, venue of the World Economic Forum (WEF) in Davos, January 26, 2012. REUTERS/Arnd Wiegmann (SWITZERLAND - Tags: POLITICS BUSINESS)
Weltwirtschaftsforum in DavosBild: Reuters

"Davos kann sich nicht leisten, ein selbstgefälliger Club für die Reichen und Mächtigen dieser Welt zu sein", sagt Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International, und ruft zu einer Demonstration in Davos auf. Das Motto: "Konzerne an die Leine". Selbstbewusst treten die Nichtregierungsorganisationen (NGO) beim Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Alpen auf und setzten ihre Themen auf die Tagesordnung. "Die Regierungen müssen Verantwortung übernehmen", fordert Shetty, und weiter: "Die Tätigkeit der Großkonzerne muss reguliert werden."

Schließlich fallen harte Worte wie "wirtschaftliche Gier, Korruption, menschenrechtswidrige Praktiken der Großkonzerne." Shetty lässt kein gutes Haar an den großen Unternehmen. Schließlich habe die jüngste Wirtschaftskrise rund 50 Millionen Menschen zusätzlich in die Armut getrieben. Differenziert wird hier nicht - und so spüren die in Davos versammelten Unternehmenslenker den rauen Wind, der ihnen entgegen weht. Sie sind in der Defensive, doch sie wollen sich damit nicht abfinden.

Handeln Unternehmen verantwortungsvoll?

Deloitte Touche Tohmatsu Limited (DTTL), ein weltweites Beratungsunternehmen mit rund 180.000 Mitarbeitern, präsentiert dementsprechend in Davos eine aktuelle Studie über den Einfluss von Unternehmen und Wirtschaft auf die Gesellschaft. Danach sind die meisten Manager davon überzeugt, dass ihr Unternehmen einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leiste.

Salil Shetty, Secretary General of Amnesty International (Foto:AP)
"Konzerne müssen an die Leine": Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty InternationalBild: AP

Allerdings, konstatieren die Autoren, müsse das besser kommuniziert werden. "Tatsächlich ist es so, dass die meisten Unternehmen schon jetzt einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten und Fortschritt unterstützen", sagt Heather Hancock, Managing Partner von DTTL. "Es sind doch die Unternehmen, die nachhaltiges Wachstum schaffen, die dafür sorgen, dass trotz des Bevölkerungswachstums genug Nahrungsmittel hergestellt werden, dass es Wohnungen und moderne Transportmittel gibt." Die Wirtschaft habe die Kraft, die wichtigen Themen anzugehen.

Profit ist nicht alles

"Die Gier der Konzerne hat gegenüber verantwortlichem und transparentem Handeln Vorrang erhalten", sagt dagegen Salil Shetty von Amnesty. Er fordert faire und umfassende Lösungsansätze zur Bewältigung der Krise und will Großkonzerne einer verschärften Kontrolle durch die Politik unterziehen.

Heather Hancock, Deloitte Touche Tohamtsu Limited (Quelle: Deloitte)
Unternehmen leisten viel für die Gesellschaft: Heather Hancock von DTTLBild: Deloitte Touche Tohamtsu Ltd

Zu diesen Themen haben die Autoren der DTTL-Studie auch 1000 junge Menschen befragt, die nach 1981 geboren wurden - allerdings ausschließlich Mitarbeiter von DTTL. Die jungen Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer fordern, dass persönliche Verantwortung, Unternehmensverantwortung und gesellschaftliche Verantwortung ganz dicht beieinander liegen müssen. Der Wert eines Unternehmens könne nicht nur am Profit gemessen werden, sondern auch daran, welchen gesellschaftlichen Beitrag es leiste.

Die Herausforderungen für die Manger werden also nicht geringer. Manchmal würde es schon helfen, wenn Unternehmenslenker und ihre Kritiker öfter miteinander reden würden. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos ist das in Ansätzen schon zu sehen.

Autorin: Manuela Kasper-Claridge, z.Zt. Davos
Redaktion: Henrik Böhme