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DDR-Funktionär gibt Doping von Minderjährigen zu

14. September 2010
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Thomas Köhler hat fast 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung als erster ehemaliger DDR-Sportfunktionär Doping von Minderjährigen zugegeben. In seiner am Mittwoch (15.09.2010) erscheinenden Autobiografie "Zwei Seiten der Medaille", berichtet der heute 70-Jährige von systematischem Staatsdoping, das auch vor Jugendlichen nicht halt machte. "Wenn Sportler bereits ab dem 16. Lebensjahr beteiligt wurden, geschah das vor allem unter Beachtung ihres biologischen Reifegrades", schreibt Köhler. Das sei vor allem im Schwimmen passiert.

Den Sportlern unterstellt der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) grundsätzlich eine Mitwisserschaft. "Alle Mittel wurden im Einvernehmen mit dem Sportler verabreicht. Mir ist aus meiner Tätigkeit im Leistungssport nicht bekannt, dass ein Trainer oder ein Sportler von oben angewiesen wurde, Dopingmittel zu verwenden", schreibt Köhler.

Laut Köhler waren kurz vor der Wende 90 Fachärzte in den Sportvereinen der DDR angestellt. "Die Vergabe von Medikamenten erfolgte unter strengster Beachtung der ärztlichen Sorgfaltspflicht." Schwere gesundheitliche Zwischenfälle oder sogar Todesfälle habe es in der DDR nicht gegeben. Diese Behauptung Köhlers ist jedoch durch die zahlreichen Prozesse von geschädigten DDR-Sportlern bereits widerlegt worden. (sf/dpa/sid)