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De Maizière zu Kurzbesuch an der Front

17. Juni 2011

Nach der beispiellosen Anschlagsserie gegen die Bundeswehr besuchte Verteidigungsminister De Maizière die Truppe in Afghanistan. Er ließ sich über die Operationsplanung informieren, vor allem bei einer Spezialeinheit.

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De Maizière mit weißem Hemd und Kappe in einer Gruppe von Uniformierten (Foto: dapd)
Minister De Maizière (3.v.l.) beim Rundgang durch das Feldlager in KundusBild: dapd

Sein zweiter Besuch als Verteidigungsminister am Hindukusch stand zunächst noch ganz im Zeichen der schweren Schläge, die die Bundeswehr in den vergangenen Wochen hatte hinnehmen müsssen. Vor dem Flug in den Norden Afghanistans hatte Thomas de Maizière im Bundeswehr-Zentralkrankenhaus in Koblenz Soldaten besucht, die bei den jüngsten Anschlägen verwundet worden waren. Und auch in den deutschen Stützpunkten Masar-i-Scharif und Kundus gedachte der CDU-Politiker zuerst der Gefallenen.

Die Bundeswehr hatte Ende Mai und Anfang Juni drei Anschläge innerhalb weniger Tage zu verkraften. Vier deutsche Soldaten wurden getötet und zwölf verletzt. Der Kommandeur für Afghanistan, Generalmajor Markus Kneip, war nur knapp mit dem Leben davongekommen.

Besuch bei der Elitetruppe "Task Force 47"

De Maizière vor Mauer mit Gedenksteinen und Fahnen (Foto:dapd)
Ehrendes Angedenken für die gefallenen deutschen Soldaten: Verteidigungsminister De Maiziere in KundusBild: dapd

De Maizière ließ sich, so teilte sein Ministerium mit, in der deutschen Basis Kundus auch bei einer Spezialeinheit der Bundeswehr über Organisationsplanung und Ausstattung sowie über die Lage vor Ort informieren. Zur Aufgabe der "Task Force 47" gehören etwa Kommandoaktionen zur Ergreifung hochrangiger Taliban. Dem Verband gehören Elitesoldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) und Aufklärer an. Außerdem wird er von Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes (BND) unterstützt.

Die "Task Force 47" ist seit Oktober 2007 in Afghanistan im Einsatz. Eine ihrer großen Erfolge war im September 2010 bekannt geworden, als man gemeinsam mit afghanischen Soldaten den hochrangigen Taliban-Führer Maulawi Roshan dingfest machen konnte. Roshan wurden zahlreiche Anschläge gegen die Nato-Truppe ISAF zur Last gelegt, er soll enge Verbindungen zur Taliban-Führung in Pakistan unterhalten haben.

Sind die Taliban wirklich geschwächt?

Die Einschätzung der realen Kampfkraft der Taliban hatte erst in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen gesorgt. De Maizières Pressestab sah sich veranlasst, Medienberichte zurückzuweisen, in denen es hieß, die Taliban seien laut geheimen Bundeswehr-Analysen doch gefährlicher als bisher angenommen. Das Ministerium stellte klar, man gehe ungeachtet der jüngsten Attentate von einer deutlichen Schwächung der Extremisten aus. Die Bundeswehr habe in ihrem Einsatzgebiet Erfolge erzielt und die Aufständischen zurückgedrängt.

Der Minister reiste bei seinem Kurzbesuch ohne Begleitung und ohne Pressekonvoi an den Hindukusch, was mit der im Umgang mit Sondereinheiten üblichen Geheimhaltung zu tun haben könnte. Beobachter merkten aber auch an, dass sich de Maizière mit den eher sachlich-fachlich ausgerichteten Inspektionen auch von seinem Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg abheben wolle. Diesem waren publikumswirksame "Inszenierung" seiner Afghanistan-Besuche vorgeworfen worden - vor allem nach der Aufzeichnung einer Talkshow im deutschen Feldlager in Masar-i-Scharif.

Autor: Siegfried Scheithauer (rtr,dapd,dpa)
Redaktion: Eleonore Uhlich