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"Deb du dubn da dap da"

Thorsten Karg, zurzeit Riga24. Mai 2003

Am Samstagabend (24. Mai 2003) geht im lettischen Riga der Grand Prix Eurovision 2003 über die Bühne. 26 Länder treten bei dem kultigen Wettbewerb gegeneinander an.

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Grand Prix Eurovision 2003 in RigaBild: Thorsten Karg

Am Grand Prix scheiden sich jedes Jahr die Geister. Ist er eine ernstzunehmende Sängerolympiade? Oder ein Festival der Peinlichkeiten und des schlechten Geschmacks? Irgendeinen Nerv muss der Grand Prix jedenfalls treffen – sonst würden ihn nicht Jahr für Jahr 300 Millionen Menschen weltweit am Fernseher verfolgen.

Schön – schrill – schrecklich?

Die Wettfreunde im lettischen Riga haben im Vorfeld des "Eurovision Song Contest 2003" einen klaren Favoriten: Russland. Drei zu Eins stehen die Wetten, dass die beiden Sängerinnen von t.A.T.u. mit ihrem Lied "Ne Ver" abräumen werden.

Das Lied ist ein zeitgemäßer, gut gemachter Popsong. Schon dadurch hebt er sich aus dem weichgespülten Grand-Prix-Einerlei ab. Und die beiden Skandalrockerinnen von t.A.T.u. wissen genau, wie sie auf der Klaviatur von Andeutungen und Ausschweifungen spielen müssen, um die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen: Die Sängerinnen kokettieren mit dem Image, lesbisch zu sein. Bei ihrer ersten Pressekonferenz in Riga gaben sie sich rüpelhaft, unkooperativ und beleidigten die Gastgeber – und waren prompt in allen Schlagzeilen. Journalisten und Fans in Riga spekulieren nun, mit welcher Provokation t.A.T.u. die wohlorganisierte Show am Samstag (24. Mai 2003) durcheinander bringen könnten.

Außergewöhnliches und Erstaunliches

Einige Länder stechen durch ungewöhnliche Beiträge aus der faden Eurovision-Sauce hervor. Ihnen gebührt allein deshalb Respekt. Sei es, dass sie sich dem Trend zu englischen Texten und weichgespülten Melodien widersetzen. Oder sei es, dass sie Künstler nach Riga geschickt haben, die in ihrer Heimat wirkliche Stars sind.

Die isländische Interpretin Birgitta beispielsweise ist in ihrem Heimatland die derzeit erfolgreichste Sängerin. Wenn sie beim Eurovisionfestival schlecht abschneidet, könnte das auch ihrer Karriere in Island schaden.

Stars auf ihre Art sind auch die Sänger Belgiens. Die Gruppe "Urban Trad" gilt seit Jahren auf Folk Festivals in ihrer Heimat als Sensation. Die Sänger kombinieren in ihrer Musik traditionelle und moderne Elemente. Ihr Eurovisionslied "Sanomi" erinnert stark an mittelalterliche Weisen und fällt völlig aus dem Schema der sonstigen Eurovisionstitel.

Der erstaunlichste Beitrag des diesjährigen Grand Prix' kommt aus Österreich. Der Kabarettist Alf Poier vertritt sein Land mit dem Lied "Weil der Mensch zählt". Im österreichischen Dialekt erzählt er darin von Tieren, die in einer Welt leben müssen, die der Mensch verunstaltet und verseucht hat.

Let's Get Happy

Lou, die deutsche Kandidatin für den Grand Prix Eurovision
Lou, die deutsche Kandidatin für den Grand Prix Eurovision 2003Bild: AP

Wie anders präsentiert sich da Deutschland dieses Jahr! Die 39-jährige Lou repräsentiert ihre Heimat mit dem Lied "Let's Get Happy". Der Song ist ein massenkompatibler Grand-Prix-Ohrwurm. Egal, ob man das Liedchen mag oder nicht – es ist so eingängig, dass man sich noch Stunden später dabei ertappt, wie man es vor sich hinsummt. Und der Text des Songs ist so einfach gehalten, dass ihn selbst Menschen mit geringsten Englischkenntnissen verstehen: "Deb du dubn da dap da - Let's get happy and let's be friends."

Anschalten und abschalten

Für Freunde von Geschichte, Kunst und Hochkultur ist der Grand Prix Eurovision nichts. Wer von diesem Schlagerfestival große Kunst erwartet, der kann genauso vergeblich bei McDonalds nach kulinarischen Raffinessen suchen.

Aber Vielleicht hat der lettische Komponist Peteris Vasks das richtige Rezept im Umgang mit dem jährlichen Ereignis: "Ja, ich schaue mir den Grand Prix an", sagte er unlängst. "Aber ich schalte den Ton aus! Mir gefällt die Abstimmungsprozedur - die finde ich sehr spaßig."