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Debatte um Nachfolge des Papstes

Peter Wozny22. Oktober 2003

Papst Johannes Paul II. ernennt heute (21. Oktober 2003) 31 neue Kardinäle - vier Monate früher als vorgesehen. Fällt damit schon eine Vorentscheidung über die Nachfolge für den Heiligen Stuhl?

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Wer kommt nach Johannes Paul II.?Bild: AP

Mit dem neunten Konsistorium während des Pontifikats von Johannes Paul II. steigt die Zahl der Mitglieder im "Senat" der Kirche auf 194. Von ihnen könnten jedoch nur die 135 unter 80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen.

Kardinäle erhalten purpurfarbenes Gewand

Die Ernennung der neuen Kardinäle erfolgt durch die öffentliche Verlesung der Namen, die Überreichung der Urkunden und die Übergabe des purpurfarbenen Biretts. Gleichzeitig erhalten die Würdenträger in Rom einen Titelsitz - eine Pfarrkirche oder eine Diakonie -, womit sie symbolisch zu Priestern oder Diakonen der Kirche von Rom werden.

Johannes Paul II. beeinflusst seine Nachfolge

Dass die Ernennung der Kardinäle vier Monate früher erfolgt als vorgesehen, lässt sich nach Einschätzung von Beobachtern auf den schlechten Gesundheitszustand des Papstes zurückführen. Möglicherweise rechnet der Heilige Vater damit, eine längere Zeremonie im Februar nicht mehr durchstehen zu können und möchte sichergehen, dass der Wahlausschuss (Konklave) nach seinem Tod einen Nachfolger findet, der seinen Vorstellungen entspricht.

Nächster Papst wieder ein Konservativer

Diese Absicht dürfte sich zumindest aus kirchenpolitischer Sicht erfüllen. Bereits vor Bekanntgabe der neuen Kardinäle galt als sicher, dass der Nachfolger von Johannes Paul II. ein Konservativer sein wird. Progressive Kirchenvertreter wie etwa der Mainzer Kardinal Karl Lehmann haben so gut wie keine Chancen. Denn der konservative Johannes Paul II. hat den Großteil der wahlberechtigten Kardinäle ernannt. Fortschrittliche Gottesmänner waren kaum darunter.

Herkunft des Nachfolgers noch offen

Woher der nächste Papst kommt, lässt auch die neue Kardinalskontingent offen. Denn das Kräfteverhältnis zwischen den Kontinenten hat sich nur geringfügig verändert. Die Europäer stellen mit 18 neuen Purpurträgern und nunmehr 66 wahlberechtigten Kardinälen weiterhin den Löwenanteil, besitzen aber noch keine absolute Mehrheit. Die erwartete Aufwertung Lateinamerikas blieb aus: nur drei neue Kardinäle von dem Kontinent, auf dem fast die Hälfte der Katholiken lebt. Mit 10,4 Prozent sind die Lateinamerikaner im Kardinalskollegium deutlich unterrepräsentiert. Aus Afrika und Asien kommen jeweils drei neue Kardinäle.

Kaum Chancen für deutsche Kandidaten

Ein Vertreter aus den Entwicklungsländern dürfte also in Zukunft eher geringe Chancen auf den Stuhl Petri besitzen. Ebenso unwahrscheinlich ist ein deutscher Papst, obwohl es derzeit sieben wahlberechtigte Deutsche gibt. Doch im Vatikan gilt Deutschland immer noch als das Land Martin Luthers. Außerdem gab es in jüngerer Vergangenheit abweichende Auffassungen der Deutschen in Bezug auf die Schwangeren-Konfliktberatung.

Beste Chancen haben dagegen nach wie vor die Italiener. Mit 23 wahlberechtigten Mitgliedern haben sie immer noch die größte Hausmacht. Außerdem saßen vor Johannes Paul II. 455 Jahre lang nur Italiener auf dem Heiligen Stuhl.

Ältere Kandidaten bevorzugt?

Auch ältere Kandidaten sollen größere Chancen auf die Nachfolge Johannes Pauls II. besitzen, glauben Beobachter. Nach 25 Jahren mit Karol Wojtyla als heiligem Vater könnten kürzere Pontifikate für mehr Bewegung in der reformbedürftigen Katholischen Kirche sorgen.

Zum Papst kann übrigens jeder römisch-katholische Mann gewählt werden, der die Priesterweihe erfahren hat. Er muss also nicht zwangsläufig aus dem Kollegium der Kardinäle hervorgehen oder zum Bischof geweiht sein.

Absprachen unter Kardinälen verboten

Sollte es tatsächlich in absehbarer Zeit in der Sixtinischen Kapelle zu einer Papstwahl kommen, so sind Beratungen, Absprachen und Versprechen im Vorfeld unter den Kardinälen verboten. Schließlich sollen sie sich bei der Wahl des 265. Mannes an der Spitze der Römisch-Katholischen Kirche ausschließlich von "Gottes Willen" leiten lassen. Das erschwert alle Vorhersagen.