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Gewalt-Exzess

3. Februar 2007

Nach dem Tod eines Polizisten durch einen Sprengsatz während eines Erstligaspiels in Sizilien, hat der italienische Fußballverband alle Spiele auf unbestimme Zeit abgesagt.

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Catania Fans versuchen sich vor Tränengas zu schützen
Catania Fans versuchen sich vor Tränengas zu schützenBild: AP

Zu den Ausschreitungen kam es während eines Spiels zwischen Catania und Palermo am Freitagabend (2.2.), als Anhänger beider Vereine sich vor dem Stadion in Catania Straßenschlachten lieferten. Ein 38 Jahre alter Polizist wurde getötet, mehr als 70 weitere Menschen erlitten Verletzungen. Der italienische Fußballverband (FIGC) berief noch am Freitag eine Krisensitzung ein und sagte alle Spiele der ersten und zweiten Liga für das Wochenende ab. Auch das Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft gegen Rumänien am Mittwoch und das der U21 gegen Belgien am Dienstag werden nicht stattfinden. Die Krawalle "haben nichts mit Fußball zu tun", begründete FIGC-Präsident Luca Pancalli die Entscheidung. "Wir können so nicht weitermachen."

Tote bei Fußballspiel in Sizilien
Palermo FansBild: AP

Sprengsatz auf Polizisten

Die Ausschreitungen waren offenbar von Anhängern Catanias geplant. Der Fernsehsender Sky TG24 zitierte einen verletzten Polizisten, wonach eine Gruppe Palermo-Fans plötzlich von Anhängern der gegnerischen Mannschaft angegriffen wurde. Nachrichtenagenturen zufolge wurden neun Catania-Fans festgenommen. Keinem von ihnen werde jedoch vorgeworfen, in den Tod des Polizisten verwickelt zu sein. Der 38-Jährige kam ums Leben, als ein Sprengsatz in seinen Wagen geworfen wurde. Der italienische Fußballverband erklärte, ein weiterer Polizist befinde sich in kritischem Zustand. Die Polizei setzte während der Krawalle Tränengas ein, das bis ins Stadion zog. Das Spiel wurde beim Stand von 1:0 für Palermo unterbrochen. Fernsehbilder zeigten, wie die Spieler nach Luft rangen und sich Wasser über die Gesichter schütteten. Nach dem Spiel, das Palermo mit 2:1 gewann, gingen die Ausschreitungen weiter. Hunderte Fans wurden am Verlassen des Stadions gehindert, um weitere Gewalt zu verhindern.

"Degeneration des Spiels"

Italiens Staatsführung hat am Tag nach dem Tod eines Polizisten bei Fußball-Krawallen auf Sizilien Entschlossenheit und Härte bei der Bekämpfung der Gewalt-Exzesse gefordert. Ministerpräsident Romano Prodi und Staatspräsident Giorgio Napolitano verurteilten die Gewalt und sprachen der Familie des Getöteten ihr Beileid aus. Es müsse ein deutliches Signal geben, um "die Degeneration des Sports" zu verhindern, erklärte Prodi. "Ich bin geschockt und unterstütze den Beschluss, die Meisterschaft zu stoppen. Man muss absolut reagieren und Maßnahmen ergreifen. Man kann die Stadien nicht mit Polizisten füllen", erklärte Prodi. Napolitano verlangte in seinem Kondolenzschreiben an die Familie des getöteten Polizisten Schritte gegen "die Gewalt, die die Werte des Sports verschmutzen und ein Affront gegen das zivile Gewissen des Landes ist".

Innenminister Giuliano Amato drohte unterdessen die Streichung von Polizei-Einsätzen bei Fußball-Spielen an. "Unter diesen Bedingungen werden wir nicht mehr für die Sicherheit der Begegnungen sorgen. Das Leben der Polizisten darf nicht aufs Spiel gesetzt werden", sagte das Kabinettsmitglied. (sams)