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Delegation begutachtet Atomanlage in Nordkorea

Daniel Scheschkewitz, Washington26. Januar 2004

Zum ersten Mal konnte eine US-Delegation im Januar eine Atomanlage in Nordkorea besichtigen. In einem Bericht an den Senat stellt sie fest: Nordkorea ist in der Lage waffenfähiges Plutonium herzustellen.

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Beschwörend: Atomwaffenexperte Siegfried HeckerBild: AP

Der frühere Leiter der Atomforschungsanlage in Los Alamos, Siegfried Hecker, und sein Team, dem auch zwei Beamte des US-Außenministeriums angehörten, hielten sich auf Einladung der Regierung vom 6. bis zum 10. Januar 2004 im Norden Koreas auf. Am 8. Januar besuchten sie den Komplex Yongbyon, wo die Betreiber 8000 Brennstäbe des stillgelegten Reaktors dem eigenen Bekunden nach aufbereitet haben.

Hecker und seinem Team wurde dabei auch ein Gefäß von der Größe eines Marmeladenglases gezeigt, von dessen Inhalt Hecker glaubt, dass es Plutonium gewesen ist. "Ich hielt also dieses Glas mit dem mutmaßlichen Plutonium in meiner Hand und musste feststellen, dass es warm war", berichtete Hecker vor dem auswärtigen Ausschuss des US-Senats. "Und der Direktor der Anlage sagte, das sei wegen des Isotopenverhältnisses von 240. Es sei ein niedriger Gehalt an 240er-Isotopen. Und wir wissen, dass je niedriger der Gehalt an 240er-Isotopen ist, desto besser lässt sich Plutonium zur Herstellung von Atomwaffen verwenden", fügte Hecker hinzu.

Material für rudimentäre Atombomben


Eine Atombombe selbst habe er nicht gesehen, sagte Hecker. Der Wissenschaftler fügte jedoch hinzu, es wäre naiv zu glauben, die Nordkoreaner verfügten nicht über die Fähigkeit eine rudimentäre Atomwaffe herzustellen. Die in Yongbyon gelagerten Brennstäbe ergäben genügend Material zum Bau von bis zu sechs Atombomben. Hecker bezeichnet den Atomreaktor zwar als veraltet, aber durchaus geignet, um seiner Aufgabe gerecht zu werden.

Nordkorea hatte die fünfköpfige US-Delegation Ende vergangenen Jahres eingeladen, um seine Verhandlungsposition bei den Sechs-Parteien-Gesprächen zu stärken, die im letzten August in Peking ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen waren. John Lewis, Professor an der Stanford-Universität, und wie Hecker in Nordkorea ebenfalls Teil der Delegation, glaubt, dass die Nordkoreaner weiter verhandeln wollen: "Das Plutonium-Problem kann noch gelöst werden. Das gilt für das gesamte Atomwaffenprogramm der Nordkoreaner und die Stillegung von Yongbyon." Vorausetzung sei das klare Versprechen der USA, dass Nordkorea nicht mehr als Achsen-Staat des Bösen behandelt wird."

USA bleiben bei harter Haltung

Nordkorea möchte von den USA gerne einen Nicht-Angriffs-Pakt und Hilfe bei der Erzeugung von Energie. Die USA weigern sich bislang mit dem kommunistischen Regime bilateral zu verhandeln und sprechen von versuchter Erpressung. Ein neuer Termin für die nächsten Sechs-Parteiengespräche, an denen neben den USA, Nord- und Sükorea, auch Russland und China teilnehmen, steht bislang nicht fest.