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Demjanjuk nach Deutschland abgeschoben

12. Mai 2009

Dem mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk kann der Prozess in Deutschland gemacht werden. Der 89-Jährige wurde nach langem Ringen von den Behörden in den USA abgeschoben und landete in München.

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John Demjanjuk (Foto: AP)
Der mutmaßliche NS-Verbrecher bei seiner Ankunft in DeutschlandBild: AP

Die Sondermaschine landete am Dienstag (12.05.2009) um 9:20 Uhr MESZ auf dem Münchner Flughafen. Demjanjuk wurde von einem Arzt und einem Pfleger begleitet. Nach seiner Festnahme wurde er ins Gefängnis Stadelheim gebracht. Demjanjuk war am Montagabend Ortszeit mit einem Krankenwagen von seinem Haus im US-Bundesstaat Ohio zur Einwanderungsbehörde in Cleveland gebracht worden. Im Fernsehen war zu sehen, wie vor dem Anwesen Demjanjuks eine durch ein Laken abgeschirmte Person zu dem Fahrzeug gebracht wurde.

Nach der Landung in U-Haft

John Demjanjuk(Foto: AP)
Muss sich vor der deutschen Justiz verantworten: John DemjanjukBild: AP

Die Staatsanwaltschaft München wirft Demjanjuk vor, während des Zweiten Weltkrieges als 23-jähriger Wachmann im deutschen Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Juden geleistet zu haben. Im März hatte das Amtsgericht München Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Am heutigen Dienstag soll in München zugleich der möglicherweise letzte Überlebende des Lagers Sobibor von einem Richter vernommen werden. Der heute 82 Jahre alte Thomas Blatt hatte als 15-Jähriger in dem Lager seine Eltern und seinen Bruder verloren und will in dem Prozess gegen Demjanjuk als Nebenkläger auftreten.

Menschenmenge hinter Flugzeugflügel (Foto: AP)
Der im Rollstuhl sitzende Demjanjuk wird in ein Flugzeug gehobenBild: AP

Jüdische Vertreter begrüßen die Abschiebung

Das Simon Wiesenthal Center und der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßten die Abschiebung. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, zeigte sich erfreut, dass Demjanjuk nun voraussichtlich der Prozess gemacht werden kann. "Kriegsverbrechen dieser Art verjähren nicht", sagte sie im deutschen Fernsehen. "Ich hoffe, dass er seiner gerechten Strafe zugeführt wird." Rabbi Marvin Hier, Vorstand und Gründer des Simon Wiesenthal Centers, sagte: "Jetzt muss John Demjanjuk sich endlich der Justiz für die unaussprechlichen Verbrechen stellen, für die er während des Zweiten Weltkriegs verantwortlich war - es wird wahrscheinlich der letzte Prozess gegen einen Nazi-Kriegsverbrechers sein."

Unter Verweis auf seinen schlechten Gesundheitszustand hatte sich Demjanjuk viele Wochen lang gegen die drohende Abschiebung juristisch zur Wehr gesetzt - letztlich ohne Erfolg, wie es nun scheint. Zuletzt hatte der mutmaßliche NS-Verbrecher sogar den Obersten Gerichtshof in Washington angerufen. (gri/mm/dpa/afp/ap/rtr)