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Der Absturz des Supermilliardärs

Fernando Caulyt / glh19. Juli 2013

Er wollte der reichste Mann der Welt werden. Jetzt hat der deutsch-brasilianische Großunternehmer Eike Batista mit Verlusten in Milliardenhöhe zu kämpfen - nicht ohne Folgen für seine Landsleute.

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Eike Batista und Dilma Rousseff (Foto: REUTERS/Ricardo Moraes/Files
Eike Batista und Dilma RousseffBild: Reuters

"Ich weiß noch nicht, ob ich ihn rechts oder links überholen werde, aber ich werde ihn überholen, das steht fest", sagte Eike Batista (im Bild oben mit Präsidentin Dilma Rousseff). Er wollte reicher, größer und besser sein als Carlos Slim - laut Forbes-Magazin der reichste Mann der Welt.

Als er diesen Satz aussprach, glaubte man ihm das aufs Wort. Das war Anfang 2011. Brasilien verzeichnete ein Wirtschafswachstum von 7,5 Prozent. Eike Batista stand noch auf Platz sieben der Liste des Forbes-Magazins der reichsten Menschen der Welt. Der Unternehmer symbolisierte den Aufschwung des südamerikanischen Landes: Eike Batista war charismatisch, ehrgeizig und mutig.

Zwei Jahre später und 93 Plätze weiter unten: Heute ist Eike Batista nur noch auf Platz 100 und weit davon entfernt, die vermögendste Person weltweit zu werden. Gemeinsam erlebte er mit Brasilien den Aufstieg und genauso geht es nun auch wieder mit ihm und dem Land bergab. Das Wirtschaftswachstum Brasiliens wird immer geringer, die Inflation steigt und nun kommen auch noch die politischen Proteste hinzu.

2011 lag das geschätzte Vermögen des brasilianischen Unternehmers Eike Batista bei 30 Milliarden US-Dollar. Mittlerweile ist es um rund zwei Drittel geschrumpft: Arm ist er trotzdem nicht. Aktuell schätzt das Forbes-Magazin sein Vermögen auf mehr als zehn Milliarden Dollar.

Gute Selbstvermarktung Eike Batistas

Eike Batista, Sohn eines brasilianischen Großunternehmers und einer Deutschen, wuchs in Brasilien auf und studierte dann in Deutschland. Bereits mit Anfang 20 führte er sein erstes Unternehmen. Sein Imperium, die Holding EBX, umfasste ursprünglich fünf Unternehmen, die in verschiedenen Bereichen - vom Bergbau bis zur Energie - tätig waren.

Carlos Slim (Foto: AP Photo/Marcelo Salinas)
Ihn wollte Batista gerne ablösen: Carlos SlimBild: AP

"Eike war sehr gut darin, seine Vision zu verkaufen. Sein großer Absturz kam, weil er es nicht geschafft hat, seine Pläne auch in die Tat umzusetzen", sagt Kerry Dolan. Die Forbes-Autorin ist mitverantwortlich für das jährlich von Forbes veröffentlichte Reichen-Ranking.

Wirtschaftsexperten bestätigen diese Einschätzung: Er versprach exorbitante Gewinne und konnte sie nicht einhalten. Das schreckte vor allem ausländische Investoren ab.

Zentralistische und eitle Unternehmensführung

"Ich war richtig geschockt, dass der Markt in den Jahren 2011 und 2012 die Aktien seiner Unternehmen so hoch bewertete", sagt Kerry Dolan. Batistas Erdölunternehmen OGX etwa wurde gehandelt, als würde es den Wert des größten brasilianischen Erdölproduzenten Petrobras bald übersteigen, obwohl die Produktion von OGX nur sehr gering sei, so Kerry Dolan. Batista plante, dass OGX bis zum Jahr 2013 zwischen 40.000 und 50.000 Barrel Öl am Tag produzieren sollte. Bis heute liegt die Zahl aber bei nur 10.000 Barrel pro Tag.

Andere werfen dem Unternehmer Eitelkeit und eine zu zentralistische Unternehmensführung vor. Er soll sich zu wenig Gedanken um die Kosten der geplanten Projekte gemacht haben und schüttete zudem extrem hohe Prämien an seine Manager aus - ohne sichtbare Ergebnisse von diesen zu verlangen.

"Er hat sich in den Medien zum Superchef hochstilisiert. Alle Entscheidungen, egal zu welchem seiner Unternehmen, wurden von ihm getroffen", sagt Adriano Pires, Vorstand des Brasilianischen Zentrums für Infrastruktur (CBIE) und fügt hinzu, dass so eine Art der Unternehmensführung in der heutigen Welt ein großer Fehler sei.

Keine weitere Hilfe von der brasilianischen Regierung

Angesichts der wirtschaftlichen Probleme hat Eike Batista nun eine Anleihe von umgerechnet 4,7 Milliarden US-Dollar von der Brasilianischen Entwicklungsbank (BNDES) erhalten.

Beobachter rechnen allerdings nicht mit weiterer staatlicher Unterstützung. "Die Regierung wird ihm jetzt nicht noch mehr helfen können", sagt Antônio Flávio Testa, Spezialist für Unternehmensstrategien bei der Getúlio Vargas Stiftung (FGV). "Die brasilianische Bevölkerung protestiert zurzeit gegen zu hohe Steuern, beschwert sich über verschwenderische Projekte und zu hohe Ausgaben der Regierung für die Wirtschaft, die nicht dem Volke zu gute kommen." Es werde sehr schwierig für Batista, sich angesichts dieser Situation wieder zu erholen, so Testa weiter. 

Eike Batista lachend (Foto: EPA/MARCELO SAYAO)
Da war seine Welt noch in Ordnung: Batista bei einer Hafeneröffnung im Jahr 2010Bild: picture-alliance/dpa

E.ON übernimmt Batistas Energiekonzern MPX

Der Großunternehmer versucht seine wirtschaftlichen Probleme nun anders zu lösen und verkauft derzeit zahlreiche Aktien seiner Firmen. Das Energieunternehmen MPX wird beispielsweise eine weitere Unterstützung von umgerechnet 360 Millionen Dollar vom deutschen Energieriesen E.ON erhalten. Damit steigt der Anteil E.ONs am brasilianischen Energiekonzern MPX auf über 36 Prozent, wodurch E.ON zum größten Anteilseigner des Unternehmens wird. Nachdem Batista alle seine Ämter im Aufsichtsgremium des Unternehmens niederlegte, stieg der Wert der Aktien gleich darauf deutlich an. 

Spezialisten sind sich einig darüber, dass zumindest ein Teil der ehrgeizigen Projekte Batistas überleben wird, allerdings unter der Federführung anderer Investoren. Den gleichen Vermögensstand wie im Jahr 2011 wird Batista mit seinem Konglomerat nur sehr schwer wieder erreichen können. Sein großer Traum, den reichsten Mann der Welt, Carlos Slim, vom Thron zu stoßen, wird wohl nicht wahr werden. Das sei schade, sagt Pires vom Zentrum für Infrastruktur. Schließlich seien dank Batista zahlreiche Arbeitsplätze entstanden. Und das sei es, was Brasilien brauche, meint Pires: Mehr Privatunternehmer und mehr Jobs im privaten Wirtschaftssektor.