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Der Problem-Airbus

Nina Werkhäuser10. März 2009

Eigentlich wollte die Bundeswehr ihre veralteten Transportmaschinen bald austauschen. Daraus wird in den nächsten Jahren nichts. Der Grund: Technische Probleme beim Airbus A400M.

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In Sevilla wurde der Airbus A 400 M schon präsentiert. (Quelle: AP)
Existiert bisher nur als Prototyp: Der A 400 MBild: AP

Wenn deutsche Soldaten in die Einsatzgebiete im Ausland verlegt werden, dann steigen sie in gut 40 Jahre alte Transportflugzeuge vom Typ Transall. Eigentlich sollte die Transall längst ausgemustert werden, doch der dringend benötigte Ersatz lässt auf sich warten. Der Airbus A400M wird vermutlich erst in einigen Jahren geliefert. Das hat der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, der am Dienstag (10.03.2009) seine Bilanz vorgelegt hat, inzwischen eingeräumt.

Computer-Simulation des geplanten A 400 M (Quelle: dpa)
So schön fliegt der A 400 M in der Computer-SimulationBild: picture-alliance / dpa

In diesem Jahr sollte der Militär-Airbus fertig werden, doch noch kann er nicht fliegen. Der Grund sind technische Probleme bei der Entwicklung der vier riesigen Propellertriebwerke. Kein Wunder also, dass man im Berliner Verteidigungsministerium derzeit nicht gut auf EADS zu sprechen ist.

Der für die Luftwaffe zuständige Sprecher Markus Krammel räumt zwar ein, dass es sich um ein völlig neues und sehr komplexes Triebwerk handelt. "Aber dennoch ist die Situation für uns unbefriedigend." Vor allem deshalb, weil die Bundeswehr bezüglich des Liefertermins völlig im Nebel stochert. Noch habe EADS nicht bekannt gegeben, wann der Airbus nun fertig werde, sagt Krammel. Die Bundeswehr habe sich aber schon auf die Ankunft des neuen Militärtransporters vorbereitet.

Flugunfähig nach sechs Jahren Entwicklung

Den Auftrag für das neue Transportflugzeug haben 2003 mehrere europäische Länder gemeinsam an EADS vergeben. So möchten Frankreich, Spanien und Großbritannien den Militär-Airbus ebenfalls in ihre Flotte aufnehmen. Deutschland ist mit 60 bestellten Maschinen der größte Kunde.

Soldaten der Bundeswehr besteigen eine Transall C-160 Transportmaschine (Quelle: AP)
Soldaten steigen weiterhin in veraltete FlugzeugeBild: AP

Ursprünglich waren sechs Jahre für die Entwicklung eines maßgeschneiderten Transportflugzeugs anvisiert worden - eine attraktive Perspektive für die Bundeswehr. Doch schon bald traten diverse technische Probleme auf. Schon ist von einer abgespeckten Sparversion des Militär-Airbus die Rede. Die will das Verteidigungsministerium aber auf keinen Fall. "Wir wollen den A400M so, wie wir ihn bestellt haben", sagt Sprecher Krammel.

Inzwischen rechnet Rüstungsexperte Sascha Lange von der Berliner "Stiftung Wissenschaft und Politik" nicht mehr mit einer Lieferung vor dem Jahr 2014. Aus seiner Sicht sei der Hersteller hauptverantwortlich für die Misere. "Man hat dort seit Jahren die Probleme gesehen und war sich dessen bewusst. Man hat aber aus bestimmen firmeninternen Gründen die besten Mitarbeiter in anderen Programmen konzentriert, zum Beispiel beim A 380."

Trotz aller Schwierigkeiten hätte EADS den Kunden früher reinen Wein einschenken sollen, meint die FDP-Verteidigungspolitikerin Elke Hoff. "Ein Industrie-Unternehmen darf nicht erst dann auf die Bremse treten, wenn schon sehr, sehr viel Geld verbraucht worden ist."

Ein Ausstieg ist unwahrscheinlich

Ein Transall-Transportflugzeug der deutschen Luftwaffe (Quelle: dpa)
Transallflugzeuge können noch nicht ausgemustert werdenBild: picture-alliance/ ZB

Da der Hersteller EADS seine Zusagen nicht erfüllt hat, könnte die Bundesregierung den Vertrag zum 1. April kündigen. Weder Deutschland noch andere Länder im Konsortium wollen jedoch von diesem Recht Gebrauch machen. Stattdessen soll der Luftfahrtkonzern noch einige Monate Aufschub bekommen, um einen verbindlichen Zeitplan vorzulegen.

An einen Ausstieg aus dem milliardenschweren Rüstungsprojekt glaubt in Berlin kaum jemand, auch nicht Rüstungsexperte Sascha Lange. Es gebe ein sehr großes politisches und wirtschaftspolitisches Interesse am Bau das A400M. "Es sind schon sehr viele Finanzmittel in das Projekt geflossen und die Produktionsstätten sind längst aufgebaut. Es wäre sehr schwierig, aus diesem Projekt noch vollkommen auszusteigen."

Tiefschlag für die europäische Rüstungspolitik

Auch wenn EADS jetzt Strafzahlungen drohen, hat sich die Bundesregierung durch den Vertragsabschluss mit EADS in eine Sackgasse manövriert. Den Nachteil hat die Bundeswehr, findet Oppositionspolitikerin Elke Hoff. Die Bundeswehr müsse in der Lage sein, ihre Aufgaben uneingeschränkt zu erfüllen. "Sie darf nicht Projekten hinterher hecheln, die auf lange Zeit nicht verfügbar sind." Hoff hielte es für besser, wenn die Bundeswehr bei Bedarf auch auf andere Hersteller zugreifen könnte.

Auf dem Markt wären andere Modelle verfügbar gewesen, aber es musste unbedingt eine europäische Neuentwicklung sein. Das bedeutet Mehrkosten für den Steuerzahler und Stress für die Bundeswehr, die weiter mit ihren 40 Jahre alten Transall-Maschinen fliegen muss. Und ganz nebenbei ist der Traum von einer erfolgreichen europäischen Rüstungspolitik weiter in die Ferne gerückt.