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Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira

11. Oktober 2001

Mit einem exklusiven Video von Osama bin Laden ist der arabische TV-Sender Al-Dschasira mit einem Schlag weltweit bekannt geworden.

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Al-Dschasira-Logo

Weil er das Video Bin Ladens ungekürzt und unkommentiert ausstrahlte, wird der Sender nun von einigen anderen arabischen Medien als "Sprachrohr Bin Ladens und der Fundamentalisten" beschimpft. Chefredakteur Mohammed Dschasim weist diesen Vorwurf jedoch zurück und beruft sich auf die Meinungsfreiheit. "Die El-Kaida-Gruppe brauchte ein Medium, um ihren Standpunkt klar zu machen und sie hat sich ohne Angst und Zögern für Al-Dschasira entschieden," sagt Dschasim.

Auch Oppositionelle kommen zu Wort

Grund für den Unmut dürfte sein, dass der 1996 im Ölemirat Katar gegründete Sender mit Korrespondenten in allen islamischen Ländern als einzige arabische TV-Station regelmäßig auch Oppositionelle aus dem Nahen Osten zu Wort kommen lässt. In den vergangenen Jahren interviewte der Sender mehrfach den mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden. Auch nach der Ausweisung aller westlichen Journalisten aus Afghanistan berichtet Al-Dschasira immer noch live aus Kabul und Kandahar. Ausführlich behandelt der Sender jeden Tag den Nahost-Konflikt, wobei er eindeutig Position für die Palästinenser bezieht.

Gegründet wurde der Sender, weil sich der neue Emir von Katar, Scheich Hamad Bin Chalifa El Thani, einen unabhängigen professionellen arabischen Sender wünschte. Kritische Berichte über das Herrscherhaus von Katar strahlte er bisher nicht aus. Ansonsten gibt es jedoch kaum eine arabische Regierung, die sich noch nicht über die unzensierte Berichterstattung beschwert hätte.

"CNN des Nahen Ostens" aus der BBC-Schule

Für politisch interessierte Araber ist der katarische Sender schon seit Jahren die wichtigste Informationsquelle. Al-Dschasira wird deshalb gerne als "CNN des Nahen Ostens" bezeichnet. Seine Redakteure nennen aber eher die BBC als Vorbild. Kein Wunder, denn die meisten Journalisten des Senders lernten ihr Handwerk eben dort. Mit seinen zu regelrechten Straßenfegern avancierten kontroversen Talkshows, bei denen gelegentlich auch Israelis oder amerikanische Politologen zu Wort kommen, hat der Sender die arabische Medienlandschaft revolutioniert.

Al-Dschasira heißt auf Deutsch "Die Insel". Das passt gleich im doppelten Sinne. Denn zum einen liegt der Sender auf der Arabischen Halbinsel. Zweitens ist er für viele so etwas wie eine einsame Informations-Insel im Meer der staatlich gelenkten Medien. Der TV-Kanal, der sein 24-Stunden-Programm aus der Hauptstadt Doha ausstrahlt und auch ein englisches Programm plant, finanziert sich vor allem aus Werbeeinnahmen und Zuwendungen des Staates Katar.