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Der Ball ist bunt

Mathias Bölinger20. März 2015

Der Deutsche Fußballbund will gegen Rassismus vorgehen und die Vereine stärker für Flüchtlinge öffnen. Dabei stehen ihnen nicht nur das deutsche Ausländerrecht, sondern auch die Fifa-Transfer-Regeln im Weg.

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Pressekonferenz Integrationsinitiative des DFB (Bild: dpa)
Rauball, Özoguz und Niersbach mit Ball und AdlerBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Der deutsche Fußball will auf die steigenden Flüchtlingszahlen in Deutschland reagieren. Im Jahr 2014 haben 200.000 Menschen in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Viele von ihnen werden für mehrere Jahre oder für immer hier bleiben. Auch in Regionen, in denen Vereine bisher wenig internationales Publikum hatten, kommen Männer und Frauen, Jungen und Mädchen an, die gerne mitspielen möchten. "Wir wollen Menschen, die ein schweres Schicksal hinter sich haben, mit offenen Armen und offenen Türen begegnen", betont Wolfgang Niersbach, der Vorsitzende des deutschen Fußballbunds. "Willkommen im Verein", heißt eine Initiative, die Flüchtlinge näher an den deutschen Amateurfußball heranführen soll.

Mein Freund ist Ausländer

Das Angebot ist Teil einer Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, die der DFB und die Ligen gestartet haben. Fernsehspots und ein Aktionstag in den Stadien sollen den deutschen Fußball so zeigen, wie ihn die Verbandsfunktionäre am liebsten sehen - tolerant, weltoffen und integrierend. "Die Spots sollen einen Denkanstoß geben", sagt Reinhard Rauball, der Präsident des Ligaverbandes. Man wolle insbesondere auch diejenigen erreichen, "die noch nicht davon überzeugt sind, dass Willkommenskultur unserem Land gut tut." Schirmherrin der Flüchtlingsinitiative ist die Integrations-Staatsministerin Aydan Özoguz.

Solche Kampagnen haben beim deutschen Fußballbund Tradition, seit die Fußballvereine unter dem Eindruck der Welle fremdenfeindlicher Anschläge Anfang der neunziger Jahre einen Aktionstag gegen Fremdenfeindlichkeit starteten. Damals druckten an einem Spieltag alle Vereine den Slogan "Mein Freund ist Ausländer" statt der Sponsorenmarken auf ihr Trikot - eine Botschaft auch an die Fantribünen, wo rassistische Parolen nicht selten zum ganz normalen Repertoire gehörten.

Heute stellt sich der deutsche Fußball gerne als großer Integrationsmotor dar. Die Fußballfunktionäre berufen sich auf Nationalspieler mit Migrationshintergrund wie Mesut Özil, Miroslav Klose oder Jerome Boateng, und werben für einen Fußball, der nicht nur selbst weltoffen ist, sondern auch immer mehr in die Gesellschaft hineinwirkt. "Die Strahlkraft des Fußballs ist so groß wie sie noch nie war", sagt Rauball. Angesichts des Mitgliederschwunds in Kirchen und Politischen Parteien werde der Sport als gesellschaftliche Gestaltungsmacht eine immer stärkere Rolle einnehmen. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir ein stabiler Player in gesellschaftlichen Fragen bleiben."

Fußballspielende Kinder (Bild: dpa)
So sieht sich der deutsche Fußball gerneBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

"Kleine Vereine überfordert"

Sollte der nächste Khedira, Özil oder Boateng allerdings gerade in einer Flüchtlingsunterkunft leben und bei einem deutschen Verein mitspielen wollen, steht erstmal ein Haufen Bürokratie am Anfang seiner Karriere. So kann es passieren, dass ein Dorfverein sich plötzlich mit den Finessen des deutschen Ausländer- und Asylrechts auseinandersetzen muss. Darf ein Asylbewerber trotz Residenzpflicht auf Auswärtsspiele mitfahren? Wie sind die Spieler versichert? Verstoßen Verein und Spieler gegen das Arbeitsverbot, wenn der Verein die übliche Aufwandsentschädigung für Ehrenamtliche zahlt? "Insbesondere kleine Vereine sind mit der Situation schnell überfordert", sagt Rauball.

Zu den Fragen des Ausländerrechts kommt außerdem, dass die Vereine in Konflikt mit den internationalen Transferregeln des Weltfußballverbands kommen können. Sobald ein Spieler aus dem Ausland bei einem deutschen Verein spielen will - egal ob als Feierabendkicker oder als Profi, gilt er als internationaler Transfer. Und für diese gelten strenge Bestimmungen. So sind internationale Transfers von Minderjährigen eigentlich verboten. Viele Vereine müssen deshalb für Jugendliche eine Freigabe von der FIFA beantragen. Über all diese Fragen klärt eine 24-Seitige Broschüre auf, die in den nächsten Wochen an die Vereine verteilt werden soll. Als Teil der Kampagne können Vereine bei der DFB-Stiftung Egidius Braun auch Geld beantragen, wenn sie den zusätzlichen Verwaltungsaufwand nicht alleine bewältigen können oder Trikots für die mittellosen Mitspieler anschaffen müssen. 1,2 Millionen Euro stehen zur Verfügung, um den Flüchtlingen das Mitspielen zu erleichtern.